Schiffsmenschen brauchen nicht viel Platz. Am Heck des ehemaligen Frachtschiffs „Ahoy“ befindet sich eine kleine Wohnung: Auf 50 Quadratmetern verteilen sich Wohnzimmer, Schlafzimmer, Toilette, Dusche, Küche, Fahrkabine und Terrasse. Früher wohnte dort der Kapitän mit seiner Frau und zwei Kindern.
2020 hat Künstlerin Sabine das Schiff gekauft. Die Ahoy wurde 1914 als Frachtschiff gebaut und in den Sommermonaten temporär als Hotel genutzt, bis es irgendwann endgültig zu einem Hotel- und Passagierschiff umgebaut wurde. Dabei entstanden im Bauch des Schiffes sieben Kabinen mit jeweils zwei oder vier Betten.
Trotz des sehr guten Zustands hat „Hafen-Sabine“, wie sie sich selbst nennt, die Ahoy neun Monate lang modernisiert und liebevoll ausgestattet. Ein komplett neuer Anstrich mit flexen, schleifen und mehrmaligem streichen. Den Charme des alten Schiffes hat sie dabei komplett beibehalten.
Durch das ganze Schiff zieht sich das Rockabilly-Motiv. Überall befinden sich Meerjungfrauen und Meerjungmänner. Die Gardinen hat sie selbst genäht, die Sessel selbst gepolstert, die Lampen aus dem 3D-Drucker gedruckt – fast alles hat Sabine selbst gestaltet.
Sabine hat das Schiff nicht blauäugig gekauft. Sie wusste ganz genau, wie viel Arbeit sie erwarten würde, denn die Ahoy ist nicht ihr erstes Schiff – und wird vermutlich auch nicht ihr letztes bleiben. Im Vergleich mit dem Leben auf dem Land benötigen Schiffsmenschen zwingend auch eine Menge technisches Wissen: Schiffsmotoren, Maschinenpumpen, Steueranlagen, Elektrik und viel mehr.
Die Ahoy ist 39 Meter lang, 5,25 Meter breit und 175 Tonnen schwer und komplett fahrtauglich. Ein ungewohnter Anblick auf dem Neckar. Seit 14 Jahren verbringt Sabine mittlerweile ihr Leben auf dem Wasser. Sie besitzt zwei große Schiffe, ein kleines und ein Sportboot. Die Künstlerin hat die Ahoy auch als Altersvorsorge gekauft – Betten machen kann die als Selbstständige bis ins hohe Alter.
Dank der Fotovoltaik- und der Windanlage kann man auf dem Boot selbst autark leben. Doch weht kein Wind oder scheint keine Sonne, muss man sparsam sein, sonst ist die Batterie schnell leer. Das ist Sabine wichtig, denn sie ist Ökokönigin – bei ihr soll alles recycelt und wiederverwertet werden, was sie an Material so in ihren Schiffen verbaut.
Der große Vorteil vom Leben auf dem Wasser ist, dass man keine Baugenehmigung benötigt, um das Schiff nach den eigenen Vorstellungen umzugestalten. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Doch wirklich günstig ist das Leben als Schiffsbesitzerin nicht: Alle 5 Jahre steht der Werksbesuch an – der letzte hat 20.000 Euro und viel Eigenleistung verschlungen – allein 8.000 Euro Spezialfarbe.
Trotzdem denkt Sabine schon wieder über ein neues Schiffsprojekt nach. Das Leben im Hausboot oder auf dem Wasser ist einfach zu schön und abwechslungsreich, findet sie.
Ein Film von Julius Schmitt (Redaktion), Enno Endlicher (Kamera), Tobias Neufeldt (Ton) und Daniele Guida (Schnitt). Produktion: EIKON Media GmbH, im Auftrag des SWR.
00:00 "Ahoy": Hafen-Sabines Schiff
03:08 Schlafzimmer
04:30 Badezimmer
05:05 Küche
05:44 Steuerhaus
06:24 Heck
08:21 Salon
09:18 Schlafkajüten
10:27 Maschinenraum
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