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Posaune: Catharina Schorling // Klavier: Martin Hornung
Wenn im Club nach dem Konzert oder der Party die Neonröhren angehen und brutal auf alles scheinen, was nach dem Fest noch übrig ist, damit ein paar Tapfere den Dreck wegmachen und alles wieder einstöpseln können – das ist das Putzlicht. Im Putzlicht sieht nichts mehr schön aus. Im Putzlicht gibt’s kein Verstecken. Putzlicht tut weh. Bei Niels Frevert aber wird der luminöse Katerzustand zum Synonym für’s Weiter, für Wandel, Transformation und den Sieg über all den Scheiß, durch den wir uns ständig wühlen auf der Suche nach Glück. Davon handelt sein neues Album. Es ist sein bisher bestes – eine Neuerfindung, ein Geschenk und ein künstlerischer Triumph.
„Schein herab auf mich / und bring mich raus hier“ (‚Putzlicht’)
Wahrscheinlich muss man Niels Frevert jetzt noch mal kurz erklären, weil ihn nun sehr viele Menschen entdecken werden, die ihn bisher noch nicht auf dem Schirm hatten. Frevert ist der ewige Geheimtipp und Kritikerliebling – von Musikerkollegen verehrt, von einigen zehntausend Fans geliebt und von der breiten Masse ignoriert. In den frühen Neunzigern machte er mit seiner Band Nationalgalerie Rockmusik mit klugen deutschen Texten, seit 1997 ist er allein unterwegs und veröffentlicht alle paar Jahre ein Album mit Liedern von so seltener feinsinniger Schönheit, dass ihm Fans und Kritiker jedes Mal erneut verzückt zu Füßen liegen. Mit Feinsinnigkeit schafft man’s aber eher selten ins Formatradio. Das wird jetzt anders. Und das kam so:
„Es war nichts mehr wie es war / auf einmal war so klar / es wird nichts mehr sein wie vorher“ (‚Nie mehr wie vorher’)
Nach seinem letzten, 2014 erschienenen Album Paradies der gefälschten Dinge muss irgendwas mit dem Mann passiert sein. Wir wissen nicht was, es geht uns auch nichts an, auf jeden Fall hat Frevert anderthalb Jahre lang keine Gitarre angerührt. Fünf Jahre später erscheint nun Putzlicht und (fast) alles ist anders. Zuerst mal die Musik. Frevert hat das Korsett des Liedermachers abgestreift und seine neuen Songs – zusammen mit dem Produzenten Philipp Steinke (Boy, Revolverheld, Kettcar) – in einen großen, druckvollen, unaufgeregten und modernen Bandsound gegossen. Es gibt kaum noch Streicher, die Gitarren stehen unter Strom, alles ist offen und warm – Musik wie eine Umarmung, ein Sound, der einen auffängt, trägt und sanft nach vorne schiebt. Am besten lässt sich das bei ‚Immer noch die Musik’ hören, der zweiten Single des Albums, die zudem eine Ahnung davon vermittelt, wie Frevert wieder ins Licht gefunden hat.
„Wenn die Sache dir zu nahe geht / dein Herz in Schutt und Asche liegt / ist da immer noch / immer noch die Musik“ (‚Immer noch die Musik’)
Textlich umkreisen die neuen Songs die großen Themen: Verlorenheit, innere Krise und die Suche nach dem Weiter, nach dem Weg zurück zum Glück. Dabei ist Frevert so klar wie nie zuvor. Es gibt keine doppelten Böden mehr und kaum noch Geschichten. Frevert beschreibt Zustände, die wir alle kennen, und die doch so schwer in Worte zu fassen sind. Vielleicht hat es auch deswegen so lange gedauert mit dem neuen Album. Einer der Songs heißt ‚Ich suchte nach Worten für etwas das nicht an der Straße der Worte lag’. Frevert hat sie gefunden. Und genau das ist die Kraft dieser Texte: Dass sie universelle, komplexe Gefühle einfangen, ohne sie mit Alltäglichkeiten zu banalisieren, dass sie ohne Sentimentalität oder Weinerlichkeit den Schmerzkern umkreisen und die Hörer da abholen, wo’s wehtut, sie sanft an die Hand nehmen und mitnehmen ins neue Licht, das man unweigerlich erblickt, „wenn man in die Dunkelheit eintaucht, als gäbe es nichts zu verlieren“ (‚Als könnte man die Sterne berühren’). Vor allem aber ist das alles so unverschämt leichtgängig und catchy, so voll von großen Melodien und herrlichen Harmonien, dass der Mann auch Suhaeli rückwärts singen könnte und das wären trotzdem alles Hits, zumindest heimliche.
Niels Freverts sechstes Album ist einer dieser seltenen Glücksfälle, wenn ein Musiker an den Nullpunkt kommt, sich und seine Kunst neu erfinden muss und dabei etwas erschafft, das wie das Protokoll seiner Transformation und Auferstehung wirkt und von universeller Bedeutung ist. Alles, was Niels Frevert ausmacht, der Kern seiner Kunst, ist hier kondensiert zu etwas Neuem, Erhabenem von dunkel schimmerndem Glanz. Der ewige Geheimtipp und Kritikerliebling erstrahlt im Putzlicht heller denn je.
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