Stadt Kassel trauert um Esther Haß: Seele der Jüdischen Gemeinde

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Sie prägte nicht nur die Jüdische Gemeinde, sondern auch die Kasseler Stadtgesellschaft: Esther Haß, Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde in Kassel und Wappenringträgerin der Stadt, ist im Alter von 86 Jahren am Ende der Woche verstorben. Die Trauer ist groß. Eine Würdigung. Möge ihr Andenken für uns alle zum Segen werden.

Trauer um Esther Haß: Sie war die Seele der Jüdischen Gemeinde - Von: Matthias Lohr, Florian Hagemann - HNA | 13.04.2024

Kassel – Vorigen Herbst, als der Antisemitismus in Deutschland wieder ganz offenkundig wurde, hörte Esther Haß häufig einen Satz. Es sei aber mutig, den Davidstern als Kettenanhänger über dem Pullover zu tragen, sagten Menschen zum Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde in Kassel. Haß wunderte sich über die Reaktionen, wie sie damals der HNA erzählte: „Ja, wo leben wir denn? Selbstverständlich mache ich das.“

Haß war eine mutige Frau. Klein von Gestalt – und doch so groß im Wesen. Am Freitag ist die 86-Jährige gestorben. Auch in der Jüdischen Gemeinde war man überrascht, die Trauer beim Gottesdienst am Sabbat war groß. Und nicht nur dort. In der Kasseler Stadtgesellschaft war Haß stets präsent. Immer wieder mischte sich die Sozialdemokratin in Debatten ein. Auch im hohen Alter fehlte sie fast nie, wenn die Stadtgesellschaft zusammenkam. Angesichts des wachsenden Antisemitismus sagte sie im November vorigen Jahres: „Dass wir Juden und Deutschland das erneut erleben, hätte ich nie gedacht.“

Esther Haß lebte seit 1980 in Kassel

Die gebürtige Hamburgerin lebte seit 1980 in Kassel, wo sie als Religionslehrerin an der Elisabeth-Knipping-Schule arbeitete. Auch in ihrer neuen Heimat erzählte sie von den Schrecken der Nazi-Diktatur und der Shoah.

Haß war das dritte Kind einer sogenannten Mischehe – ihre Mutter war Jüdin, ihr Vater Christ. Ihr Großvater war in der Hansestadt ein angesehener Unternehmer und setzte alles daran, seine Schwiegertochter und die Enkelkinder zu schützen. So verbrachte Esther Haß ihre Kindheit versteckt im Haus ihrer Großeltern. Auch ihre Mutter überlebte die Verfolgung. Doch der Bruder wurde „kurz vor Kriegsende von den Nazis geholt“ und ermordet, wie Haß einmal erzählte. Es war selten, dass sie so offen über sich und ihre Familie redete.

In Kassel engagierte sie sich auch in der Politik. Die Sozialdemokratin war Stadtverordnete und 15 Jahre ehrenamtliche Stadträtin. Im Oberbürgermeisterwahlkampf voriges Jahres unterstützte sie Amtsinhaber Christian Geselle – letztlich vergeblich. Geselle war es auch, der ihr 2022 den Wappenring der Stadt Kassel überreichte – und damit die zweithöchste Ehrbekundung, die die Stadt nach der Ehrenbürgerschaft an verdiente Kasseler Bürger ausspricht. „Wir verneigen uns vor deinem Lebenswerk“, sagte Geselle. Haß, die auch das Bundesverdienstkreuz erhalten hat, war sichtlich gerührt.

Haß machte immer weiter – bis zum Schluss

Im Vorstand der Jüdischen Gemeinde war sie mehr als 40 Jahre aktiv. Unter ihrer Führung wurde das Franz-Josenzweig-Lehrhaus aus der Taufe gehoben. Auch den Bau der Neuen Synagoge an der Bremer Straße begleitete sie. Es gibt Stimmen in der Stadt, die behaupten, deren Bau sei sogar zu 80 Prozent das Verdienst von Esther Haß.

Dass das Gotteshaus nach dem antisemitischen Anschlag von Halle im Jahr 2019 wie ein Hochsicherheitstrakt aufgerüstet wurde, empfanden viele Gemeindemitglieder zunächst als übertrieben, wie Haß voriges Jahr sagte: „Es ist traurig: Heute sind viele froh darüber.“Haß war eine wichtige Stimme der Stadt – eine, die den Trialog der Religionen stets unterstützt hat, mal im kleinen Kreis, mal im großen. Sie sprach zum Beispiel in der Martinskirche beim multireligiösen Friedensgottesdienst anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Volksbundes – in Anwesenheit von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Haß machte immer weiter – bis zum Schluss. Es kommt nicht von ungefähr, dass viele sie als Kämpferin bezeichnen. Noch einmal ein Blick zurück auf den vorherigen Herbst, als Haß über Antisemitismus sprach. Sie tat das mit der HNA-Redakteurin Christina Hein, die Haß immer wieder traf und häufig über sie berichtete. Am Rande erzählte Haß der Autorin, dass sie gesundheitlich angeschlagen sei, dass es schnell zu Ende gehen könne mit ihr. Am Freitag ist Haß nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt gestorben, friedlich eingeschlafen. „Sie wird fehlen“, sagt Hein.

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