Ringvorlesung zum Ersten Weltkrieg: Mediale Feindbilder im Gebirgskrieg gegen Italien

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Im Mai 2015 jährt sich die Kriegserklärung Italiens an Österreich-Ungarn zum hundertsten Mal. Dieses Ereignis hat, wie der Ausbruch des Ersten Weltkriegs ein knappes Jahr davor, tiefe Spuren im europäischen Staatensystem und in den bilateralen Beziehungen hinterlassen und in seinen Folgen zu einer massiven Veränderung der mitteleuropäischen Landkarte geführt. Im Rahmen einer Ringvorlesung beleuchtet das Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie dieses Ereignis und seine Folgen.

Neben der Kampffront im Gebirge schuf der Kriegseintritt Italiens auch eine neue Medienfront. Ihr kam bei der Prägung der Wahrnehmung dieses Krieges eine zentrale Bedeutung zu. Im dritten Teil der Ringvorlesung mit dem Titel „‚Wir zielen brav wie anno neun‘: Mediale Feindbilder im Gebirgskrieg gegen Italien“ betrachtet Mag. Joachim Bürgschwentner die Charakteristika und die Verbreitung dieser medialen Feindbilder im Gebirgskrieg gegen Italien.

Bereits in den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg hatte in Tirol zwischen Deutsch- und Italienischtirolern ein zunehmend angespanntes Verhältnis geherrscht. 1914/15 sollte das weit verbreitete Misstrauen gegenüber dem südlichen Nachbarn zunächst gezielt beschwichtigt werden. Ängste vor einem Krieg mit Italien oder Kritik am Bundesgenossen wurden in der Presse zensiert, in der Hoffnung, das Land würde zumindest neutral bleiben oder sogar auf der Seite der Mittelmächte in den Krieg eintreten.

Mit dem ‚Intervento‘ 1915 kehrten sich die Bemühungen der Meinungslenker ins Gegenteil um, in der Hoffnung, die bereits weit verbreitete Kriegsmüdigkeit in der Bevölkerung dauerhaft überwinden zu können. Aus dem vormaligen Verbündeten wurde, ungeachtet des über dreißig Jahre andauernden Dreibundes, mit einem Schlag wieder der „Erbfeind“. Traditionelle antiitalienische Vorurteile und Feindbilder konnten nun, sowohl von offizieller Seite wie auch in der Presse oder auf Ansichtskarten, reaktiviert werden. Im Mittelpunkt des Feindbildes Italien stand die Betonung moralischer Kategorien, etwa der Unzuverlässigkeit, des ‚Verrates‘ und der ‚Tücke‘. Seinen visuellen Niederschlag fand dies in einer ganzen Reihe von Darstellungen, in denen Italien als meuchelmörderischer Wicht mit Dolch und Bersaglierihut den Verbündeten in den Rücken fällt.

Mit diesen Feindbildern einhergehend erhielt der Anspruch Österreich-Ungarns, einen ‚gerechten Kampf‘ und einen ‚notwendigen Verteidigungskrieg‘ zu führen, neue Nahrung. Durch die Mobilisierung der Standschützen, des ‚letzten Aufgebots‘, drängten sich zudem Rückgriffe auf die Tiroler „Heldenzeit“ von 1809 geradezu auf. Insbesondere Kriegsansichtskarten vermittelten ein stark rückwärtsgewandtes Bild des Kampfes im Gebirge, das mit der Realität des modernen, hochtechnisierten Stellungskriegs wenig gemein hatte.

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