Ottensen - Das bunte Herz von Altona [NDR 2015]

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NDR 09.12.15

In Ottensen findet man Cafés an jeder Ecke, kleine verwinkelte Gassen und hübsch restaurierte Altbaufassaden neben mit Graffiti verzierten Bausünden. An einem sonnigen Tag wirkt der Hamburger Stadtteil beinahe ein bisschen wie "Klein-Paris" mit einem einzigartigen Mix aus Schön und Schäbig, Arm und Reich, Alt und Neu.

Ottensen ist wie ein Dorf, in dem sich fast jeder kennt. Nur dass in einem Dorf nicht so viele Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern leben. Ottensen ist Multikulti im besten Sinne und läuft zugleich Gefahr, irgendwann vom Schickimicki verdrängt zu werden.

Einst war Ottensen ein Bauern- und Handwerkerdorf und gehörte zeitweise sogar zu Dänemark. Im 19. Jahrhundert entwickelte es sich zu einem von Schloten und Fabriken durchzogenen Industriegebiet. Die meisten Bewohner waren damals Fabrikarbeiter und lebten und arbeiteten unter widrigsten Verhältnissen. Tuberkulose zählte zu einer weit verbreiteten Krankheit, im Volksmund "die Motten" genannt, weil die Lungen dabei wie von Motten zerfressen wurden. Also nannten die Ottensener ihren Stadtteil scherzhaft "Mottenburg".

Als in den 1960er-Jahren viele Fabriken geschlossen wurden, war Ottensen heruntergekommen, die Gebäude marode. Der Stadtteil wurde zur Heimat von Studenten, Künstlern und anderen Menschen mit wenig Geld. Den Stadtplanern war dieses "Getto" ein Dorn im Auge, und so wollten sie es Ende der 1960er-Jahre komplett abreißen. Doch seine Bewohner wehrten sich dagegen. Ottensen wurde stattdessen nach und nach liebevoll restauriert, alte Fabriken wurden zu Kulturzentren umgebaut und der Stadtteil entwickelte sich zu dem bunten, attraktiven Viertel. Heute können es sich manche seiner einstigen Bewohner kaum noch leisten, dort zu leben.

Diese Doku-Reportage begleitet einige Ottensener, die stellvertretend für das bunte Leben im Viertel stehen. Unter ihnen ist der Pariser Bäcker Pierre, der schon morgens um vier in seiner Backstube in der Bahrenfelder Straße Croissants, Baguettes, kleine Törtchen und Macarons zaubert, wie es sie sonst nirgendwo in Hamburg zu kaufen gibt.

Jeannine Platz wohnt erst seit sieben Jahren in Ottensen. Sie lebt hier mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern und hat ihr Künstleratelier nur ein paar Straßen weiter. Es liegt im Gewerbehof Hagen, einer Hinterhofidylle auf dem Gelände einer ehemaligen Fischräucherei. Hier arbeitet die Malerin zusammen mit rund 20 Kleingewerbetreibenden auf einem Areal, das noch aussieht wie das Ottensen vor 80 Jahren. Und bis zur Elbe ist es auch nicht weit. Hier findet Jeannine ihre Lieblingsmotive.

Orhan Yacici ist in den 1970er-Jahren aus Istanbul nach Ottensen gekommen, hat in Hamburg Technischer Zeichner gelernt und sich mit unzähligen Nebenjobs über Wasser gehalten, vom Gemüseverkäufer bis zum Türsteher. In den 1990er-Jahren hat er dann die heruntergekommene Eckkneipe Familieneck übernommen. Sie ist zu einer der Kultkneipen in Ottensen geworden.

In "Hamburg´s Kleinstes Kaufhaus" verkauft Jürgen Behrmann schon seit mehr als 30 Jahren den Hausrat der Ottensener. Auf 80 Quadratmetern Ladenfläche stapeln sich vom Boden bis zu Decke antikes Geschirr, Schallplatten, Vasen oder Kronleuchter. Dies alles stammt aus Haushaltsauflösungen, viele davon aus alten Ottensener Wohnungen. Zusammen mit seiner Frau Angela sorgt Jürgen dafür, dass die Schätze aus vergangenen Zeiten wieder ein neues Zuhause finden.

Ottensens dörflicher Charme hat auch Brigitte Abramowksi begeistert, als sie in den 1970er-Jahren als Studentin dort gelandet ist, vor allem, weil es billigen Wohnraum für sie gab. Im Laufe der Jahre hat sie dann gelernt, dass die Ottensener sich längst nicht alle städtebaulichen Planungen gefallen lassen. Sie wurde Teil der bürgerlichen Protestkultur und hat mit ihren Demonstrationen unter anderem dafür gesorgt, dass mehrere öffentliche Plätze nicht verbaut worden sind.

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