Dorfkind "404" Error: Wenn Kindheit offline war

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Mein Podcast heute - ein paar Gedanken über meine Kindheit, die so ganz anders war als das, was heute als "aufwachsen" bezeichnet wird. Klar, vor 560 Jahren (oder zumindest fühlt es sich so an) tickten die Uhren noch ganz anders. Während die heutigen Kids mit Glasfaser und Smartphones groß werden, war meine Kindheit ein ständiger 404 Error: Verbindung nicht gefunden. Kein Netz, keine Ahnung, und im Zweifelsfall auch kein Bus ins nächste Kaff. Wenn überhaupt ein Bus fuhr, dann war er entweder zu früh, zu spät oder er hielt einfach nicht, weil der Fahrer offenbar überzeugt war, dass niemand freiwillig das Dorf verlassen wollte.

Aber hey, wir waren froh, zu überleben. So war das damals: Überleben hieß Holz hacken, Wasser schleppen und aufpassen, dass man nicht von der großen Gans des Nachbarn attackiert wird. Die Gänse waren unsere Sicherheitskameras – immer wachsam, immer bereit, dir hinterher zu schnappen. Falls das nicht reichte, hatten wir noch die alte Frau Schmidt, die aus ihrem Küchenfenster spähte und besser informiert war als jeder Facebook-Algorithmus. Datenschutz? Vergiss es. Frau Schmidt wusste nicht nur, dass du die Schule geschwänzt hast, sie wusste auch warum und wann du das nächste Mal vorhattest, genau das zu tun.

Ja, ich habe die Schule geschwänzt. Ganz bewusst. Eine Form der Rebellion, die mich zu einem Pionier des Dorfpunk-Nonkonformismus gemacht hat. Statt brav Matheformeln zu pauken, habe ich beschlossen, das Weite zu suchen. In der Theorie. In der Praxis hieß das, hinter der alten Scheune zu sitzen und darauf zu hoffen, dass keiner der Hühner mir ans Bein pinkelt. Meine Eltern? Die waren voll damit beschäftigt, irgendwie den Alltag zu stemmen. Schulschwänzen? Ach, das war nur eins von vielen Problemen, das irgendwo zwischen „Der Heuwagen hat, einen Platten“ und „Der Hund hat schon wieder den Postboten gebissen“ vergraben lag. Priorität: niedrig. Interesse: kaum vorhanden.

Und so saß ich da, das Dorfkind mit chronischem 404-Error. Fehlende Daten, keine Verbindung. Die echten Influencer waren die Dorfältesten, die einem erzählten, dass es früher eh alles besser war. Ganz ehrlich? Vielleicht war es das sogar. Weniger Geschrei, weniger Druck, weniger Mobbing – zumindest nicht über Social Media. Nur das traditionelle Mobbing – man nannte es damals Erziehung oder, im besten Fall, "guter Rat". Von höchster Stelle natürlich. Wenn der Bürgermeister dir auf dem Weg zur Schule hinterherrief, dass du "noch weniger Verstand als die Kuh im Graben" hast, dann war das halt so.

Vielleicht ist das der Grund, warum ich heute einen Podcast mache. Eine Art späte Rache. Ein digitales "Ich bin noch da!" an alle, die dachten, ich würde niemals über die Dorfgrenze hinauskommen. Jetzt bin ich hier, online, und rede über meine Kindheit. Immerhin braucht es heute keinen Bus mehr, um die Welt zu erreichen. Nur ein Mikro, einen 404 Error im Herzen und den Willen, über das alles zu lachen.

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