Das riskante Spiel des Baulöwen Dr. Schneider

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Jürgen Schneider sammelte Immobilien wie andere Leute Briefmarken. Von Hamburg bis München gehörten ihm zuletzt über 130 Edelobjekte in den besten Geschäftslagen. 1994 stürzte das Imperium des Baulöwen zusammen wie ein Kartenhaus. Er hinterließ einen Milliardenschuldenberg bei Banken, die dem feinen Herrn mit Toupet und Zweireiher anscheinend blind vertraut hatten.

Die größte Pleite der Nachkriegszeit erschütterte den Immobilienmarkt. Ist der dramatische Sturz des Finanzjongleurs nur der Auftakt kommender Pleiten? Diese Frage untersucht Reinhold Rühl in der Sendung "Zündstoff" im ZDF.

Hoch gepokert wird schon lange mit Wolkenkratzern und Büroetagen. Doch der Boom im Zuge der deutschen Einheit ist vorbei. Im Krisenjahr 1994 fielen die Büromieten drastisch. Besonders augenfällig ist dies in der Bankenmetropole Frankfurt. Dort steht bereits jedes zehnte Büro leer. An vielen Büroetagen hängen Schilder "Zu vermieten". Dennoch wird in der Stadt so viel gebaut wie nie zuvor. Als diese Investitionen geplant wurden, träumten die Projektentwickler noch von Quadratmetermieten von bis zu 100 Mark im Monat. Heute sind Makler am Main glücklich, wenn sie Top-Büros für 50 Mark pro Quadratmeter vermitteln können.

Trotz der riesigen "Bürohalde" werden jedoch im Schatten der Hochhaustürme auch immer noch Wohnungen in Büros umgewandelt. Der Grund: Freiberufler wie Rechtsanwälte, Steuerberater und Werbeleute suchen das "passende Ambiente". Gegen diese illegalen Praktiken kämpft das Frankfurter Wohnungsamt. Doch manche Spekulanten haben die hohen Geldbußen bereits einkalkuliert. "Das sind schon mafiöse Entwicklungen", stellt ein Mitarbeiter des Wohnungsamtes resigniert fest.

Auf "goldene Zeiten" gesetzt haben Investoren auch am Rande des neuen Flughafens bei München. Das Gewerbegebiet, über dem Jets starten und landen, ähnelt heute mit seinen glitzernden Glasfassaden einer Geisterstadt. Die meisten Bürocenter stehen leer.

Genau so treibt der Bauboom in den neuen Bundesländern seltsame Blüten. Investiert wird aufgrund steuerlicher Abschreibungsmöglichkeiten vor allem in Büros und Verkaufsflächen. Während schon jetzt in der Leipziger City viele Hinterlassenschaften von Schneider als Bauruinen dahingammeln, entstehen draußen vor der Stadt noch weitere gewaltige Gewerbeparks - unverkäuflich! Das Skeuditzer Kreuz - ein Bermuda-Dreieck der Investoren.

Im Berliner Immobilienmarkt ist ebenso längst Ernüchterung eingekehrt. "Hier werden momentan große Vermögen verloren", kommentiert ein Branchenkenner hinter vorgehaltener Hand das gigantische Projekt Friedrichstraße. Dort werden entlang der dreieinhalb Kliometer langen künftigen Magistralen fast 800.000 Quadratmeter Büroflächen fertiggestellt.

Der ZDF-"Zündstoff" ist gestaltet wie ein Roadmovie, eine filmische Reise durch die deutsche Immobilienlandschaft. Die Reiseroute bestimmte nicht zuletzt der untergetauchte Pleitier Schneider. Längs der Route, die von Hamburg über Berlin und Leipzig bis Frankfurt und München führt, fand ZDF-Autor Reinhold Rühl zahlreiche "Claims" aus der Zeit des Immobiliengoldrauschs.
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Sendetitel: Hoch gepokert – Das riskante Spiel mit Immobilien
Sendung: ZDF Zündstoff
Buch und Regie: Reinhold Rühl
Kamera: Pierre Bouchez u.a.
Schnitt Gudrun von Teichmann
Redaktion: Walter Mischo
Produktion: Heiko Solberg
Erstsendung: 12.10.1994
Zuschauer: 1,43 Millionen

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