Altersarmut - Arbeiten bis ins Grab? (Dokumentation, 2010)

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„Die Rente ist sicher!“ sagte Norbert Blüm einst in den 80er und 90er Jahren mehrfach in aller Öffentlichkeit. In den Ohren vieler Rentner von heute müssen die legendären Worte des damaligen Bundesministers für Arbeit und Soziales aber wie Hohn und Spott klingen. Für viele Rentner in Deutschland reicht ihre Rente schon heute nicht mehr zum leben. Noch sind es statistisch gesehen unter 3 Prozent – etwa 400.000 Menschen der derzeitigen Rentnergeneration, weil sie die Grundsicherung - also Hartz IV im Alter - beantragt haben. Faktisch sind es aber bereits 2 Millionen, die sich am oder unter dem Existenzminimum bewegen. Und die Prognosen versprechen keinerlei Besserung - im Gegenteil. Die Altersarmut in Deutschland wird stark ansteigen!

Ein Film von Karl Alexander Weck
© 2010, Lizenz Medienkontor

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Paradoxerweise hat Norbert Blüm dennoch nicht gelogen. Die Rente scheint sicher – die Frage ist eben nur, in welcher Höhe? Das liegt am recht komplizierten Verfahren zu Berechnung der staatlichen Rente, bei der im Leben keine realen Eurobeträge von den Beitragszahlern für sich selbst gesammelt werden, sondern sogenannte Entgeltpunkte. Das ist ein theoretischer Wert, der zum Renteneintritt mit einem realen Eurobetrag versehen wird. Dass die Entgeltpunkte im Verlauf und am Ende von der Politik manipuliert werden können wissen allerdings die wenigsten. Mehrere Rentenkürzungsrunden haben den Wert über die Jahre bereits beträchtlich gesenkt. Und das wird weitergehen, denn die geburtenstarken Jahrgänge der Nachkriegszeit drängen demnächst in die Rente. Das bringt den Generationenvertrag ins Wanken. Aus ihm ist das Umlageverfahren abgeleitet auf dem das deutsche Rentensystem beruht.
Im Umlageverfahren finanziert die jeweils arbeitende Generation mit ihren Beiträgen die Renten der jeweiligen Rentnergeneration. Es werden keine Rücklagen gebildet. Die Gelder kommen auf der einen Seite rein und gehen direkt auf der anderen Seite schon wieder raus. Der demographische Wandel hat das Umlagesystem in seiner bisherigen Form an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit gebracht. Immer mehr Rentner müssen durch immer weniger Beitragszahler finanziert werden. Die Beiträge reichen schon jetzt nicht mehr zur Finanzierung der Renten. Über 80 Mrd. Euro muss der deutsche Staat jährlich aus Steuermittel in die Rentenkasse zuschießen, um die Rentenzahlungen zu sichern.
Die alternde Gesellschaft ist aber kein deutsches Problem, sondern eines der meisten europäischen Staaten. Es müssen Lösungen gefunden werden, um den Kollaps der Rentensysteme zu verhindern und eine Massenarmut der zukünftigen Rentnergenerationen vorzubeugen. Frankreich und Deutschland haben deshalb die Lebensarbeitszeit ihrer Bürger um zwei Jahre erhöht. Während in Deutschland jetzt bis 67 gearbeitet werden muss, reichen den Franzosen nach der neuen Regelung noch 62 Jahre bis zur Rente. Dennoch hat der Verlust der frühen Rente in Frankreich im Herbst 2010 zu Massenprotesten geführt, die das komplette Land lahm legten. Länger arbeiten für weniger Rente wollten die Franzosen nicht akzeptieren. Doch auch die Deutschen murren langsam über die neue Rente mit 67, denn in vielen Berufen kommt die Neuregelung einer faktischen Rentenkürzung gleich. Nur wenige erreichen schon jetzt bislang gültige Renteneintrittsalter von 65 Jahren, weil ältere Arbeitnehmer bisher am Arbeitsmarkt kaum eine Chance hatten. Ändert sich das nicht, schrumpfen die Renten weiter durch hohe Abschläge, die eine Arbeitslosigkeit vor der Rente oder Frührente verursachen.
Edeltraut Hermann kann ein Lied davon singen. Die 69-jährige gelernte Säuglingskrankenschwester wurde durch die Insolvenz ihres letzten Arbeitgebers arbeitslos. Aus der Arbeitslosigkeit ging es für Edeltraut Hermann in die Frührente. Nun hat sie nach 37 Beitragsjahren keine 800 Euro Rente zur Verfügung. Um ihren Lebensunterhalt zu sichern, geht sie Pfandflaschen sammeln – das Jahr über. Das bringt ihr im Sommer etwa 20 Euro die Woche zusätzlich – im Winter oft nur die Hälfte.
Doch auch in Frankreich reicht die Rente, vor allem in der teuren Hauptstadt Paris – oft nicht zum Leben. Obwohl sie mit ihrer kleinen Rente und der Witwenrente ihres verstorbenen Mann über der Mindestrente liegt kann Genevieve Beynel dort nicht überleben. Sie muss weiter mit 78 Jahren weiter arbeiten und verdingt sich in der Nachbarschaft unter anderem als Putzfrau.
Dabei geht es der heutigen Rentnergeneration nach Meinung der Experten noch vergleichsweise gut. Zukünftige Generationen werden noch wesentlich schlechter wegkommen. Fast 7 Millionen Hartz IV Empfänger haben wenig Aussicht auf eine Rente oberhalb der Grundsicherung und selbst Hochqualifizierte finden keine vernünftig bezahlte Arbeit, um in die Rentenkasse einzuzahlen oder sich gar private Vorsorge leisten zu können. Und auch in Deutschland weitet sich der Niedriglohnbereich immer weiter aus.

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