Die Abtei Werden wurde in den Beiträgen dieses Kanals schon so oft erwähnt, dass eine kleine Darstellung dieser wohl wichtigsten Kirche des Ruhrgebietes, der heimlichen Kathedrale des Bistums Essen, und ihres Geläutes längst fällig war. Die allermeisten Städte und Gemeinden dieses Raums werden in den Urbaren A und B der Abtei erstmals urkundlich erwähnt. Mit diesem Beitrag bedankt sich der Verfasser bei allen Kanalbesuchern und (neuen) Abonnenten für ihre Treue, Kommentare und Likes und für alle externen Unterstützungen im Jahreslauf. Ein frohes, friedvolles Weihnachtsfest und Gottes Segen für das Jahr 2025!
Die Geschichte und Beschreibung dieser hochbedeutenden Abtei, deren Gründung durch den Missionar Liudger 805 oder 808 mit der Weihe der Kirche abgeschlossen wurde, würde diesen Beitrag völlig sprengen. Liudger war später erster Bischof von Münster, wurde aber auf seinen Wunsch hin in seinem Eigenkloster Werden, auf einem „Werder“ oberhalb der Ruhr, bestattet. Seit 1803 ist die Abteikirche Pfarrkirche. Geschichtlich Suchende seien auf die Literaturangaben verwiesen.
Über Glocken wird in den frei verfügbaren Quellen erst spät berichtet. Gleichwohl werden in der Lebensbeschreibung Liudgers durch Altfried, einem Verwandten, von 863 Glocken erwähnt. FELDENS bietet eine erste Aufstellung, eine Schrift von 1894 zitierend, die vermutlich die Situation von der Säkularisation 1803 bis 1854 aufzeigt.
Vierungsturm:
Petrus und Paulus f‘, 1674, 1220 mm, ~1050 kg
Ludgerus as‘, 1658, 960 mm, ~550 kg
Gregorius b‘, 1658, 880 mm, 425 kg
Stephanus h‘, 1748, 790 mm, 250 kg
Johannes Bapt. g‘‘, 1748, 470 mm
Laurentius 1674, 680 mm, 1854 Umguss durch Rincker, Westhofen. Gesprungen.
Petersturm:
Petrusglocke as‘, 1674, 1060 mm, 650 kg
Marienglocke as‘, 1694, 940 mm, 500 kg, 1854 Umguss, vermutlich Rincker.
Luciusglocke h‘, 1705, 800 mm, 300kg.
Zuzüglich die beiden Uhrglocken, s. u.
Eine eindeutige Einteilung in Abtei- und Pfarrgeläut also.
Der Petersturm wurde bereits in der ersten Sanierungsphase ab 1846 seiner Zwiebelhaube beraubt und in der heutigen Form aufgestockt. Der Vierungsturm wurde bis 1841 saniert, dabei die Schallöffnungen in den Giebeln erneuert und mit neuen Jalousien ausgestattet. Wegen Bauschäden am Vierungsturm wurde das Geläut dort 1880 vorläufig stillgelegt. Die Umhängung der Glocken in den Petersturm sollte 1886 erfolgen. Wegen statischer Schäden konnten aber auch dort die Glocken nicht geläutet werden. Zwischenzeitlich gab es sogar Vorschläge, zwei neue Glockentürme im Westen oder einen „Campanile“ im Nordosten der Kirche zu errichten. Um 1900 läuteten die Glocken in einem Glockenhaus vor dem Nordwestportal. Ab 1901 waren wohl die (heutigen) 6 neuen Glocken Gegenstand der Planungen. Man empfand aber das händische Läuten der Glocken im Kirchenschiff als störend, so sollten 4 der Glocken in der Luciuskirche (600 m Luftlinie) untergebracht werden.
Bis auf 3 Glocken sind alle o. g. für das neue Geläut 1909 eingeschmolzen worden, die große Ludgerusglocke kam als Stiftung der Gemeinde hinzu. Die Aufhängung erfolgte aus statischen Gründen zunächst an gekröpften Jochen (System Bierling/Köppke), daher erhielt das Geläut aus der Gießerei F. Otto in Bremen-Hemelingen ungewöhnlicherweise Tellerkronen. Die Umhängung an gerade Joche erfolgte vermutlich anlässlich des Neugusses der Glocke 2 nach Verlust im 2. Weltkrieg. Unklar ist auch, ob der Glockenstuhl (samt Unterbau?) in dieser Zeit erneuert wurde. Insgesamt kann man trotz des Verlustes der historischen Glocken froh sein, dass heute vom Petersturm ein gut durchmischtes und gehaltvolles Geläut erklingen kann. In der Aufnahme drängt sich die nach Süden hängende d‘ leicht vor, eine Tonaufnahme von Norden ist aufgrund der stark befahrenen Straße dort nahezu ausgeschlossen.
Geläutedaten (Hoffs/Schritt) / Inschriften (Feldens):
Ludgerus c‘ -1, 1620 mm, 2800kg
+OMNIA LUDGERUS DISPELLAT AB URBE PERICLA. +
Petrus und Paulus d‘ =0, 1425 mm, 1950 kg
+VOCE MEA PETRUM LAUDO PAULUMQUE PATRONOS. +
Maria f‘ -2, 1200 mm, 1152 kg
+ORA PRO NOBIS COELI REGINA MARIA +
Lucius und Clemens g‘ +3, 1070 mm, 842 kg
+LUCIUS ET CLEMENS NOS OMNES HIC TUEANTUR. +
Stephanus a‘ -3, 960 mm, 576 kg
+LEVITAE STEPHANO PRAESENS CAMPANA VOVETUR. +
Nikolaus b‘ -2, 900 mm, 486 kg
+nICoLao epIsCopo LaetI beneDICaMVs. +
Auf allen Glocken auf der Rückseite Jahreszahl 1909 bzw. 1954 und Gießermarke.
Stundenglocke ~c‘‘, 760 mm
Am Hals: Audite, o cives, quam sit resolubile tempus : praeterit ista dies non reditura semel: vigilate ergo, quia nescitis diem neque horam. Wilhelmus Hartmann me fecit. 1574
Auf der Flanke: r: d: henricus duden Werthin : et : Helmst : abba · me · fieri fecit.
Viertelglocke ~f‘‘, 560 mm
Reverendus Ds Johannes de Groninga abbas hujus monasterii me fieri feci tao 1531
Aufnahme: 01.09.2024 (Pontifikalamt zum Ludgerusfest).
Dank gilt Florian für die Organisation der Turmbesteigung 2022.
Bild- und Quellennachweis: siehe 1., markierter Kommentar.
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