Potsdam (D), Röm. Kath. Kirche St. Peter und Paul - Vollgeläut

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Die römisch-katholische Kirche St. Peter und Paul in Potsdam wurde 1870 fertiggestellt und diente gleichermaßen der Potsdamer Pfarrgemeinde (die heute zum Erzbistum Berlin gehört) und den katholischen Soldaten, die in der Stadt stationiert waren. Seit 1992 hat sie den Status einer Propsteikirche.

Die Kirche steht zentral in der Potsdamer Innenstadt und schließt die Brandenburger Straße nach Osten hin ab, an deren westlichem Ende das Potsdamer Brandenburger Tor steht.


GESCHICHTE:


Mit der Gründung der königlichen Gewehrfabrik durch den preußischen König Friedrich Wilhelm I. mit den Standorten Potsdam und Spandau ab 1722 wurden Facharbeiter angeworben, die hauptsächlich aus den Waffenfabriken der katholischen Stadt Lüttich in Belgien kamen. Sie wollten nur dann ins protestantische Preußen übersiedeln, wenn ihnen freie Religionsausübung garantiert würde, einschließlich eines Seelsorgers in ihrer Sprache und dessen Versorgung. Durch königliches Dekret von 1722 wurde ihnen dies zugesichert, ebenfalls das Recht, ein paar Kühe zu halten. Die Forderung, eigenes Bier brauen zu dürfen, hatte der König allerdings abgelehnt. Rund 200 Personen – etwa 26 Meister und mehrere Gesellen mit ihren Familien – reisten schließlich an, begleitet von dem Dominikanerpater Ludovicus Belo (Belau) aus dem Konvent in Wesel. Belo war zwischen 1720 und 1731 Seelsorger in Potsdam, von 1722 bis 1727 auch in Spandau. Bis zur Auflösung der Klöster infolge der Säkularisation um das Jahr 1810 waren es Dominikaner, danach Diözesanpriester, die ab 1821 zum Bistum Breslau gehörten. Die Niederlassung der Dominikaner bildete eine Missionsstation, die dem Apostolischen Vikariat des Nordens unterstand. Durch die Bulle De salute animarum nahm Papst Pius VII. 1821 im Rahmen der Neuumschreibung der katholischen Diözesen in Deutschland nach dem Wiener Kongress eine Neuordnung der Diözesen und Kirchenprovinzen in Preußen vor; Potsdam ging vom Apostolischen Vikariat des Nordens in die Fürstbischöfliche Delegatur für Brandenburg und Pommern des Bistums Breslau über und wurde Pfarrei.

Am Standort Potsdam fanden die katholischen Gottesdienste für die Rüstungsarbeiter anfangs in einem Saal des Stadtschlosses statt, bis dort auf dem Fabrikgelände 1723 eine erste provisorische Kirche für die Militärhandwerker entstand. Auf Initiative des Dominikanerpaters Raimund Bruns wurde fünfzehn Jahre später ein barocker Fachwerkbau errichtet, dazu ein Pfarrhaus und ein Garten mit einer Größe von 38 Quadratruten und 75 Fuß (etwa 540 m²). Diese Vorgängerkirche wurde von Friedrich Wilhelm I. finanziert und 1738 von Bruns benediziert. Das Gotteshaus trug das Patrozinium der Heiligen Petrus und Paulus. Es hatte keinen Turm und befand sich auf dem Gelände der Königlichen Gewehrmanufaktur. Für diese Kirche entstanden die noch heute vorhandenen Altarbilder von Antoine Pesne. Die Kirche in Potsdam und die 1723/24 gebaute Kirche auf dem Gewehrplan in Spandau waren die ersten neu entstandenen katholischen Kirchen in Preußen nach der Reformation, der Bau der Hedwigskirche in Berlin begann 1747.

Nach einer mehr als hundertjährigen Nutzung war diese Kirche für die stetig wachsende Kirchengemeinde nicht mehr ausreichend und zudem baufällig. Für einen Neubau lieferte August Stüler schon 1856 Pläne, die nach seinem Tod von Wilhelm Salzenberg weiterentwickelt wurden. Statt der von Stüler vorgesehenen doppeltürmigen Westfassade fügte er den nach italienischem Vorbild gestalteten Glockenturm hinzu. Den Altarraum der Kirche veränderte er von Stülers halbrunder Apsis zu einem aus drei Konchen bestehenden Abschluss, der der Hagia Sophia nachempfunden ist.

Auf der neu erworbenen Fläche mussten zur Entwässerung Aufschüttungen und Brunnengrabungen vorgenommen werden, um die nötige Standfestigkeit zu garantieren. Die Bauleitung übernahm Albert Badstübner.

Die feierliche Grundsteinlegung erfolgte am 4. Juni 1867 unter dem Erzpriester Franz Xaver Beyer. Am 7. August 1870 war der Bau vollendet und Propst Robert Herzog benedizierte ihn.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs erlitt die Kirche St. Peter und Paul Schäden an den Fenstern und am Dach. Die nach Kriegsende von der Gemeinde begonnene Wiederherstellung endete am 27. Juni 1950 mit der Konsekration.

Zwischen 2002 und 2006 wurden im Auftrag der Gemeinde das Kirchenschiff, der Dachstuhl und der Glockenturm unter Leitung des Ingenieurbüros Wolfgang Stich in vier Bauabschnitten instand gesetzt.


GLOCKEN:


Im Turm hängen vier Glocken:

f‘ Bachert, Karlsruhe 2006
b‘ vor 1939
d“ Bachert, Karlsruhe 2006
f“ Bachert, Karlsruhe 2006

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