Dichterlos in Kamtschatka - von Detlev von Liliencron

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Detlev von Liliencron: Dichterlos in Kamtschatka

Geduld, Poet, und nichts gemuckst!
So heißt die Pille, die du schluckst.

Entsagung, in der Ecke stehn,
Von jedem Laffen falsch gesehn.

Dein Volk, wenn dich Diät geplagt,
Hat dir, wie stets, das Brot versagt.

Verzweiflung, und noch obendrein
Verlacht, verhöhnt, verspottet sein.

„Das Publikum, das Publikum!“
Ja, hat sich was mit Publikum.

„Der Kritikus, der Kritikus!“
Na, das ist erst der Hochgenuss.

„Der Nachruhm bringt dir manchen Toast!“
Nun wahrlich, auch ein schöner Trost.

„Der Dichter ist ein König traun.“
Er ist im Vaterland der Clown.

Vielleicht nach hundert Jahren Schicht
Zieht ein Professor dich ans Licht.

Und hin und her wird dann geredt,
Und du wirst um und um gedreht.

Viel Lärm, Bumbum, Radau, Juchhei:
Im Sarg ist alles einerlei.

Und ob die Welt dich dann zerreißt,
Ob die Nation als Gott dich preist:

Ganz gleich, der Wurm hat rund und rein
Dich längst poliert im schwarzen Schrein.

Wir fragen, wo dein Hügel steht;
Der ist versunken und verweht.

Was geht’s dich an, was soll der Quark,
Fehlt dir des Lebens Milch und Mark.

Das sind des Dichters ewige Qualen
Im großen Reich der Kamtschatkalen.

Illustration: Johann Grün

Friedrich Adolf Axel Freiherr von Liliencron kam am 3. Juni 1844 in Kiel zur Welt. Nach einer kurzen Militärkarriere wurde er freier Schriftsteller. Er war einer der bedeutendsten Dichter seiner Zeit. Neben Gedichten und Balladen schrieb er auch Dramen, Erzählungen, Epen, Romane und Novellen.
Er hatte hohe Schulden und daraus resultierende Probleme. "Dichterlos in Kamtschatka" kreist um das Los des zu Lebzeiten wenig gewürdigten Dichters.
Liliencron starb am 22. Juli 1909 in Alt-Rahlstedt (heute ein Stadtteil von Hamburg).

#Dichterleben #Lyrik #Gedicht

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