Glocken im Ulmer Münster

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Das Ulmer Münster, Hauptkirche, Mittelpunkt und Wahrzeichen der Stadt an der Donau, sowie Meisterwerk deutscher Gotik, verfügt in seinem Hauptturm, dem höchsten Kirchturm der Christenheit, über insgesamt 13 Glocken, von welchen zehn das eigentliche Geläute der Kirche bilden. Die Geschichte des bemerkenswerten Ensembles reicht dabei mehr als 700 Jahre, noch vor die Grundsteinlegung des Münsterbaus, zurück. Die beiden ältesten Instrumente, die Schwör- und die Landfeuerglocke hingen ursprünglich jedoch in zwei anderen Kirchen der Stadt. Um 1400 kam letztere in den Turm, kurz nach der wohl bekanntesten Münsterglocke, die in der 1. Hälfte des 14. Jh. gegossen wurde: der Schwörglocke. Ein Riss am Obersatz, der bereits kurz nach ihrem Guss entstand, wurde - für die damalige Zeit sehr fortschrittlich - geklammert. So konnte sich ihr einzigartiger Klang bis in unsere Zeit erhalten, ertönt jedoch nicht mit anderen Glocken, sondern seit jeher solistisch am Schwörmontag - von Hand geläutet. Mit dem ersten, größeren Glockenguss für das Münster wurde im Jahr 1454 der Reutlinger Meister Eger beauftragt. Der Hauptturm war inzwischen bis zur Glockenstube fertiggestellt, sodass die neu entstandene Predigt- und die bis heute erhaltene Gr. Betglocke am 16. 10. 1454 erstmals geläutet wurden. Frick (1781) und Nübling (1877) beschreiben den weiteren Werdegang des "durch seine Harmonie weit berühmten" Münstergeläutes, das sich von alters her aus acht Glocken zusammensetzt. Neben den bisher aufgeführten Läuteglocken, erwähnen sie die Frühglocke (jetzt: Tor, 1931 in den Oktogon verbracht), zwei abgegangene Glocken von 1549 und das jüngste Instrument - die Betstund (Leichenglocke), die 1678 in Lindau umgegossen wurde. Beide führen auch die nicht zum Geläute gehörigen Glocken im Oktogon der Türmerstube auf. Erst mit der Vollendung des Münsterturmes ergaben sich wieder Veränderungen im Bestand: Um 1890 wurde eine gewaltige Eisenkonstruktion errichtet, die bis heute das Geläute trägt. Zum 400. Reformationsjubiläum Ulms hatte man 1931 zudem neue Glocken, darunter die Dominica, zur Entlastung des Altbestandes in der Stuttgarter Fa. Kurtz gießen lassen. Nur elf Jahre später mussten zu Rüstungszwecken sämtliche Kurtz-Glocken, mit Ausnahme der klanglich herausragenden Dominica, eingeschmolzen werden. So ist es nicht verwunderlich, dass 1956 wiederum die Gebr. Kurtz den Auftrag zur Schaffung des gegenwärtigen Münstergeläutes erhielten und das hist. Ensemble beispielhaft um fünf Glocken ergänzten. Nachdem ab 2006 der korrodierte Glockenstuhl, die Gr. Bet- und die Landfeuerglocke aufwändig saniert werden mussten, konnten die Münsterglocken zu Ostern 2009 wieder, schöner denn je, erklingen. Die einmalige Zusammenstellung des Geläutes, die einzigartige Klangsprache der verschiedenen Instrumente - stellvertretend seien der dämonische Klang der Betglocke, die außerordentliche Klangfülle der Dominica und die fundamentale Wirkung der Gloriosa genannt - ermöglicht, in Kombination mit der fantastischen, halligen Akustik des gotischen Glockenraumes eine erhabene Klangwirkung, die als harmonisches Gesamtkunstwerk der Bedeutung des Münsters mehr als gerecht wird.

Gl. 1 | Gloriosa | as°-4 | 4912 kg | 1986 mm | Kurtz, Stuttgart (1956)
Gl. 2 | Dominica | b°-5 | 4301 kg | 1860 mm | Wilhelm Kurtz, Stuttgart (1931)
Gl. 3 | Gr. Bet | c'-5 | 3800 kg | 1710 mm | Hans Eger, Reutlingen (1454)
Gl. 4 | Leichen | des'-3 | 1750 kg | 1420 mm | Leonhard und Peter Ernst, Lindau (1678)
Gl. 5 | Kl. Bet | es'-7 | 1766 kg | 1395 mm | Kurtz, Stuttgart (1956)
Gl. 6 | Kreuz | f'-7 | 1248 kg | 1245 mm | Kurtz, Stuttgart (1956)
Gl. 7 | Landfeuer | as'-3 | 900 kg | 1135 mm | ubz. (14. Jh.)
Gl. 8 | Tauf | b'-6 | 506 kg | 923 mm | Kurtz, Stuttgart (1956)
Gl. 9 | Schied | c'' | 343 kg | 816 mm | Kurtz, Stuttgart (1956)
Gl. 10 | Schwör | ~c' | 3500 kg | 1635 mm | ubz. (1. H. 14. Jh.)
im Oktogon: drei, nicht läutbare Glocken von 1414 (Schlag), 1644 (Tor) & 1606 (Arbeit)

Das Ulmer Münster, ab 1377 im Herzen der Stadt als Bürgerkirche und Ersatz für die alte Pfarrkirche vor den Stadttoren erbaut, verfügt nicht nur über eine reichhaltige Ausstattung, die, wie ein Großteil der Bausubstanz, von kriegerischen Auseinandersetzung in großen Teilen verschont blieb, sondern mit einer Höhe von 161,53m auch über den höchsten Kirchturm der Welt. Als das Münster 1530 lutherisch wurde, waren Hauptschiff und Chor bereits fertiggestellt - der Hauptturm jedoch nur in Teilen. Mehr als 300 Jahre vergingen, bevor der Münsterbau mitsamt seinem Hauptturm bis 1890 endlich vollendet werden konnte.

Ablauf:
00:00 Eindrücke aus dem Münster, as° b° ~c'
03:00 Einzelglocken
28:45 Festgeläut

Herzlich danken möchte ich Münstermesner Roller und Fr. Heilbronner für die freundliche Unterstützung der Aufnahmen, sowie Felix für seine Begleitung.
Quellen:
*1 Nübling, Gebr.: Münster in Ulm, 1877.; *2 Frick, Elias: Templum Parochiale Ulmensium, 1781.; *3 Flyer: Münster. Glocken.
Text, Ton & Bild: Ben Schröder, "Glockenzeit".

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