Nirgendwo auf der Welt wird so viel Fruchtsaft getrunken wie in Deutschland. Pro Kopf kommen wir auf stolze 33 Liter im Jahr! Orangensaft ist dabei unser beliebtester Saft. Pro Kopf und Jahr trinkt jeder von uns davon 7,4 Liter! Worauf kann man beim Kauf von O-Saft achten? Ökocheckerin Katharina Röben findet es heraus!
00:00 Fruchtsaft im Check
01:33 Qualitätscheck: Konzentrat vs. Direktsaft
04:38 Arbeitsbedingungen in der Saftproduktion
08:02 Darauf könnt ihr beim Saft-Kauf achten
09:10 Welcher Saft hat die beste Ökobilanz?
13:08 Fazit
KONZENTRAT – WIRKLICH SO SCHELCHT WIE SEIN RUF?
Über die Hälfte des weltweit produzierten Orangensafts kommt aus Brasilien. Das heißt, der Saft muss gut 11.000 Kilometer zurücklegen, bis er bei uns ist. Wenn wir die ganzen Früchte kaufen, dann kommen diese meistens aus Spanien. Ein deutlich kürzerer Weg.
Sandra Dusch Silva ist Referentin für Lebensmittel der christlichen Initiative Romero. Von ihr erfährt Ökocheckerin Katharina, dass es zwischen Direktsaft und Saft aus Konzentrat von den Nährwerten her keine großen Unterschiede gibt. Direktsaft ist, wie der Name sagt, direkt gepresster, pasteurisierter Saft. Bei Konzentrat hingegen, werden die Früchte im Anbauland ausgepresst und dem Saft anschließend das Wasser entzogen. Das lässt das Volumen auf 1/6 schrumpfen. Übrig bleibt das pure Aroma, also Konzentrat, das dann z. B. bei uns in Deutschland wieder mit Wasser aufgefüllt wird. Pasteurisation findet sowohl bei Direktsaft als auch bei Saft aus Konzentrat statt. Zwar unterscheiden sich die Inhaltsstoffe kaum, allerdings kann der Direktsaft in Blindverkostungen oft punkten.
O-SAFT: SKLAVENÄHNLICHE ARBEITSBEDINGUNGEN
Ein riesiges Problem beim Orangensaft sind die katastrophalen Arbeitsbedingungen in Brasilien, so Barbara Schimmelpfennig. Die Arbeiter, erhalten keinen oder viel zu spät ihren Lohn. Das hält sie in einer finanziellen Abhängigkeit gefangen. Nur die wenigsten verfügen über angemessene Schutzkleidung. Das ist ein großes Problem, weil Brasilien massiv Pestizide eingesetzt werden, auch solche, die teilweise bereits in Europa verboten sind. Diese sind nicht nur schädlich für die Menschen, sondern führen auch zu Bienensterben und kontaminieren die nahliegenden Gewässer. Da es in der EU viel strengere Richtlinien gibt, wäre Orangensaft aus Europa zu bevorzugen. Davon gibt es aber nicht sonderlich viel auf dem Markt.
WORAUF MAN BEIM KAUF ACHTEN SOLLTE
Am wichtigsten ist es, auf fairen Handel zu achten, sagt Sandra Dusch Silva. Neben Fair Trade und GEPA ist Rainforest Alliance ein weiteres Siegel, was zumindest eine teilweise Verbesserung zum konventionellen Anbau darstellt. Und ökologischen Anbau erkennt man wie immer am Bio-Siegel. Empfehlenswert sind auch Hersteller, die der „Partnerschaft für nachhaltigen Orangensaft“ kurz PANAO angehören. Ein Siegel gibt es allerdings nicht, Infos über die Zugehörigkeit zum Bündnis preisen Hersteller aber auf ihrer Website an. Die Mitglieder verpflichten sich hierbei, soziale Gerechtigkeit und Arbeitsrechte sowie Umwelt- und Arbeitsschutz aktiv zu fördern. Eine weitere Möglichkeit ist Crowdfarming, bei der man z. B. einen Orangenbaum adoptieren und bekommt, was der Baum abwirft. Allerdings muss man dann seinen Saft selbst pressen.
DIREKTSAFT, KONZENTRAT ODER FRISCH GEPRESST: WELCHER IST AM BESTEN?
Diese Antwort kennt Andreas Detzel, Geschäftsführer des ifeu-Instituts Heidelberg. Im Direktvergleich von Konzentrat zu Direktsaft schneidet das Konzentrat nur minimal besser ab. Denn, obwohl beim Transport im Vergleich zum Direktsaft viel Platz und Gewicht eingespart wird, muss es mit zusätzlicher Energie tiefgekühlt und im Zielland wieder aufbereitet werden. Das verschlechtert die Bilanz wieder und beide Produkte kommen am Ende auf eine sehr ähnliche Ökobilanz. Auch die Orangen aus Spanien, die wir meist für unseren frisch gepressten Saft verwenden, sind nicht wirklich klimafreundlicher. Diese legen tausend Kilometer im LKW zurück.
Organgensaft darf und soll auch weiterhin seinen Platz an unserem Frühstückstisch haben. Aber er ist im Vergleich zu den heimischen Säften mit deutlich größeren Umwelteinwirkungen verbunden und von daher ist immer zu empfehlen, mit Maß zu trinken.
Autoren: Julia Müller, Karolina Luttig, Christoph Eggener
Schnitt: Christoph Eggener
Redaktion (solisTV): Sarah Weihsweiler
Redaktion (SWR): Inga Vennemann, Holger Conzelmann
QUELLEN:
► Crowdfarming, Online unter: https://bit.ly/3a85NOS
► Ausgepresst. Hinter den Kulissen der Orangensaftindustrie (2015). Online unter: https://bit.ly/3mWMGwF
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