Kriminelle Kinder: Wenn Eltern verzweifeln | Die Story | Kontrovers | BR24

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Wenn das eigene Kind straffällig wird und womöglich sogar ins Gefängnis muss, bricht für die Eltern eine Welt zusammen. Die Angst um das Kind dominiert den Alltag, Familien können daran zu Bruch gehen und die Eltern fragen sich, was sie falsch gemacht haben. Wie sich all das anfühlt, erzählen Eltern in der Kontrovers Story. Zum Beispiel Nadine: Ihr Sohn kommt im Teenageralter mit Drogen in Kontakt. Eines Morgens steht die Polizei vor der Tür - Hausdurchsuchung.

„Haft ist nach wie vor ein sehr tabuisiertes Thema, über das keiner offen spricht. Die Inhaftierung von Angehörigen wird selbst vor ganz nahen Freunden, Verwandten, teilweise vor der eigenen Mutter verheimlicht“, weiß Sozialarbeiterin Beate Wölfel von der Beratungsstelle Treffpunkt e.V. in Nürnberg. Dort treffen sich einmal im Monat Eltern von inhaftierten Kindern zum Gesprächskreis. Auch Andrea und Peter haben einigen ihrer engsten Familienmitglieder nichts von den Straftaten ihres Sohnes erzählt.

Im Teenageralter beginnen die Probleme mit dem Sohn von Andrea und Peter. „Das war wohl dann mit 14 ungefähr. Dann ging es los in der Punker Szene. Auf einmal dann Springerstiefel. Und da ging es dann wohl mit Alkohol und Drogen los“, erinnert sich der Vater. Die Eltern beobachten zwar, wie sich ihr Sohn in der Folgezeit zurückzieht, doch dass er drogenabhängig wird und zu dealen beginnt, haben sie nicht mitbekommen. Mutter Andrea erinnert sich: „Ich habe das lang als pubertären Abschnitt abgetan. Ich habe gedacht: Der wird schon wieder. Aber, dass es mit Drogen zusammenhängt, war mir lange nicht bewusst.“

Seitdem der Sohn im Gefängnis ist, hat sich für die Familie viel verändert: Andrea berichtet von Schweißausbrüchen und Atemnot, sobald es an der Tür läutet oder das Telefon klingelt. Sie fühlt sich alleingelassen. Der erste Besuch im Gefängnis ist erst nach Monaten möglich und für die Eltern eine furchtbare Erfahrung. Sie werden durchsucht wie an einem Flughafen. Ihr Kind dürfen sie nur durch eine Scheibe sehen und sprechen. Der Sohn wirkt auf sie, als hätte er sich mit den Umständen abgefunden. Die Situation begleitet die Mutter Tag und Nacht. Sie bekommt von ihrem Arzt Tabletten verschrieben, weil sie sonst ihren Alltag nicht mehr bewältigen kann. Die Situation ist psychisch zu belastend.

Auch finanziell ist die kriminelle Karriere ihres Sohnes eine große Bürde. „Du weißt nicht, wie du den Rechtsanwalt zahlen sollst. Du weißt nicht, wie die Gerichtsverhandlungen ausgehen. Du weißt nicht, wie viele Jahre er ins Gefängnis muss.“ Andrea schildert, dass sie und ihr Mann mehr als 100.000 Euro bis heute für Anwälte, Gerichtskosten, Miete und unbezahlte Rechnungen ihres Sohnes bezahlt haben. Andrea ist es wichtig, dass der Sohn sein Leben in Ordnung bringen kann, wenn er seine Haftstrafe verbüßt hat, und nicht vor einem Berg Schulden steht.

Um mit der Situation besser fertig zu werden, besuchen Andrea und Peter regelmäßig die Elterngruppe der Nürnberger Beratungsstelle Treffpunkt e.V.. Dort können sie sich austauschen und manchmal auch ein wenig Trost suchen in ihrer Verzweiflung. Auch die Frage nach der Schuld treibt dort die Eltern um. Andrea macht sich große Vorwürfe: „Eigentlich gebe ich mir da zum Großteil die Schuld. Ich habe es irgendwo verpasst. Ich habe irgendwo den Zeitpunkt nicht erkannt, wo ich handeln hätte müssen. Und das verzeihe ich mir nicht, bis ich sterbe. Weil, das hätte ich merken müssen, dass da etwas gewaltig schiefläuft und nicht in Ordnung ist. Aber ja, hinterher ist man immer schlauer.“ Wenn Kinder kriminell werden, beginnt ein Alptraum - auch für die Familien. Für Eltern und Geschwister, die leiden, bangen und hoffen. Nicht selten zerbrechen Ehen an der Situation. Viele Eltern stehen plötzlich vor einem Schuldenberg. Neben der Sorge um das eigene Kind, versuchen viele Eltern die Situation geheim zu halten – aus Angst vor Stigmatisierung.

Autorin: Friederike Wipfler

Aus der Sendung vom 23.2.2022

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