Haiti ist das ärmste Land des Westens. Zehn Jahre nach dem Erdbeben kämpft der bitterarme Karibikstaat noch mit den Folgen. Unterernährte Kinder, Hilfsgelder, die in Korruption versickern, Bandenkriege. Eine junge Protestbewegung kämpft dagegen an.
Mehr als die Hälfte der Bevölkerung Haitis ist unter 25. Viele junge Menschen fordern grundlegende Reformen. Der Rapper Black Sun singt vom Leben im Ghetto, von Armut und Gewalt. „Sakap fet“ – „Was geht?“, so heißt sein Lied. Seine Botschaft an die Community: “Leute, legt Eure Waffen nieder, lasst uns in Frieden leben!” Cité Soleil, ein dicht bevölkertes Elendsviertel in Port-au-Prince, ist kontrolliert von Gangs – und die sind gerade einmal wieder im Krieg.
Etwa 400.000 Menschen leben in Cité Soleil, einem der größten Slums des Westens – die meisten in Hütten ohne fließend Wasser oder Kanalisation. Denn auch zehn Jahre nach dem Erdbeben ist vieles in Haiti noch zerstört. Der Karibikstaat ist noch immer auf internationale Unterstützung angewiesen. Als am Dienstag, 12.01.2010, um 16.35 Uhr, ein Erdbeben die halbe Hauptstadt Port-au-Prince zertrümmerte, starben über 300.000 Menschen, hunderttausende wurden verletzt. Geschätzte 1,8 Millionen Menschen waren auf einen Schlag obdachlos geworden.
Zehntausende bekamen im Camp Corail, einige Kilometer außerhalb der Hauptstadt Port-au-Prince, eine erste Notunterkunft. Anfangs lebten sie in Zelten, dann bauten internationale Hilfsorganisationen Hütten aus Holz. Aus der Übergangslösung ist inzwischen ein Dauerzustand geworden. Zehn Jahre nach dem Beben sind die meisten Hilfsorganisationen weg, aus den versprochenen festen Behausungen wird nichts mehr.
Bis vor Kurzem waren alle Schulen geschlossen. Haiti steckte in einer politischen Krise, die das gesamte Land monatelang lahmlegte. Ein Korruptionsskandal löste heftige, oft gewalttätige Proteste aus, die zur Folge hatten, dass die Menschen ihre Häuser kaum verlassen konnten. Jahrzehntelanges politisches Missmanagement und Korruption sind dafür verantwortlich, dass es Haiti, trotz der Milliarden von Hilfsgeldern, die nach dem Erdbeben in das Land flossen, heute nicht besser geht als damals.
Politische Instabilität ist in dem Karibikstaat nichts Neues. Neu ist, dass sich gebildete, junge Menschen zusammenschließen, um über Proteste hinaus nachhaltige Veränderungen herbeizuführen. "Nou Pap Domi" nennt sich die Gruppe - kreolisch für "Wir schlafen nicht". "Wir schließen unsere Augen nicht mehr", wollen sie damit sagen, vor Korruption und Straflosigkeit.
Auch die verbleibenden internationalen Hilfsorganisationen kämpfen gegen eine sich verschlechternde Situation an. Das Welternährungsprogramm warnt vor einer erneuten humanitären Krise. Ein Drittel aller Haitianer sind mangelernährt, 20 Prozent aller Kinder leiden unter akuter Unterernährung. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF unterstützt Mangelernährungs-Projekte für Kinder. Das Land ist nach wie vor das ärmste der westlichen Hemisphäre.
Foto: Mathieu Mazza
Das Auswärtige Amt rät derzeit von Reisen nach Haiti dringend ab. Weitere Informationen dazu findet ihr hier: https://www.auswaertiges-amt.de/de/au...
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