ANGELA MERKEL: Neues Buch? "Ich habe sie persönlich erlebt! Das reicht mir!" Kubicki knallhart!

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ANGELA MERKEL: Neues Buch? "Ich habe sie persönlich erlebt! Das reicht mir!" Kubicki knallhart!

Mittendrin wird sie dann doch ein wenig selbstkritisch: Den Vorwurf von Anne Will, sie gebe in ihren Memoiren nur kleinere Fehler und nicht die großen Fehleinschätzungen zu, will Angela Merkel nicht auf sich sitzen lassen. «Tue ich Ihnen Unrecht?», fragt die Moderatorin. «Ich finde schon», antwortet die Altkanzlerin. Und räumt ein, dass es ihr zum Beispiel nicht gelungen sei, die richtigen Antworten auf den Klimawandel zu geben. Dass in ihrer Amtszeit die Bundeswehr nicht die nötigen Mittel bekommen habe. Und dass auch die Digitalisierung nicht wie gewünscht vorangekommen sei. 

Merkel und Will sitzen sich in Berlin auf der Bühne des Deutschen Theaters in dunkelgrauen Sesseln gegenüber, neben sich jeweils ein Tischchen mit einer Karaffe Wasser. Das Licht gedimmt, im Hintergrund der schwarze Theatervorhang, davor auf blauem Hintergrund in der gleichen Farbe das überdimensionale Cover ihrer Memoiren. Denn darum geht es an diesem Abend: Die ehemalige Kanzlerin und CDU-Vorsitzende stellt rund drei Jahre nach dem Abschied aus der Politik ihre Autobiografie vor. Geschrieben hat sie das gut 700 Seiten starke Buch mit dem Titel «Freiheit. Erinnerungen 1954 - 2021» zusammen mit ihrer langjährigen Vertrauten Beate Baumann.


Keine Ansage zu Taurus-Lieferungen an Ukraine

Mit der operativen Politik habe sie gern aufgehört, sagt Merkel, die sich bei der Farbe ihres Blazers diesmal für einen Elfenbeinton entschieden hat. «Genug war genug.» Wer sie zwei Stunden lang reden hört, glaubt nicht, dass sie nicht mehr im Kanzleramt sitzt. Auch zu den aktuellen politischen Fragen bezieht sie pointiert Stellung, kneift nur an wenigen Stellen. Etwa auf die Frage, ob Deutschland der Ukraine Taurus-Marschflugkörper liefern sollte. Das gehöre zur operativen Aufgabe eines amtierenden Bundeskanzlers, da wolle sie sich nicht einmischen und «von der Seitenlinie» äußern.


Merkel hält Nord Stream 2 weiterhin für keinen Fehler

Sonst aber äußert sich Merkel zu Vielem. Und sie bleibt sich trotz des Anflugs von Selbstkritik treu. Markantestes Beispiel: ihre Ukraine- und Russland-Politik, inklusive der umstrittenen Gaspipeline Nord Stream 2. «Einerseits ging es um billiges Gas, das war gut für die deutsche Wirtschaft. Andererseits wollte ich auch nicht alle wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland kappen.» 

Merkel kann nicht sehen, dass Kremlchef Wladimir Putin die Ukraine nicht angegriffen hätte, hätte es Nord Stream 2 nicht gegeben. Frage von Moderatorin Will: «Das heißt, Sie bereuen nichts?» Antwort der Altkanzlerin: «Ich persönlich halte es auch im Rückblick für keinen Fehler. Das muss ich einfach so sagen.»


Merkel: Gönne Merz die Kanzlerkandidatur

Fast ein wenig gönnerhaft, dann aber doch wieder kritisch geht Merkel mit dem einstigen Konkurrenten und heutigen Unions-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz um. Dieser erfülle eine wichtige Voraussetzung für das höchste Regierungsamt: «Man braucht diesen unbedingten Willen zur Macht. Friedrich Merz hat ihn auch. Und deshalb gönne ich es ihm», sagt Merkel auf die Frage, ob sie es Merz gönne, dass er vielleicht bald Kanzler werde. Nach der Bundestagswahl 2002 hatte die damalige CDU-Chefin Merkel Merz vom Posten als Unionsfraktionschef verdrängt, was ihr Verhältnis schwer belastete. 

In der aktuellen Frage, ob es an den deutschen Grenzen auch Zurückweisungen von Asylsuchenden geben sollte, bekräftigt Merkel aber Differenzen mit Merz. «Für mich war es wichtig, dass wir das nicht tun. Ich halte das auch für den falschen Weg. Aber es ist nun mal so, dass er diese Meinung hat, ja.»


Merkel war's

Man könne ihr nicht nachsagen, dass sie in ihrem Buch behaupte, sie habe Deutschland in einem Tipp-Topp-Zustand hinterlassen, meint Merkel. Die vielen Vorwürfe von Versäumnissen in ihrer Amtszeit, die ihr aus Reihen der gerade gescheiterten Ampel-Koalition gemacht wurden, will sie aber nicht unterschreiben. «Wenn's hilft, dann soll man sagen, Merkel war's. Ich glaube nur, dass damit dem Land auch nicht geholfen ist.»

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