Wie ein «Hilfswerk» versuchte die jenische Kultur auszulöschen

Das Programm «Kinder der Landstrasse» galt als Hilfswerk, aber es zerstörte zwischen 1927 und 1973 hunderte Leben. Gegründet hatte das Programm Alfred Siegfried – ein ehemaliger Lehrer, der zuvor wegen «Vornahme unzüchtiger Handlungen mit einem Schüler» seine Anstellung verloren hatte.

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Von diesem Kindesmissbrauch wusste man bei der Stiftung Pro Juventute offenbar nichts, als man ihn zum Leiter der Abteilung Schulkind machte. Aber aus seinen rassistischen Motiven machte Siegfried keinen Hehl, wie ein Auszug aus einem Vortrag («Über die Bekämpfung der Vagantität») von 1943 zeigt:

«Wer die Vagantität erfolgreich bekämpfen will, muss versuchen den Verband des fahrenden Volkes zu sprengen, er muss, so hart das klingen mag, die Familiengemeinschaft auseinander reissen. Einen anderen Weg gibt es nicht. Wenn es nicht gelingt, die einzelnen Glieder auf sich selbst zu stellen, so werden sie über kurz oder lang wieder von ihrer Sippe eingefangen, alles, was man für sie getan hat ist verloren.»

Manche Experten werten das Programm «Kinder der Landstrasse» heute als kulturellen Genozid. Aber Alfred Siegfried – und später sein Nachfolger – konnten während Jahrzehnten jenischen Familien nachstellen, im Namen der ehrwürdigen Stiftung Pro Juventute und mit dem Segen der Behörden und der gutbürgerlichen Schweiz.

Erst 1972 deckte der damalige Beobachter-Redaktor Hans Caprez den Skandal um die «Kinder der Landstrasse» auf. Im Video schildert der heute 80-Jährige Caprez, wie die Geschichte damals an ihn herangetragen wurde – und welche Reaktionen die Veröffentlichung auslöste.

👉 Hier gehts zum aktuellen Artikel (und einem Dossier mit den Original-Artikeln der Enthüllungsgeschichte von 1972): https://www.beobachter.ch/kinder-der-...

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▪ Video: Jenny Keller, Balz Ruchti, Sven Wüst

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