Der Nachmittag des Christentums – Ein Abend mit Tomáš Halík

Tief enttäuscht sei er, sagt der tschechische Theologe Tomáš Halík, und dem Publikum bleibt die Spucke weg. „Alles sehr oberflächlich, sehr wenig radikal, alles im Rahmen des alten klerikalen Systems.“ Halík ist eingeladen worden, die Reformtagung der Diözesanakademie Rottenburg-Stuttgart mit seiner Expertise zu beobachten, zu begleiten, zu beraten. Nun hat er sich einen ganzen Tag angehört, was die rund 120 Teilnehmenden von den Kirchenoberen verlangen. „Forderungen, Forderungen, immer nur Forderungen“ sagt er, „was der Bischof oder der Papst machen soll“. Das ist für Halík keinerlei Weiterentwicklung, das erneuert die Kirche nicht: „Wir verschieben nur die Liegestühle auf der Titanic.“

Ihm sei „der Glaube das Wichtigste, nicht die Kirche“, sagt Halík, und er verlangt Aufbruch bei jedem einzelnen Kirchenmitglied. Die Haltung „Wir können nix machen“ – gegen „Rom“ etwa – sei nur Flucht ins Alibi: „Auch Jesus sagt zu dem Gelähmten, der vor sich hin jammert, wie schlecht es ihm geht: Los, auf, nimm deine Liege und geh!“

Das Video hier ist die Aufzeichnung eines Gesprächsabends mit Tomáš Halík vom 13.07.2023 in der Kirche St.Antonius, Stuttgart-Plieningen. Der Abend fand statt im Rahmen der Tagung „Wirksame Wegmarken", die darüber beriet, wie dier Ergebnisse des Synodalen Wegs in der Diözese Rottenburg-Stuttgart umgesetzt werden könnten - und sollten, damit die Kirche aus ihrem „Mittagstief" wieder aufwachen und zu einem frischeren Nachmittag durchstarten kann. Und man weiß es aus der biblisch-christlichen Tradition: Der Abend dann ist auch schon der (mögliche) Beginn eines neuen Tages.

Den Tagungsbericht und eine Zusammenfassung der Äußerungen Halíks lesen Sie hier:
https://www.akademie-rs.de/programm/v...[controller]=News&tx_news_pi1[action]=detail&tx_news_pi1[news]=1382