Wein am Limit - Folge 444 - Philippe Pacalet - Burgund total

Liebe Walinauten,

leider ist vielen Menschen die Lust auf Reisen Corona bedingt vergangen. Dabei wäre das Burgund als eine der Topdestinationen unter den Weinregionen des Planeten ein tolles Ziel. Die "la Bourgogne" lässt das Herz eines jeden Liebhabers und Gourmets höherschlagen. In den letzten Jahren gab es zwar steigende Besucherzahlen, doch diese konzentrierten sich vor allem auf die üblichen Touristenhochburgen, wie z.B. Beaune mit seiner sehenswerten Hospice.

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Abseits vom Rummel wird es bedächtig und still. Denn die Region wirkt beim Durchfahren erst einmal unspektakulär, fast verlassen und bäuerlich. Es ist das Versteckte, Geheimnisvolle und Mystische, was viele Menschen in den Bann dieses Landstrichs zieht. Ohne Frage gehören die Weine von der Côte d’Or, dem goldenen Hang, zu den teuersten Gewächsen der Welt. Das liegt vor allem an den gekelterten Kleinstmengen von Mini-Betrieben, die z.B. den absoluten Gegensatz zum weitläufigen Bordeaux und seinen glamourösen Châteaus darstellen.

Warum ein Burgund Spezial?

Wir haben bei Wein am Limit das Gefühl, dass sich viele Weinfreunde an dieses köstliche Thema nicht so richtig herantrauen, oder über das Mindset einer stehengebliebenen Kirchturmuhr verfügen. Burgund ist brandaktuell und hat sich in den letzten 20 Jahren komplett neu erfunden und definiert. Die Weine schmecken im gesamten Spektrum präziser, ambitionierter und ausgewogener als je zuvor. Das fängt vor allem bei den „kleinen“ Appellationen an und mittlerweile werden auch die einstigen B-Lagen immer interessanter. Natürlich hinterlässt der Klimawandel auch in diesem semikontinental geprägten Landstrich seine Spuren in Form von Hagel, Frost und Trockenheit. Ganze Ernten, wie z.B. im Jahr 2016, waren in Gefahr. Mittlerweile schafft es sogar der knochentrockene und säurebetonte Aligoté in dieQualitäts-Charts. Man muss ihn also nicht zwingend mit Cassis Likör zum Aperitif Kir mischen. Diese Sorte erhält zurzeit ein verdientes Revival.

Ein bisschen Hollywood im Bauernland!

In dem sehr erfolgreichen im Jahr 2004 erschienenen, polarisierenden Dokumentarfilm „Mondovino“ von Jonathan Nossiter beschreibt und versinnbildlicht der damals 84 Jahre alte Hubert de Montille (RIP), einer der führenden Charakterköpfe des Burgunds, den Kampf um Tradition und Langlebigkeit der Weine. Damals war die Schlacht um Mittelerde aus der Trilogie "Herr der Ringe“ von J.R.R. Tolkien in vollem Gang. Es stand die Internationalisierung der Burgunderweine zur Disposition. Das konnte zwar in den vergangenen 16 Jahren nicht komplett ausgeräumt werden, aber insbesondere viele junge oder jüngere Winzer haben dem Burgund zu neuem Ansehen und Einzigartigkeit in der Weinwelt verholfen. Burgund ist zwar nicht alternativlos, aber zu Recht führend, wenn es um Chardonnay und Pinot Noir geht, vor allem weil es so viele Nuancen und Qualitätsniveaus bereithält wie kein zweites Anbaugebiet auf der Welt.

Wir wünschen euch eine Menge burgundischen Spaß im Glas,

Euer Hendrik & das WaL-Team