Tony Blair hat als Regierungschef in Sachen Irak Entscheidungen getroffen, für die er heftig...
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Tony Blair hat als Regierungschef in Sachen Irak Entscheidungen getroffen, für die er heftig kritisiert wurde. Er weiß also, unter welchem Druck Politiker stehen - und er braucht seine Worte nicht mehr auf die Goldwaage zu legen, denn als "elderly statesman" muss er keine Rücksicht mehr auf Wählermeinungen legen. In Davos sprach er mit euronews über die Syrienkonferenz.
Sarah Chappell , euronews :
Bei den Verhandlungen "Genf II "sind die Hoffnungen gering. Rechnen Sie damit, dass es noch in dieser Woche Ergebnisse gibt?
Tony Blair :
Natürlich ist die Lage unglaublich schwierig.
Die Wahrscheinlichkeit hängt davon ab, ob Präsident Assad wirklich unter solchen Druck gerät, der ihn dazu bringt, einer Lösung zuzustimmen.
Das aber ist schwierig.
euronews :
Glauben Sie, die internationale Gemeinschaft kann dazu beitragen, die beiden Seiten, die sich so erbittert bekämpfen, zusammen zu bringen?
Tony Blair :
In den vergangenen sechs bis neun Monaten, so meine ich, hat sich das Kräfteverhältnis vor Ort wieder zugunsten des Regimes verschoben.
Offensichtlich hat dazu die umfangreiche Hilfe von Iran und Hisbollah beigetragen. Beides kämpfende Parteien vor Ort, die dem Regime die vor Jahren verloren gegangene Kampfkraft vor Ort zurückgegeben haben. Ich denke, daher haben wir im Westen uns zu fragen: Wie können wir die Opposition in die Lage versetzen, auf Augenhöhe zu verhandeln? Dazu kommt der höchst komplizierte Faktor, dass es innerhalb der Opposition Elemente gibt, über deren Anwesenheit wir zutiefst unglücklich sind. Ich meine die mit Al Kaida verbundenen Gruppen, die Dschihad-Kämpfer. Das macht die Situation so sehr komplex.
Aber wir sollten nie vergessen, dass wahrscheinlich eine Mehrheit der Menschen in Syrien eine sinnvolle Lösung wollen. Eine Lösung, bei der die verschiedenen religiösen Gruppen in Frieden miteinander leben. Im Moment sind diese Menschen aber nicht so stark, dass ihre Stimme zählen würde.
euronews :
Meinen Sie, dass Großbritannien und andere Westmächte die Rebellen bewaffnen sollten?
Wäre das überhaupt möglich bei so vielen verschieden Gruppen?
Tony Blair :
Die erste Frage für uns ist doch: sind wir irgendwie auf ein Engreifen vorbereitet, mit dem wir das Kräfteverhältnis im Kampfgebiet verändern könnten? Vor zwei Jahren habe ich mich für eine
Flugverbotszone eingesetzt. Nicht nur für eine Atempause für die Zivilbevölkerung, sondern auch als Signal an das Regime, dass es nicht durch Bombardierungen das Land unter Kontrolle halten kann.
euronews :
Inzwischen hören wir von mehr als 100.000 Toten von einer massiven Flüchtlingskrise.Denken Sie, die internationale Gemeinschaft trägt einen Teil der Verantwortung dafür, dass es soweit gekommen ist ?
Tony Blair :
Ich weiß aus meiner Zeit als Premierminister, wie schwierig diese Entscheidungen sind. Greift man ein, sind Probleme die Folge. Das haben wir in Afghanistan und im Irak erlebt. Greift man nicht ein, löst sich das Problem auch nicht von selbst. Vor allem nicht, wenn man es nicht einer Diktatur zu tun hat, die bereit ist, mit Gewalt gegen die eigene Zivilbevölkerung vorzugehen. Kommen dann noch extremistischen Gruppen dazu, die entweder vom Iran auf der schiitischen Seite oder von Al Kaida auf der sunnitischen Seite unterstützt werden, dann wird die Lage sehr, sehr hart und zäh, in der die notwendigen Entscheidungen zu treffen sind.
Aus dieser Erfahrung heraus verstehe ich die
Zurückhaltung des Westens. Andererseits sehen wir heute, auch nicht einzugreifen kann schwerwiegende Folgen haben.
euronews :
Wo sehen Sie die Ursachen für die Zurückhaltung des Westens?
Tony Blair :
Es ist ebenso einfach wie hart. Man kennt Situationen, in denen man weiß, eine Gruppe wie die Hisbollah ist bereit, an einem Tag eine große Anzahl von Kämpfern zu opfern. Und danach werden sie wiederkommen und weiter kämpfen.
Der Grund für die Erfolge dieser Dschihad-Leute
liegt doch in ihrer Einstellung zum Märtyrertod.
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