Schizophrenie: Mit Psychosen im Alltag leben | Doku | NDR | 45 Min

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Psychosen gaukeln Betroffenen im akuten Fall Klarheit vor. Drei Menschen schildern, wie sie mit ihrer Schizophrenie umgehen.

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MEHR INFOS ZUM FILM
Schonungslos offen sprechen Menschen mit Schizophrenie in dieser Dokumentation über ihre Krankheit. Melanie wurde eines Tages in der Stadt von der Polizei aufgegriffen. Passanten hatten die Rettungskräfte gerufen, weil Melanie herum geschrien und für die umstehenden Leute wirre Geschichten erzählt hatte.

Doch in Melanies Kopf fand das Gegenteil statt. "Ich dachte, ich habe jetzt die Geheimnisse der Menschheit gelöst. Ich habe mich super gefühlt", sagt die 36-Jährige. Aber: "Wenn der Krankenwagen kommt, die Polizei kommt und man dann im Bett fixiert liegt, kriegt man mit, dass etwas nicht stimmt." Melanie hatte an diesem Tag eine Psychose. Die Krankheit, unter der sie leidet, heißt Schizophrenie.

Wie ist es mit Schizophrenie zu leben?

Melanie ist verheiratet, Mutter von zwei Kindern und hatte einen guten Job. Die Diagnose Schizophrenie war ein Schock. Wie geht das Leben jetzt weiter? Der Film zeigt, mit welchen Herausforderungen Menschen konfrontiert sind, die an einer schizophrenen Störung leiden, und legt Schwachstellen des Gesundheitssystems in Deutschland offen.

Zwischen Verfolgungswahn und "Welterkenntnis"

Viele Schizophrenie-Patient*innen fühlen sich verfolgt, hören Stimmen oder denken wie Melanie, sie allein hätten die Welt verstanden. Das kann zu Verhaltensweisen führen, die für Außenstehende befremdlich sind. "Der Begriff der Schizophrenie wurde lange Zeit als ein Schimpfwort benutzt", sagt der Psychiater und Psychologe Arno Deister. "Diese psychiatrischen Erkrankungen sind immer noch etwas, was sehr in einer Nische stattfindet, mit dem viele Menschen möglichst nichts zu tun haben wollen."

Selbstbestimmt leben - auch mit Schizophrenie

Die NDR Autorinnen Kira Gantner und Simone Horst porträtieren in ihrem Film eine Krankheit, die für viele immer noch mit Angst besetzt ist. Sie haben drei Menschen begleitet, die seit vielen Jahren mit der Diagnose Schizophrenie leben. Der Film zeigt, mit welchen Herausforderungen und Vorurteilen sie kämpfen müssen und wie sie es trotzdem schaffen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Einer dieser Menschen ist Sophie. Als sie vor einigen Jahren die Diagnose Schizophrenie bekam, wurde ihr zur Frühverrentung geraten. Doch das kam für sie nicht infrage. "Ich glaube schon, dass Menschen mit psychischen Problemen und gerade auch mit Schizophrenie sehr oft abgestempelt werden: 'Du kannst nichts, du bist nichts.'" Sophie lässt sich nicht entmutigen. Mittlerweile arbeitet sie als Volontärin für eine Regionalzeitung.

Familien bekommt oft keine ambulante Betreuung

Die Diagnose Schizophrenie ist nicht nur für die Betroffenen eine Herausforderung, sondern auch für die Angehörigen. Elkes Sohn zeigte schon als Kind erste Symptome der Krankheit. In seiner Jugend verschlechtert sich sein Zustand. Immer wieder wird er in Kliniken eingewiesen. Doch es passiert, was leider sehr vielen mit der Diagnose Schizophrenie passiert: Es gibt nur wenige Angebote zur weiteren ambulanten Behandlung. Nach dem kurzfristigen Psychiatrieaufenthalt sind die Betroffenen und ihre Familien häufig auf sich allein gestellt. Es kommt zu Rückschlägen und nach kurzer Zeit zur erneuten Einweisung in die Klinik.


Experten sprechen von der Drehtür-Psychiatrie. "Ich habe den Glauben verloren an dieses System", sagt Elke. Mittlerweile geht es ihrem Sohn so schlecht, dass er langfristig in einer Einrichtung untergebracht werden musste. Psychiater Arno Deister hofft, dass schwere Verläufe wie dieser in Zukunft besser behandelt werden. "Die Gesellschaft muss die Verantwortung dafür übernehmen, diese Erkrankungen wirklich behandeln zu wollen und auch die Mittel dafür zur Verfügung zu stellen."

https://www.ndr.de

Diese und weitere Dokus findet ihr auch in der ARD Mediathek:
https://www.ardmediathek.de/dokus

Erstausstrahlung: 11. September 2023

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