Decolonizing Auschwitz? – Über blinde Flecken in der postkolonialen Holocaustforschung

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Seit der Jahrtausendwende gibt es intensive Diskussionen über die Frage nach dem Verhältnis von Kolonialismus und Nationalsozialismus, seit 2021 wird sogar immer wieder von einem „Historikerstreit 2.0“ gesprochen. Die relativ jungen postkolonialen Ansätze in der Erforschung des Holocaust setzen die nationalsozialistischen Gewaltverbrechen in Beziehung zu den kolonialen Genoziden und Gewalttaten. Sie postulieren strukturelle und ideologische Gemeinsamkeiten und werfen den bisherigen Forschungen Eurozentrismus und Unzeitgemäßheit vor. Zudem behaupten sie, dass der Nationalsozialismus nur im Kontext der europäischen und speziell der deutschen Kolonialgeschichte korrekt verstanden werden könne.

Der Literaturwissenschaftler und Antisemitismusforscher Dr. Steffen Klävers benennt in seinem Buch „Decolonizing Auschwitz?“ gravierende Mängel und blinde Flecken in diesen Theorien. Sie verwischen die grundlegenden Differenzen zwischen kolonialem Rassismus und dem „Erlösungsantisemitismus“ (Saul Friedländer) als nationalsozialistische Kernideologie. Das Verständnis des Nationalsozialismus als Kolonialregime führt auch immer wieder dazu, dass in der postkolonialen Holocaustforschung Judenfeindschaft nicht ernst genug genommen wird und Israelhass gedeiht.

▪ Warum ist Antisemitismus etwas anderes als Rassismus?
▪ Weshalb kann nicht von einer Kontinuität von den Verbrechen in den deutschen Kolonien zur Schoa gesprochen werden?
▪ Wieso war der Holocaust präzedenzlos und was unterscheidet ihn von anderen Gewaltverbrechen in der Moderne?
▪ Warum kommt es in den postkolonialen Theorien immer wieder zu antisemitischen und antizionistischen Positionen?
▪ Wie kann die notwendige Aufarbeitung des Kolonialismus gelingen, ohne den Judenhass und die Schoa zu relativieren?

Über diese und andere Fragen haben wir am 5. September 2023 mit dem Experten Steffen Klävers gesprochen.

Dr. Steffen Klävers (geb. 1983) ist Bildungsreferent beim Jüdischen Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus in Berlin. Nach dem Studium der Allgemeinen und Vergleichenden Literatur- und Kulturwissenschaft, Anglistik und Philosophie an der Universität Göttingen wurde er 2017 mit „Decolonizing Auschwitz?“ am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin promoviert. 2022 erschien der Aufsatz Paradigm Shifts – Critical Reflections on the Historikerstreit 2.0, the Catechism-Debate, and their Precursors. Im September 2023 erscheint sein Aufsatz Postkoloniale Holocaustdeutungen und der Historikerstreit 2.0 in dem Sammelband Erinnern als höchste Form des Vergessens (Um-)Deutungen des Holocaust und der „Historikerstreit 2.0“. Er schreibt u. a. für „Jungle World“ und viele andere Print- und Online-Publikationen.

Links:
Jüdisches Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus in Berlin: https://www.jfda.de/

Arbeit „Decolonizing Auschwitz?“: https://www.degruyter.com/document/do...

Aufsatz „Postkoloniale Holocaustdeutungen und der Historikerstreit 2.0“ in dem Sammelband Erinnern als höchste Form des Vergessens? (Um-)Deutungen des Holocaust und der „Historikerstreit 2.0“: https://www.verbrecherverlag.de/shop/...

Zitatsammlung des Vortrages:
https://www.deutscher-koordinierungsr...


+++Veranstaltungshinweis+++
Begegnungen mit Martin Buber:
Ein Gespräch mit Rabbiner Andreas Nachama und Eva-Maria Thimme

Weitere Informationen unter https://www.deutscher-koordinierungsr...

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