Information about the composition:
https://www.aljoscha-ristow.de/#item305
0:00 Das æsthetische Wiesel
2:00 Die Schildkrökröte
5:07 Der Walfafisch oder Das Überwasser
7:40 Die zwei Turmuhren
10:39 Die Täuschung
12:34 Das Perlhuhn
13:57 Die zwei Parallelen
Live performance by Aachener Vokalsolisten (AaVokaSo)
19 Oct 2024, Church St. Marien, Aachen, Germany
20 Oct 2024, Church St. Heinrich & Kunigund, Cologne (Nippes), Germany
https://www.aachener-vokalsolisten.de
In his Morgenstern-Gesänge, composer Aljoscha Ristow sets seven texts by Christian Morgenstern (1871-1914) to music. The settings bring not only the humoristic, but also the philosophical and socio-critical aspects of Morgenstern's poetry to the foreground.
I. Das æsthetische Wiesel
Ein Wiesel
saß auf einem Kiesel
inmitten Bachgeriesel.
Wißt ihr,
weshalb?
Das Mondkalb
verriet es mir
im Stillen:
Das raffinier-
te Tier
tat’s um des Reimes willen.
II. Die Schildkrökröte
,Ich bin nun tausend Jahre alt
und werde täglich älter;
der Gotenkönig Theobald
erzog mich im Behälter.
Seitdem ist mancherlei geschehn,
doch weiß ich nichts davon;
zur Zeit, da läßt für Geld mich sehn
ein Kaufmann zu Heilbronn.
Ich kenne nicht des Todes Bild
und nicht des Sterbens Nöte:
Ich bin die Schild – ich bin die Schild –
Ich bin die Schild – krö – kröte.’
III. Der Walfafisch oder Das Überwasser
Das Wasser rinnt, das Wasser spinnt,
bis es die ganze Welt gewinnt.
Das Dorf ersäuft,
die Eule läuft,
und auf der Eiche sitzt ein Kind.
Dem Kind sind schon die Beinchen naß,
es ruft: das Wass, das Wass, das Wass!
Der Walfisch weint
und sagt, mir scheint,
es regnet ohne Unterlaß.
Das Wasser rann mit zasch und zisch,
die Erde ward zum Wassertisch.
Und Kind und Eul’,
o greul, o greul –
sie frissifraß der Walfafisch.
IV. Die zwei Turmuhren
Zwei Kirchturmuhren schlagen hintereinander,
weil sie sonst widereinander schlagen müßten.
Sie vertragen sich wie zwei wahre Christen.
Es wäre dementsprechend zu fragen:
warum nicht auch die Völker
hintereinander statt widereinander schlagen.
Sie könnten doch wirklich ihren Zorn
auslassen, das eine hinten, das andre vorn.
Aber freilich: Kleine Beispiele von Vernunft
änderten noch nie etwas am großen Narreteispiele der Zunft.
V. Die Täuschung
Menschen stehn vor einem Haus, – –
nein, nicht Menschen, – Bäume.
Menschen, folgert Otto draus,
sind drum nichts als – Träume.
Alles ist vielleicht nicht klar,
nichts vielleicht erklärlich
und somit, was ist, wird, war,
schlimmstenfalls entbehrlich.
VI. Das Perlhuhn
Das Perlhuhn zählt eins, zwei, drei, vier ...
Was zählt es wohl, das gute Tier,
dort unter den dunklen Erlen?
Es zählt, von Wissensdrang gejückt
(die es sowohl wie uns entzückt):
die Anzahl seiner Perlen.
VII. Die zwei Parallelen
Es gingen zwei Parallelen
ins Endlose hinaus,
zwei kerzengerade Seelen
und aus solidem Haus.
Sie wollten sich nicht schneiden
bis an ihr seliges Grab:
Das war nun einmal der beiden
geheimer Stolz und Stab.
Doch als sie zehn Lichtjahre
gewandert neben sich hin,
da wards dem einsamen Paare
nicht irdisch mehr zu Sinn.
Warn sie noch Parallelen?
Sie wußtens selber nicht, -
sie flossen nur wie zwei Seelen
zusammen durch ewiges Licht.
Das ewige Licht durchdrang sie,
da wurden sie eins in ihm;
die Ewigkeit verschlang sie
als wie zwei Seraphim.
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