Robert Schumann: Die Löwenbraut - Julian Prégardien & Els Biesemans

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Live at Fortepiano Festival FLÜGELSCHLÄGE, Zurich, Switzerland, on November 9, 2019. Viennese Piano Joseph Brodmann (ca. 1825, Els Biesemans' collection)
Video Production by FiftyFiftyFilm http://fiftyfiftyfilm.ch​

Text: Adelbert von Chamisso

Mit der Myrte geschmückt und dem Brautgeschmeid,
Des Wärters Tochter, die rosige Maid
Tritt ein in den Zwinger des Löwen; er liegt
Der Herrin zu Füssen, vor der er sich schmiegt.

Der Gewaltige, wild und unbändig zuvor,
Schaut fromm und verständig zur Herrin empor;
Die Jungfrau, zart und wonnereich,
Liebstreichelt ihn sanft und weinet zugleich:

„Wie waren in Tagen, die nicht mehr sind,
Gar treue Gespielen, wie Kind und Kind,
Und hatten uns lieb und hatten uns gern;
Die Tage der Kindheit, sie liegen uns fern.

Du schütteltest machtvoll, eh’ wir’s geglaubt,
Dein mähnenumwogtes königlich Haupt;
Ich wuchs heran, du siehst es: ich bin
Das Kind nicht mehr mit kindischem Sinn.

O wär ich das Kind noch und bliebe bei dir,
Mein starkes, getreues, mein redliches Tier;
Ich aber muss folgen, sie taten mir’s an,
Hinaus in die Fremde dem fremden Mann.

Es fiel ihm ein, dass schön ich sei,
Ich wurde gefreit, es ist nun vorbei:
Der Kranz im Haar, mein guter Gesell,
Und vor Tränen nicht die Blicke mehr hell.

Verstehst du mich ganz? Schaust grimmig dazu,
Ich bin ja gefasst, sei ruhig auch du;
Dort seh’ ich ihn kommen, dem folgen ich muss,
So geb’ ich denn, Freund, dir den letzten Kuss!“

Und wie ihn die Lippe des Mädchens berührt,
Da hat man den Zwinger erzittern gespürt,
Und wie er am Zwinger den Jüngling erschaut,
Erfasst Entsetzen die bangende Braut.

Er stellt an die Tür sich des Zwingers zur Wacht,
Er schwinget den Schweif, er brüllet mit Macht;
Sie flehend, gebietend und drohend begehrt
Hinaus; er im Zorn den Ausgang wehrt.

Und draussen erhebt sich verworren Geschrei.
Der Jüngling ruft: „Bringt Waffen herbei;
Ich schiess’ ihn nieder, ich treff’ ihn gut!“
Aufbrüllt der Gereizte schäumend vor Wut.

Die Unselige wagt’s sich der Türe zu nahn,
Da fällt er verwandelt die Herrin an:
Die schöne Gestalt, ein grässlicher Raub,
Liegt blutig zerrissen entstellt in dem Staub.

Und wie er vergossen das teure Blut,
Er legt sich zur Leiche mit finsterem Mut,
Er liegt so versunken in Trauer und Schmerz,
Bis tödlich die Kugel ihn trifft in das Herz.

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