Erbach im Odenwald → Zentrum der Elfenbeinschnitzerei (Retro Video 15.03.1961 www.Erbach.Shop)

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http://Odenwald.TV Transcript: Ein Zentrum der Elfenbeinschnitzerei ist das kleine Städtchen Erbach im Odenwald. 1095 zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt, blickt es auf eine höchstwechselvolle Vergangenheit zurück. Wo heute malerische Fachwerkhäuser stehen, soll um das Jahr 1300 eine mächtige Burg den Bewohnern der ersten Ansiedlung Schutz geboten haben. Abwechselnd wirtschaftlicher Wohlstand und drückende Armut in den folgenden Jahrhunderten sind aktenkundlich belegt.
Von allen Landesherren, die in dem 1736 vollendeten Barockschloss residierten rühmen die Erbacher, besonders den Grafen Franz, der durch seinen Weitblick die wirtschaftliches Struktur der Stadt neu prägte. Er war der Urvater der Erbacher Elfenbeinindustrie. Von weiten Reisen brachte er die Kunst des Elfenbeinschnitzens mit in den Odenwald. Eine neue Blütezeit für den damals völlig verarmten Erbacher begann.
In unseren Tagen ist der Haupterwerbszweig der Erbacher nicht mehr die Verarbeitung des Elfenbeins. Es gibt zwar immer noch eine Anzahl von Werkstätten, in denen in rein handwerklicher Arbeit hochwertige Figuren hergestellt werden. Sie sind aber gemessen an der Zahl der Betriebe früherer Zeiten nicht mehr dominierend Der Grund hierfür ist bereits in den Rationalisierungsbestrebungen der 90er Jahre zu suchen.
Damals trat die Quantität auf Kosten der Qualität in den Vordergrund. Immer mehr trat der handwerkliche Betrieb hinter der Massenproduktion zurück. Am Ende dieser Entwicklung stehen Fabriken, die im Spritzgussverfahren aus Kunststoffen einen Ersatz für die Elfenbein Erzeugnisse herstellen. Das weiter bestehen der alten Handwerksbetriebe, die über Aufträge zur Zeit nicht zu klagen brauchen, da vielleicht als Bestätigung eines guten Geschmacks vieler Käufer gewertet werden.
Für das Schnitzen einer solchen Plastik benötigt man rund 40 Stunden. Das sind 8 volle Arbeitstage. Sie ist nicht billig. Liebhaber in aller Welt, besonders in den Vereinigten Staaten. Zahlen gern den hohen Preis für eine kunstvoll gearbeitete Figur.
Immer werden die Formen geschmeidig sein. Das hängt mit der Eigenart des Elfenbeins zusammen. Es ist elastisch und beinahe durchsichtig mühelos lässt es sich zerschneiden. Ein Kilogramm Elfenbein kostet 35 bis 40 Mark der Zahn eines afrikanischen Elefanten wiegt 150 Kilogramm, der eines indischen ungefähr 20 bis 30 Kilogramm. Aus einem einzigen Zahn lässt sich vieles herstellen.
Der Verbrauch in Grossbetrieben, wo täglich hunderte von Broschen und Zierstücken in Handarbeit entstehen, ist freilich auch beachtlich.
Die Odenwälder Elfenbeinschnitzer waren von jeher bemüht, sich einen befähigten Nachwuchs für ihre Handwerkskunst zu sichern. Bereits 1892 wurde eine Fachschule gegründet, die Jungen und Mädchen für den Umgang mit dem transparenten Material heranbildet. Drei Jahre dauert die Ausbildung. Sie gilt als Lehrzeit und endet nach bestandener Prüfung mit der Aushändigung des Gesellenbriefes.
Einen breiten Raum in der Ausbildung nehmen, zeichnen und Kunstschrift ein, denn die Erzeugnisse werden später vielfach mit Ornamenten verziert oder mit mehr oder weniger sinnigen Sprüchen versehen. Grundlage für das Elfenbeinschnitzen ist das modellieren. Der Schnitzer muss die Form beherrschen, die in Ton oder Plastilin leichter herzustellen ist als im härteren Elfenbein.
Die Gefahr, dass die Figuren kitschig werden, ist bei den Elfenbeinschnitzern besonders gross. Deshalb kommt der Schule heute eine doppelte Bedeutung zu. Neben der manuellen Ausbildung gilt es das Kunstempfinden der Schüler zu wecken und zu vertiefen. Hierfür einige Beispiele, die von einer modernen Sachlichkeit und strengen Harmonie Zeugen. Eine Renaissance dieses alten Kunsthandwerks bahnt sich an.
Formen, die in der modernen Malerei und Skulptur auftreten, kehren hier ebenfalls wieder. Die Schule hat in den vergangenen Jahren schöne Erfolge zu verzeichnen gehabt.
Hier noch einige Beispiele aus Erbacher Werkstätten es sind jene Figuren und Gegenstände, die in aller Welt hinausgingen und den Namen des Odenwälder Städtchens berühmt machten.