Dave Tarras nahm diese Melodie 1978 als Teil eines Medleys von Melodien unter dem Namen Ba dem Zeiden‘s Tish auf. Als einige junge Musiker Ende der 1970er Jahre begannen, sich mit traditioneller jiddischer Musik zu beschäftigen, wurde Dave Tarras zu einem ihrer wichtigsten Lehrer. Das Center for Traditional Music and Dance (CTMD) produzierte im Jahr 1978 eine Aufnahme von Dave Tarras, für die er gemeinsam mit Sam Beckerman (Akkordeon) und Irving Graetz (Schlagzeug) Stücke aus seinem Hochzeitsrepertoire einspielte: Music for the Traditional Jewish Wedding.
Das Stück ist vermutlich chassidischen Ursprungs. Von Abe Schwartz existiert eine Aufnahme derselben Melodie mit einem zusätzlichen dritten Teil unter dem Titel Shatzer Chosid’l, die um 1918 entstand. Shatz (auch Shots, rumänisch Suceava) war im 19. Jahrhundert der Sitz eines chassidischen Hofes. Während Abe Schwartz das Stück in einem schnelleren Tempo aufnahm, weist das von Tarras gewählte langsamere Tempo, ebenso wie der Titel darauf hin, dass er das Stück nicht zum Tanzen, sondern beispielsweise während des Festmahls zu Ehren wichtiger Gäste gespielt hat.
Das Klezmerorchester Erfurt ist ein Laienensemble mit Unterstützung namhafter professioneller Klezmermusiker:innen.
2015 von Johannes Paul Gräßer (Geige) und Szilvia Csaranko (Akkordeon, Klavier) ins Leben gerufen, erarbeitet sich das Orchester jedes Jahr ein neues Programm und bringt dieses zur Aufführung.
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Im Jahr 2021 (wie auch in 2020) konnten auf Grund der Einschränkungen der Corona-Pandemie keine öffentlichen Konzerte stattfinden. In aufwändigen Formaten sowie mit Hygienekonzepten und unter Beschränkung der Anzahl der Mitwirkenden spielte das Ensemble im Dezember 2021 sein „Dave Tarras Programm" ein.
Dieses Projekt konnte ermöglicht werden durch zahlreiche Menschen, die Geld gespendet haben sowie durch finanzielle Förderung durch die Thüringer Staatskanzlei, der Stadt Erfurt-Kulturdirektion und der Sparkassen Stiftung Erfurt.
Der KlezWeCan e.V., Träger des Orchesters, bedankt sich bei allen, die dieses Projekt ermöglicht und unterstützt haben und bei allen, die uns in diesen schweren Zeiten Mut gemacht haben.
Zum Programm Dave Tarras:
Sensationsentdeckung: Dave Tarras - Erfurt und die Welt der Klezmorim
Dave Tarras (1895 - 1989) war einer der bekanntesten Klezmermusiker und gilt bis heute als eine der bedeutendsten Musiker-Persönlichkeiten des Genres. In der Ukraine geboren und aufgewachsen, war er Teil einer Musikerfamilie, die über Generationen die Tradition jiddischer Festmusik (Klezmer) gelebt hat.
Pogrome und zunehmende Repressalien zwangen ihn, wie sehr viele seiner Zeitgenossen, in die Flucht in die neue Welt - die USA. Dort gehörte er zu den wenigen ausgewanderten osteuropäischen jüdischen Musikern, die es geschafft haben, weiterhin von ihrer Musik leben zu können. Er konnte die alte Musik bewahren und sich in Verbindung mit neuen kulturellen Einflüssen (u.a. Jazz) weiterentwickeln und Musikstile verbinden. Von den 1920ern bis in die 1960er Jahre hat Dave Tarras weit über 500 Titel aufgenommen und somit einen wichtigen „Schatz“ an Repertoire einer fast ausgestorbenen Musik hinterlassen.
Ein kleines Detail seiner Biografie gleicht für die Klezmerszene einem Sensationsfund: In einem 1982 durch das New Yorker „Center for Traditional Music and Dance” (CTMD) geführten Interview über sein Leben und seine Musik beschreibt er auch seine Flucht aus Osteuropa in die USA, die er 1919 begann, bevor er am 1. April 1921 gemeinsam mit seiner Frau in seiner neuen Heimat ankam: „... Finally one agent took us, about a hundred people, in the train and he started to ride us to Belgium from Romania. We had to go through Germany, through Czechoslovakia. On the way through Germany, my wife started to give birth on the train. You want to know the life story? Started to give birth, so they let us go in the next town”. The town was...I forgot the name already. Erfurt! Erfurt, Germany.....“
Der bedeutendste Klezmermusiker überhaupt hatte während seiner Flucht einen kurzen Aufenthalt in unserer Stadt Erfurt! Und das vor fast genau 100 Jahren! (eine exakte zeitliche Einordnung ist aus der Biografie nicht herzuleiten). Hier in Erfurt begegnete er der jüdischen Gemeinde - musizierte hier - besuchte die Synagoge - begegnete Menschen!
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