Pendeln mit dem E-Auto

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210 Kilometer täglich mit dem Auto pendeln und Geld sparen!
Sebastian hat Ende April seinen alten Skoda Superb Diesel gegen einen neuen Volkswagen ID.3 getauscht. Seitdem bekommt er das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Während andere an der Tankstelle an den extremen Spritpreisen verzweifeln, spart Sebastian jetzt jeden Monat mehrere Hundert Euro. Wie geht das?

Sebastian ist Pendler. Schon immer und auch während der Corona-Pandemie. Er wohnt mit seiner Familie in Neustadt am Rübenberge und arbeitet in Wolfsburg – 105 km Pendelweg pro Strecke, 210 km pro Tag. Bei 220 Arbeitstagen im Jahr sind das 46.200 Kilometer. Sebastians Diesel hatte einen Durchschnittsverbrauch von 6 Litern pro 100 Kilometern – Tempomat bei 130 auf der Autobahn und Hörbuch an. 2.772 Liter Diesel nur für den Pendelweg. Vor der Spritpreis-Explosion lag der Preis pro Liter bei rund 1,30 Euro, das macht 3.603,60 Euro pro Jahr. Seit Anfang des Jahres sind es rund 2 Euro pro Liter – das wären 5.544 Euro pro Jahr oder 462 Euro pro Monat.

Seit dem Umstieg sind diese Kosten für Sebastian gleich null, denn er lädt sein Auto beim Arbeitgeber. Dieser hat eine große Solaranlage auf dem Dach und Wallboxen rund ums Gebäude installiert. Er schenkt Sebastian den Strom – auch den, der im Winter aus dem Netz zugekauft wird. Das darf er, und als geldwerten Vorteil muss Sebastian das auch nicht versteuern. Gemäß des „Gesetzes zur steuerlichen Förderung von Elektromobilität im Straßenverkehr“ ist der geladene Strom von der Einkommensteuer befreit, wenn an einer ortsfesten und vom Arbeitgeber betriebenen Anlage geladen wird.

In der Gesamtbetrachtung wird es noch spannender: Der Diesel hat zweimal im Jahr einen Service bekommen, davon mindestens einen "großen" mit Ölwechsel. Beim E-Fahrzeug sind die Service-Intervalle hauptsächlich zum Tausch des Staub- und Pollenfilters. Außerdem ist der Stromer von der Kraftfahrzeugsteuer befreit.

Sebastian hat den Wechsel zur Elektromobilität gewagt, obwohl er zuhause in einer Mietwohnung lebt und keine Möglichkeit hat, vor der Haustür zu laden. Seine angemietete Garage hat kein Licht und keinen Strom. Dennoch hat er die Entscheidung nicht bereut: "Einschränkungen im Alltag habe ich keine. Die Pendelstrecken von und nach Wolfsburg fahre ich nicht etwa im Windschatten der Lkw, sondern weiter mit 130. Langstrecken müssen natürlich geplant werden. Die Funktionen im Auto sind dafür ok, aber am Abend vorher auf dem Sofa die Strecken vorplanen gibt ein besseres Gefühl. Denn mit dem aktuellen Softwarestand im Auto ist es schwer, die teuren IONITY-Säulen zu umgehen."

Die öffentliche Ladeinfrastruktur in Neustadt am Rübenberge empfindet Sebastian aktuell als wirklich ausreichend. Die Säulen beim Supermarkt in der Nähe sind in der Regel frei, der Strom kostet dort über die ADAC-Ladekarte 38 Cent pro Kilowattstunde.



Natürlich hat Sebastian im Bekanntenkreis fragende Blicke ob des langen Arbeitsweges geerntet. „Du musst doch bescheuert sein, haben mir viele gesagt. Aber das Lächeln dieser Zweifler bei den Probefahrten ist jedes Mal eine große Befriedigung. Der neue ist einfach leiser, schneller und besser – und das Kind schläft auf der Fahrt auch besser." Stolz ist er auch auf die Ökobilanz. Sein Dieselverbrauch entsprach einem CO2-Ausstoß von 7,35 Tonnen im Jahr – zur Kompensation hätte Sebastian jährlich einen kleinen Wald von knapp 600 Bäumen pflanzen müssen.



Und wie sieht es für seinen Arbeitgeber aus? Sebastians Langzeitverbrauch nach den ersten 7.000 km liegt übrigens bei 16,5 kWh pro 100 km. Seine 46.200 Kilometer verursachen einen Stromverbrauch von 7623 Kilowattstunden im Jahr. Ein Großteil davon ist direkt vor Ort erzeugter Solarstrom und somit kostenlos. Aber nicht auf jedem Bürogebäude gibt es eine Photovoltaikanlage. Bei einem Strompreis von 30 Cent "schenkt" der Arbeitgeber Sebastian aktuell 2.286,90 Euro pro Jahr, die bei ihm 1:1 im Portemonnaie ankommen – das hätte er in einer Gehaltsverhandlung erstmal als Lohnerhöhung erreichen müssen.

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