Film: Thomas Nußbaumer
Das Imster Schemenlaufen zählt zur Königsdisziplin der Fasnacht und wurde 2012 von der UNESCO als erster Brauch Österreichs in die Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Das Schemenlaufen am 4. Februar 2024 übertraf sich in mehrfacher Hinsicht selbst. Ca. 20.000 Besucherinnen und Besucher kamen in die Tiroler Bezirkshauptstadt Imst (ca. 11.000 Einwohnerinnen und Einwohner). Die sieben Festwägen waren beispielhaft in puncto Fantasie und handwerkliches Geschick. An die tausend Männer aus Imst präsentierten sich in ihren farbenfrohen Fasnachtsgewändern und teils fröhlichen, teils grimmigen Larven.
Die Fasnacht der Imster zählt zu den ältesten Fasnachten Tirols mit Wurzeln im 17. Jahrhundert. Ihre heutige Form etablierte sich, wie verschiedene Quellen, auch ein Bild von Karl von Lutterotti von ca. 1840/50, belegen, im Lauf des 19. Jahrhunderts und strahlte vorbildhaft auf die Nachbardörfer im Gurgltal, Pitztal und Inntal aus.
Die Umzugschoreografie folgt exakten Regeln. Im Zentrum stehen die rund 55 Roller-und-Scheller-Paare mit ihren Schellen (Rollschellen bzw. Kumpfen und Klöpfen), die ihren Tanz, genannt Gangl, im Kroas (Kreis) ausführen, der von Sacknern und Spritzern verschiedenster Kategorien und Kübelemajen umlaufen wird. Bären und ihre Treiber, Affen, Kaminer (die an Hauswänden hochklettern) und allerhand andere Traditionsmasken mischen sich in den Umzug. Auch die Laggeroller und Laggescheller als Parodiegestalten der Roller und Scheller dürfen nicht fehlen. Die Hexen tanzen immer wieder zu den Marschlen (kleinen Märschen) der aus Knaben bestehenden Hexenmusig, die auf ausrangierten Instrumenten der Stadtmusikkapelle spielt. Auch die Musikkapelle, die ab und zu auch den Imster Fasnachtsmarsch mit dem Fasnachtslied im Trioteil spielt, ist ins Fest eingebunden. Die Laberasänger präsentieren abseits vom Umzug die satirische Hauptlabera, die von einem lustigen, denkwürdigen Missgeschick (heuer ein missglückter Christbaumtransport) handelt.
Die Vorführungen der Fasnachtler finden im Wesentlichen an vier Plätzen statt. Spätestens um 18 Uhr, beim Betläuten, müssen die Larven abgenommen werden. Am Tag nach dem Festumzug feiert man die „Wilde Fasnacht“ als Auflösung aller Ordnungen.
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Der Film zeigt Ausschnitte vom Fasnachtsausrufen, Aufzug der Masken und Wägen, Beginn des Umzugs, vom Einführen (= Vortanzen/Vorspringen des Gangls für einzelne Personen aus dem Publikum), vom Tanz der Hexen – und am Ende sieht man Ausschnitte der Labera im Beisein des Besungenen. Das gemeinsam gesungene Imster Fasnachtslied und ein Roller-Scheller-Paar als Vorbote der Wilden Fasnacht stehen am Schluss.
Literatur
Verein zur Förderung des Imster Schemenlaufens (Hg.): Fasnacht in Imst, Imst 2008. – Manfred Waltner: Imster Schemenlaufen, in: Hans Gapp (Hg.), Die großen Fasnachten Tirols, Innsbruck, 2. Aufl. 2003, S. 66–113. – Thomas Nußbaumer: Fasnacht in Nordtirol und Südtirol. Von Schellern, Mullern, Wudelen, Wampelern und ihren Artgenossen, Innsbruck 2010, S. 22–47.
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