GEISELNAHME UND SOZIALBETRUG: Aggressive Angehörige des Al-Zein-Clans in Düsseldorf vor Gericht

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Aggressionen auf der Anklagebank, Tränen im Zuschauerraum: Gegen mutmaßliche Angehörige des Al-Zein-Clans hat in Düsseldorf ein Prozess wegen Geiselnahme, bandenmäßigen Sozialbetrugs und weiterer Verbrechen begonnen. Angeklagt sind sieben Mitglieder einer libanesischstämmigen Großfamilie.

Alle Angeklagten hätten zu den Vorwürfen bislang geschwiegen, sagte Oberstaatsanwalt Stefan Willkomm am Mittwoch. Die Verteidiger signalisierten, dass sich daran zunächst nichts ändern werde.

Obwohl sie in Leverkusen in einer Villa mit 300 Quadratmetern Wohnfläche residierte und über erhebliches Vermögen verfügte, soll die Großfamilie zwischen 2014 und 2021 Sozialleistungen in Höhe von 456 000 Euro bezogen haben.

Laut Anklage werden den sieben Familienmitgliedern in wechselnder Beteiligung auch Raub, Steuerhinterziehung, schwere Körperverletzung, Geldwäsche, Erpressung und Zwangsarbeit vorgeworfen. Es drohen bis zu 15 Jahre Haft.

Schon seit 2019 war gegen Familienmitglieder ermittelt worden, verrät der Staatsanwalt. Vor einem Jahr hatte die Polizei die Villa schließlich mit einem gepanzerten Fahrzeug gestürmt und durchsucht, scharfe Schusswaffen gefunden, 360 000 Euro Bargeld beschlagnahmt. Der Fall hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt. Insgesamt rund 600 Polizisten waren an der Aktion in 15 Städten in Nordrhein-Westfalen beteiligt.

«Mit Einkünften aus Straftaten haben die Angeklagten ein erhebliches Vermögen angehäuft», sagt Staatsanwalt Radbod Tafaghodrad in Saal E 116 des Düsseldorfer Landgerichts, während er eineinhalb Stunden lang die Tatvorwürfe der Anklage auflistet. «Sie trugen Rolex-Uhren und fuhren Mercedes S-Klasse.»

Dennoch habe die Familie 26 Anträge auf Sozialleistungen für verschiedene Bedarfsgemeinschaften beim Jobcenter in Leverkusen gestellt. «Die Voraussetzungen lagen zu keiner Zeit vor», sagt der Staatsanwalt.

Noch weit schwerer wiegt der Vorwurf der Geiselnahme. Im September 2018 soll der Hauptangeklagte mit seinen Söhnen einen Mann in Düsseldorf in den schallisolierten Kellerraum einer Shisha-Bar verschleppt haben.

Immer wieder hätten mehrere Männer auf Befehl des Familienoberhaupts auf das Opfer eingeschlagen, um Informationen über seine Beziehung zu einer bestimmten Frau zu erpressen. Man werde ihn töten und im Wald vergraben, seine Schwester und Mutter vergewaltigen, sei dem Mann gedroht worden. Schaufeln hätten eindrucksvoll bereit gelegen.

Vom Inhaber einer Düsseldorfer Autowerkstatt habe der Clan 1000 Euro monatliches Schutzgeld gefordert. Um der Forderung Nachdruck zu verleihen, hätten Angeklagte ihn so sehr zusammengeschlagen, dass dieser stationär im Krankenhaus behandelt werden musste.

In Leverkusen sei einem Friseur vorgegaukelt worden, der Clan unterstütze ihn bei der Gründung seines eigenen Unternehmens. Tatsächlich sei er als billige Arbeitskraft ausgebeutet worden, dessen 70-Stunden-Woche mit 250 Euro abgegolten wurde.

Als der Friseur sich weigerte, weiter zu arbeiten, hätten sich vier Angeklagte vor dem Mann aufgebaut und ihm klargemacht, dass er nicht einfach kündigen können. Andernfalls werde ihm Schreckliches widerfahren.

Als sich der Betreiber einer Pizzeria in Essen hilfesuchend an den Clan gewandt habe, weil er mehrfach bedroht worden war, sei er vom Regen in die Traufe geraten. 30 000 Euro Schutzgeld habe der Hauptangeklagte gefordert - knapp 15 000 Euro seien schließlich bezahlt worden.

Schutz habe es dennoch keinen gegeben. Die Scheiben der Pizzeria und die Einrichtung seien von Unbekannten zerstört worden, was den Clan nicht daran gehindert habe, weitere 10 000 Euro Schutzgeld zu fordern.

Dann schildert der Staatsanwalt grausamste Szenen von Mord und Verstümmelung. Doch diese Taten gehen nicht auf das Konto des Clans: Bei den Szenen handelt es sich um Videos, die innerhalb der arabischen Großfamilie an Minderjährige verschickt worden sein sollen.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur: «Der Prozessauftakt wurde bei uns mit Spannung erwartet.» Ermittler hätten im Vorfeld «viele tausend Arbeitsstunden investiert». «Hier wird deutlich, warum mittlerweile jedes fünfte Verfahren der Organisierten Kriminalität einen Clan-Bezug hat.» Der Prozess zeige: NRW sei «kein Schlaraffenland mehr» für kriminelle Familienclans.

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