ISRAEL: Kommt es zum Zwei-Fronten-Krieg? Wie sich Erdogans Drohungen auf den Nahost-Krieg auswirken

ISRAEL: Kommt es zum Zwei-Fronten-Krieg? Wie sich Erdogans Drohungen auf den Nahost-Krieg auswirken

Clemens Wergin, WELT-Chefkorrespondent der Außenpolitik, erklärt im Interview die Hintergründe zu den Drohungen von Erdogan. Erdogan versuche seit Jahren, sich als Anführer der islamistischen Bewegung in der Region zu positionieren. Die Türkei dient seit vielen Jahren als Rückzugsgebiet für die Terrororganisation Hamas. Neben Katar ist die Türkei das wichtigste Standbein der Auslandsoperationen der Hamas und beherbergt den größten Teil des Hamas Investment Portfolios. Ursprünglich war ein Teil dieses Portfolios in Saudi-Arabien, bis die Saudis die Hamas aus dem Land warfen, woraufhin sie in der Türkei von Erdogan empfangen wurden. Erdogan hat eine lange Tradition der Zusammenarbeit mit militanten und terroristischen islamistischen Organisationen, was die schwierige Situation der Türkei als NATO-Mitglied noch verschärft. Wergin glaubt nicht, dass es zu einem Einmarsch der Türkei kommen wird, da es sich bei Erdogans Drohungen um heiße Luft handle. Dennoch wäre es wichtig, dass die NATO und die Bundesregierung klare Worte finden, um sich von Erdogans Alleingängen zu distanzieren.

Am Wochenende gab es einen schweren Angriff der Hisbollah aus dem Libanon auf Israel, bei dem es zu Toten und Verletzten kam. Israel hat klargestellt, dass es reagieren wird. Ein Zweifrontenkrieg steht bereits seit dem 8. Oktober im Raum, als die Hisbollah in den Konflikt eintrat. Seitdem beschießt die Hisbollah Israel mit Raketen und Drohnen. Israel reagierte bisher zurückhaltend und schaltete situativ Kommandeure der Hisbollah im Libanon aus. Diese Strategie hat jedoch nicht verhindert, dass die Hisbollah weiterhin Israel angreift, was nun zu einem Massaker an zwölf Kindern im Norden Israels geführt hat. Die Hisbollah bestritt zunächst die Verantwortung, da die getroffenen Kinder Drusen waren, ein drusisches Dorf im Golan, dessen Bewohner teilweise syrische Staatsbürger sind und eigentlich nichts mit dem Konflikt zu tun haben. Israel muss jetzt reagieren, da die Abschreckungswirkung gegenüber der Hisbollah deutlich erodiert ist und wiederhergestellt werden muss. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation an dieser Front entwickelt.

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