Debussy: La mer 1 / Inkinen / DRP

Описание к видео Debussy: La mer 1 / Inkinen / DRP

Claude Debussy ∙ „La mer“, Drei sinfonische Skizzen
I. De l’aube à midi sur la mer – Très lent

Deutsche Radio Philharmonie
Pietari Inkinen, Dirigent

Congresshalle Saarbrücken ∙ Freitag, 15. Dezember 2023

------------------

Aus dem Programmheft:
Entstehung: 1903–1905 | Uraufführung: Paris, 15. Oktober 1905
Meer der Erinnerung

Wie Dukas gehörte auch Claude Debussy jener Generation von Künstlern an, die zwischen der Epoche der Romantik und der Moderne standen, hin und hergerissen zwischen anspruchsvollen Ambitionen und vernichtenden Selbstzweifel. Und wieder vollzog sich ein Jahrhundertwechsel. 1893 hatte Debussy behauptet, er sei nicht imstande, ein Meisterwerk zu schaffen – und das, obwohl seine symphonische Dichtung „Prélude à l’après-midi d’un faune“, die zu einem der Hauptwerke des französischen Impressionismus avancieren sollte, bereits weitgehend fertiggestellt war. In der Folgezeit sollte sich sein Selbstbild kaum verändern. Umso verletzter reagierte er auch, als sein dreisätziges Orchesterwerk „La mer“ (Das Meer) bei der Pariser Uraufführung im Oktober 1905 auf wenig Begeisterung stieß. „Zu künstlich“, meinten die einen, „zu formlos“ und „aufgeblasen“, meinten die anderen. Doch für Debussy war „La mer“ eine Herzensangelegenheit. Zur Verteidigung seiner Musik schrieb er: „Ich liebe das Meer, ich habe es mit dem leidenschaftlichen Respekt, den man ihm schuldet, angehört“. Zwei Jahre zuvor, 1903, hatte er mit der Komposition dieser „drei sinfonischen Skizzen für Orchester“ begonnen und davon einem Freund mit ähnlicher Emphase berichtet: „Sie wussten vielleicht nicht, dass ich für die schöne Laufbahn eines Seemanns ausersehen war und dass nur die Zufälle des Daseins mich auf eine andere Bahn geführt haben. Nichtsdestoweniger habe ich mir für die See eine aufrichtige Leidenschaft bewahrt“.
Zu dieser Zeit hielt sich Debussy bei seinen Schwiegereltern in Burgund auf, in einer Landschaft, die sich eher durch Weinberge als durch Meeresnähe auszeichnet. Doch selbstbewusst verteidigte er sein Vorhaben und seine Imaginationskraft: „Sie werden nun sagen, dass der Ozean nicht gerade die burgundischen Rebhügel umspült …! und das Ganze einem Atelierstück ähnlich werden könnte; aber ich habe unzählige Erinnerungen.“ An dem knapp 25-minütigen Werk komponierte er etwa anderthalb Jahre, was für ihn verhältnismäßig schnell war, zumal er sich in dieser Zeit von seiner Frau trennte und sich mit der Sängerin Emma Bardac verband, die ihm zwei Wochen nach der Uraufführung von „La mer“ die Tochter Claude-Emma, genannt Chouchou, gebar. Die Enttäuschung über die erfolglose Uraufführung sollte noch einige Jahre anhalten. Erst nach der britischen Erstaufführung in London 1908 wurde dem Werk die angemessene Würdigung und internationale Anerkennung zuteil.

Ein Schlüsselwerk auf dem Weg zur Moderne

Im Vergleich mit Beethovens „Eroica“ und Dukas „Zauberlehrling“ nimmt „La mer“ eine Zwischenstellung ein. Debussy war kein Freund der Sinfonischen Dichtung im Sinne Richard Strauss’, auch gefiel ihm die Idee einer Sinfonie mit programmatischen Zügen nicht. In diesem Sinne entwarf er drei skizzenhafte Stimmungsbilder, die unterschiedliche maritime Erfahrungen assoziativ in Klang übertragen. Der erste Satz – „Morgengrauen bis Mittag auf dem Meer“ – beschwört eine melancholische Naturerfahrung, die durch melodische Wellenbewegungen bald mehr, bald weniger klare Bilder erzeugt. Der zweite Satz ist mit „Spiel der Wellen“ überschrieben und zeichnet die fröhliche Wechselhaftigkeit des Meeres. Der stürmische dritte Satz bringt nun einen „Dialog zwischen Wind und Meer“ zum Klingen, nicht ohne die Gefahren des Elements hörbar zu machen. Als Titelbild für den Erstdruck wählte Debussys Verleger das Bild „Die große Welle vor Kanagawa“ des japanischen Malers Katsushika Hokusai aus und rückte das Werk damit in die Nähe der Japanbegeisterung im Frankreich der Jahrhundertwende. Tatsächlich legen Debussys Vorliebe für Pentatonik und Quintparallelen diese Assoziationen nahe. „La mer“ vereint somit drei Wesensmerkmale, die für die Musik Debussys typisch werden sollten – Impressionismus, Symbolismus und Japonismus – und erweist sich dadurch zu einem Schlüsselwerk auf dem Weg zur Moderne.

Комментарии

Информация по комментариям в разработке