Alex Gruber: Mit den Ohren denken. Zu Adornos gesellschaftskritischer Ästhetik

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Alex Gruber: Mit den Ohren denken. Zu Adornos gesellschaftskritischer Ästhetik
Ein Vortrag, gehalten am Institut für Wissenschaft und Kunst, am 23. Mai 2024

In seinem 1935 in der Wiener Musikzeitschrift »23« erschienen Aufsatz »Zur Krisis der Musikkritik« versucht Adorno ebenjene Krise als objektive aufzuzeigen: nicht sei sie das subjektive Verfehlen des Gegenstands durch den in seinem Urteil fehlgehenden Kritiker, sondern allgemeine, gesellschaftliche produzierte Inhomogenität von Konsument und Produzent, von Kritiker aber auch Hörer auf der einen, Komponist und Werk samt Reproduktion, sprich: Aufführung auf der anderen Seite.

Diese musikalische »Entfremdung zwischen den Lebenden und ihrer Musik« will Adorno nicht als isoliert ästhetische verstanden wissen, sondern als Moment der allgemeinen gesellschaftlichen Entfremdung, in der Produktion, Zirkulation und Konsumtion, voneinander getrennte und nicht durch Vernunft vermittelte Bereiche darstellen. Die verselbständigt gegeneinander auftretenden Spähern sind vielmehr durch einen hinter dem Rücken der Einzelnen sich herstellenden und vollziehenden gesamtgesellschaftlichen Zwangszusammenhang krisenhaft aufeinander bezogen: »ihre innere Einheit [bewegt] sich in äußeren Gegensätzen« (Marx).

Adorno Krisenbegriff ist also auch in seiner Ästhetik ein an Marx geschulter, der die Krise als in der Warenform – der »Elementarform« des gesellschaftlichen Reichtums im Kapitalismus mit ihrem immanenten Widerspruch von Gebrauchswert und Wert, der sich verdinglicht im Geld darstellen muss – angelegtes Phänomen begreift. Ähnlich wie die Warenform und das Geld den einzelnen als verselbständigt gegenübertreten, stellen sich die Kunstwerke in der Gesellschaft den Einzelnen derart fremd gegenüber, dass diese sich in jenen nicht mehr wiedererkennen – und ihnen in Folge entweder bloß äußerliche Normen auferlegen oder ganz vor ihnen abzudanken.

In solcher Resignation vor ihrem inneren Formgesetz liegt denn auch die Möglichkeit zu jenen der Autonomie der Kunstwerke gegenüber ebenso unverbindlichen wie autoritär verfügten Erklärungen beschlossen, die man heutzutage allenthalben in der Kunstkritik findet, die Kunst habe dem Dialog, der Inklusion und dem Kitten gesellschaftlicher Spaltungen zu dienen.

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