ZDF Reportage | Aramäer | 1988 | Gütersloh | Syriac Universal Alliance (World Council of Arameans)

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Zunächst kamen die Aramäer im Zuge der Gastarbeiteranwerbung der 1960er Jahre vereinzelt nach Deutschland. Nach dem Gastarbeiteranwerbestopp gab es eine weitere große Auswanderungswelle aus den angestammten Gebieten im Südosten der Türkei, dem Tur Abdin. Diese fand in den 1980er Jahren statt, als die Aramäer im türkisch-kurdischen Bürgerkrieg drohten, zwischen den Fronten aufgerieben zu werden. Sie standen schon rein geographisch zwischen dem türkischem Militär auf der einen Seite und der in Deutschland verbotenen Kurdenpartei PKK auf der anderen Seite, die ihrerseits für ein unabhängiges Kurdistan kämpfen wollten. Der Tur Abdin (aram.: Berg der Gottesknechte), die Urheimat der meisten Aramäer und aufgrund der zahlreichen Kirchen und Klöster so genannt, sollte von den Aramäern gesäubert werden. So kam es in den Jahren von 1990 bis 1994 zu 30 Morden an aramäischen Bürgern.

Was folgte war eine erneute Auswanderungswelle in die westlichen, und noch viel wichtiger, freien Industriestaaten. So zog es viele Aramäer aus der Türkei, später aber auch aus Syrien, dem Libanon und dem Irak, vermehrt in Richtung West- und Nordeuropa. Zunächst als Flüchtlinge ohne geregelten rechtlichen Status, erhielten die Aramäer schließlich das Recht auf Asyl und hatten nunmehr die Möglichkeit, sich hier ein neues Leben aufzubauen.

Heute leben in der gesamten Türkei nur noch geschätzt 2000 Aramäer, in Syrien und dem Irak sind es noch weitaus mehr, allerdings ist die Migrationsbewegung Richtung Westen nicht zuletzt auf Grund der anhaltenden Konflikte in diesen Ländern sehr stark, sodass damit gerechnet werden muss, dass es in Zukunft im gesamten Nahen Osten nur noch vereinzelte Inseln mit aramäischer Bevölkerung geben wird.

Eine neue Heimat haben die Aramäer unterdessen in den USA, Australien, Brasilien aber noch mehr in den europäischen Ländern Deutschland, den Niederlanden und Schweden gefunden. Dort haben sich in den vergangenen Jahrzehnten prosperierende Gemeinden entwickelt. Besonders zu erwähnen sind hier der Stockholmer Vorort Södertälje, in welchem die Aramäer mit 20.000 von 60.000 Einwohnern jeden dritten Bewohner der Stadt stellen. In Deutschland finden sich die meisten Aramäer im Kreis Gütersloh (ca. 12.000) und im Ballungsgebiet um die Städte Stuttgart, Heidelberg und Heilbronn.

Durch die Tatsache, dass an eine Rückkehr in die Heimatländer nicht oder nur schwerlich gedacht werden konnte, haben sich die Aramäer extrem schnell integriert und zum Teil auch assimiliert. Eine Heirat mit anderen Bevölkerungsgruppen stellt keine Seltenheit dar und zeigt, dass die Aramäer sich der Gesellschaft in Deutschland geöffnet haben und Teil dieser Gesellschaft geworden sind. Sie nehmen am öffentlichen und kulturellen Leben teil und bilden teils auch selber Anlaufstellen, um das Miteinander zu pflegen und die aramäische Kultur zu präsentieren.

Viele Aramäer der zweiten und insbesondere der dritten Generation legen großen Wert auf Bildung und beruflichen Erfolg, sodass wir eine stattliche Anzahl an Akademikern vorweisen können, die sich bisweilen in eigenen Netzwerken, so z.B. dem Kreis Aramäischer Studierender (KRAS) als auch KANO Suryoyo zusammengeschlossen haben. Besonders hervorzuheben ist die große Anzahl an aramäischen Unternehmen in der Stadt Gütersloh. Zudem finden sich alleine im Kreis Gütersloh derzeit sechs aramäische Vereine, die sowohl sportliche als auch kulturelle Arbeit übernehmen.

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