Die Reportage-Reihe „Ein Dorf baut auf“ begleitet die Menschen in Dernau im Kreis Ahrweiler nach der Hochwasserkatastrophe auf ihrem Weg zurück zur Normalität. In der zwölften Folge „Ein Jahr nach der Flut“ ist die Stimmung im Dorf zweigeteilt: Auf der einen Seite sehen die Bewohnerinnen und Bewohner, dass sie auf ihren Baustellen langsam vorankommen. Auf der anderen Seite wurden dringend notwendige Bauprojekte der Gemeinde noch nicht einmal begonnen.
Das liege vor allem daran, dass es kein vereinfachtes Baurecht gebe, sagt Ortsbürgermeister Alfred Sebastian. „Nach so einer Katastrophe muss das schneller gehen!“, fordert er. Auch auf die Hilfsgelder aus dem Wiederaufbaufonds würden viele Dernauer immer noch warten.
So geht es auch Alexandra Baltes, deren altes Bruchsteinhaus direkt an der Ahr in der Flutnacht bis zum ersten Stock unter Wasser stand. „Wir stecken immer noch im Antragsdschungel“, sagt sie. Deshalb müssten größere Anschaffungen, wie neue Türen, erstmal warten. Aber verputzt sind ihre Wände schon wieder und auch die ersten Tapeten hat sie bereits geklebt. „Ich sehe dieses Banner, wo ‚Ziel‘ drauf steht und das spornt mich an.“
Hoteliersfamilie Schnitzler hat auf dem Grundstück, wo einst ihr Hotel „Kölner Hof“ stand, eine kleine Weinbar mit Biergarten eröffnet. „Wir wollten eine kleine Oase hier inmitten der Baustellen schaffen“, sagt Franziska Schnitzler. Sie sei froh, wieder etwas zu tun zu haben. Auf der anderen Seite sei es aber auch nervig, dass es mit dem Wiederaufbau so lange dauere. Sie hätten bislang noch keinen Antrag auf Hilfsgelder stellen können, sagt Vater Peter Schnitzler. „Bei uns ist das ein Sonderfall, weil das Grundstück noch meiner Mutter gehört.“ Sie hätten erst die Bestätigung gebraucht, dass auch sie als Erben die 80 Prozent Fördergelder bekommen. „Ohne die Wiederaufbauhilfe könnten wir das finanziell nicht stemmen.“
Auch Winzer Markus Bertram wird noch lange brauchen, bis er das Weinhaus seiner Familie wieder eröffnen kann. Direkt nach der Flut habe er gedacht, dass nach einem Jahr alles gemacht und wieder Normalität eingekehrt sei, sagt er. „Jetzt sitzen wir aber immer noch mitten in der Baustelle und sind am Improvisieren. Vor Ende nächsten Jahres werden wir nicht fertig sein mit dem Wiederaufbau.“
Bei seinem Nachbarn, dem Handwerker Sebastian Tetzlaff, wird das wohl schneller gehen. Auf seinem Grundstück wird bereits sein neues Haus gebaut. Anfangs habe er gehofft, dass der Rohbau inklusive Dach vielleicht schon Ende des Jahres stehen würde. „Man merkt jetzt aber einfach, dass das ein Marathonlauf ist. Ich mache mir deshalb jetzt keinen Stress mehr. Wenn es zwei Monate länger dauert, ist es auch ok.“
Eine Reportage-Reihe von Theresa Berwian, Michael Heußler, Maike König und Jessica Schwandt, SWR Studio Koblenz.
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