50 Jahre VW Golf

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50 Jahre VW Golf - Weniger ist mehr

Man könnte sagen: Er ist ein Biedermann. Der Begriff klingt nach Langweile. Da ist was dran. Oder diese Einschätzung: Seine Ausstrahlung ähnelt der eines Schwarzbrots. Auch nicht ganz abwegig. Man könnte ihn aber auch so beschreiben: Er ist ein zeitloses Geschöpf, das nicht auffällt und sich unter anderem deswegen massenhaft verbreitet hat. Das trifft‘s wohl am besten. Gemeint ist der VW Golf, der am 29. März 1974 erstmals vom Band in Wolfsburg lief und der den Konzern nach zwei katastrophalen Jahren vor dem Ruin rettete.



Rätsel & Hintergründe bei Golf

Rätseln dürfte hingegen viele an Hintergründen interessierte Besitzer bis heute darüber, wie das Kunststück gelingen konnte, einem schnöden Fortbewegungsmittel weltweit diesen Evergreen-immer-gut-angezogen-Kultstatus zu verpassen. Ein Teil der Erklärung ist sicher die, dass der Wagen wegen seiner modernen Technik, der Zuverlässigkeit, der Anspruchslosigkeit und dem Platzangebot zur Ikone des Kompaktwagensegments aufstieg wie Nivea für Handcremes oder Tempo für Papiertaschentücher stehen.

Andererseits, und das ist in der Wahrnehmung der Zielgruppe längst verschüttet, wurde dieser Nimbus nicht zuletzt auch durch ein massives und viele Millionen teures Werbedauerfeuer auf allen Medienkanälen erreicht. Die Abbildungen in den Anzeigen wurden sorgsam inszeniert. Nicht irgendein Foto des Golf und eine mehr oder weniger stümperhafte oder marktschreierische Textzeile weckten die Aufmerksamkeit, sondern der Hauptdarsteller war eingebettet in eine kleine Geschichte, die in Sekundenschnelle erfasst werden konnte. Garniert mit pfiffigen, frechen, selbstbewussten oder auch provokanten Schlagzeilen. Dabei standen selten die Motorstärke oder die Höchstgeschwindigkeit im Mittelpunkt. Wichtiger war der auf den Bauch zielende und ungeschriebene Subtext: „Einer für alle“. So wurde die Millionen Menschen umfassende Zielgruppe 1974 zur Markteinführung mit der treffenden Zeile „Ein Auto für breite Kreise“ angesprochen. Dazu ein Bild, das den Golf von vorne und halb von oben zeigte, aus dessen vier geöffneten Türen jeweils ein Mensch in die Kamera schaute. Oder im gleichen Jahr die Variante mit dem flapsigen Spruch: „Der neue Volkssport: Golf.“ 1975, als eine Sparwelle durchs Land schwappte, hieß es in großformatigen Farbinseraten schmissig: „Fahren Sie Golf. Benzin ist teuer“. Und für die knausrige Dieselversion texteten die Werbestrategen gekonnt: „Das Sechs-Liter-Auto.“ Mitte 1976, als die scharfe GTI-Version mit 110 PS und 184 km/h Spitze antrat und zum Autobahnschreck werden sollte, hieß es auf Doppelseiten: „Auto, Motor und Spurt“ – in Anlehnung an ein automagazin fast gleichen namens. Am griffigen Sportlenkrad dieses heißen Ofens hat so mancher Jungspund mit großer Lust die stärkeren und behäbigeren Spießer-Limousinen vom Schlage eines Ford Granada oder Opel Rekord verblasen.

Werbeanzeigen & Kaufverträge

Diese gekonnten Anzeigen-Kompositionen erzeugten nicht nur Neugierde und stoppten das instinktive Bedürfnis rasch weiter zu blättern. Fast immer schmunzelten die Betrachter auch wegen der pfiffigen Ideen in Bild und Text. So hämmerten sich die kühlen technischen und konstruktiven Qualitäten des Wagens unmerklich ins Unterbewusstsein potentieller Neukunden. Was viele Interessenten schlussendlich zur Unterschrift auf dem Kaufvertragsformular verführte, war ein psychologischer Faktor: Der, dass man sich mit dem Auto sozusagen gut angezogen fühlen konnte.

Acht Modelle ohne Revolutionen

Diese Schlichtheit gilt in Fachkreisen der Verkaufspsychologie als der eigentliche Schlüssel des Welterfolgs. So haben sich bis Ende 2023 mehr als 37 Millionen Kunden weltweit für ihn entschieden. Ein ehemaliger VW-Chefdesigner beschrieb das strenge Formgebungsrezept so: „Ein neuer Golf darf optisch nie eine Revolution sein. Dadurch würde das Vorgängermodell alt aussehen. Das würde den Besitzern nicht gefallen. Man muss sehr behutsam vorgehen.“ Was nicht ausschließt, dass in der großen und nahezu gleich eingekleideten Golf-Familie auf potente Brüder verzichtet werden muss.
Zahlen & Ansprüche
In die Jahre gekommen blätterte schließlich der Lack des Erfolges auch am Golf trotz ständiger Verbesserungen hier und da ab. Vor allem, weil die Konkurrenten in der Kompaktklasse, die durch ihn überhaupt erst gegründet worden war, immer zahlreicher wurden.
Fazit: Aktuell stehen also bei VW ähnlich große Veränderungen an wie in den 70zigern. Diesmal gilt es aber nicht nur ein Modell erfolgreich weiterzuführen, sondern dabei auch auf den richtigen Antrieb zu setzen und die übermächtige Konkurrenz aus dem Reich der sogenannten Mitte nicht übersehen. Und last but not least das Unvermögen der aktuellen ideologischen Politik.

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