Prof. Dr. Peter Sloterdijk im Gespräch mit Dr. René Scheu: Kritik der reinen Plünderung

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Niemand zahlt sie wirklich gern, doch sind sie für den modernen Staat kaum wegzudenken: die Steuern. Doch woher stammen sie eigentlich? Sind sie so sicher wie der Tod, wie Benjamin Franklin einst schrieb? Im Gespräch mit Dr. René Scheu, Philosoph und Geschäftsführer des IWP, zeichnet Prof. Dr. Peter Sloterdijk die Geschichte der Steuern und des Fiskalstaates nach. Von einer Tributzahlung unterworfener Völker an die Eroberer in frühen Hochkulturen verwandelte sich die Steuer im Mittelalter in die Lehensabgaben der Lehensnehmer an ihre Feudalherren. Erst die Handelsstädte der Renaissance Italiens, wie Florenz oder Venedig, machten die Steuer, die in Geld an die städtischen Fürsten zu leisten ist, zu einer dauerhaften Einrichtung. Der moderne Staat braucht die Steuer, wie die Luft zum Atmen und dehnte sie seit dem 19. Jahrhundert stetig aus. Am Ende um einen Sozialstaat zu unterhalten, den Sloterdijk auch als Semi-Sozialismus auf eigentumswirtschaftlicher Grundlage beschreibt. Warum in diesem Semi-Sozialismus Neid und Missgunst, statt Leistungsethik und Anerkennung von Erfolg, vorherrschen, erklärt Sloterdijk im Video.


00:00:00 Intro
00:00:37 Was sind Steuern?
00:02:28 Schuldet der Bürger dem Staat Steuern oder bezahlt er für staatliche Leistungen?
00:07:10 Geschichte des Steuerstaates: Wie wurde aus Tributzahlungen unterworfener Völker eine allgemeine Steuer?
00:15:09 Entstand der moderne Steuerstaat aus der Allianz von Fürsten mit dem Bürgertum?
00:17:16 Wie wurden Ad-hoc-Abgaben in Notsituationen dauerhafte staatliche Steuern?
00:20:22 Inwieweit waren die Amerikanische und die Französische Revolution Steuerrevolutionen?
00:22:01 Im 19. Jahrhundert betrugen die Steuern wenige Prozent, heute sind es 50% und mehr – wie kam das?
00:28:56 Wie steht es um den Wandel von Steuern als Schuld gegenüber dem Staat hin zu Steuern als einer Gabe ans Gemeinwesen?
00:31:03 Die oberen 10% der Einkommensbezieher zahlen in der Schweiz über 50% der Steuern. Warum ernsten sie hierfür nicht mehr Dankbarkeit?
00:36:19 Du definierst unsere Zeit als "Semisozialismus auf eigentumswirtschaftlicher Grundlage": Was genau muss man sich darunter vorstellen?

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Inhalt/Untertitel

Die Französische Revolution ist, wenn man es so will, eigentlich eine aus dem Ruder gelaufene Gläubigerversammlung gewesen. Denn man hat die Leute ja eingeladen, einschliesslich des Dritten Standes, um das Desaster der Staatsfinanzen zu regeln und dabei hat sich aber herausgestellt, dass die Steuerzahler sich selbst plötzlich als die Nation definieren. Hast du eine Definition von Steuer? Was ist eine Steuer? Ich glaube, wir wären alle klüger und souveräner, wenn wir eine überzeugende Antwort auf diese Frage besässen. Denn das deutsche Wort «Steuer» liefert eigentlich keine Antwort auf die Frage, was es dem tieferen Sinn nach bedeutet. Andere Sprachen sind da etwas aufschlussreicher, wenn man im Englischen von «taxes» spricht. Da sieht man eine Schere, die irgendwas abschneidet von einem Band oder wenn man den französischen Ausdruck «l'impôt» mit heranzieht, dann sieht man auf jeden Fall so etwas wie einen Stempel, der von oben her auf etwas drauf gedrückt wird, was unten liegt. Denn das heisst ja wörtlich, das Auferlegte. Wenn man Steuer als «l'impôt» denkt, dann hat man schon eine kleine Transaktionstheorie vor Augen, weil es wenn etwas auferlegt wird, hat man immer eine dreigliedrige Relation, nämlich einen Täter der Auferlegung, ein Opfer der Auferlegung und die Massnahme der Auferlegung. Also man hat dann gleich eine triadische Transaktionstheorie vor Augen. Ich glaube mit dem französischen Begriff «l'impôt» kommt man der Sache doch relativ schnell nahe. Eben, ich habe mal nachgeschaut. Die offizielle Definition lautet wie folgt: Steuern sind eine voraussetzungslose Geldleistung, die dem Staat geschuldet ist. Ja, das ist, eine voraussetzungslose Geldleistung, die dem Staat geschuldet ist, so definiert man die Steuer im Geiste des Spätabsolutismus. Das heisst also, der Staat selber ist eine väterlich-autoritäre Instanz, dem von Seiten der Kinder bedingungsloser Gehorsam geschuldet wird. Ja, also diese Definition ist insofern sehr kostbar, weil sie mit einer seltenen Freimütigkeit die spätabsolutistische, um nicht gerade sozusagen feudale Definition der Steuer ausspricht, nicht? Eine liberale transaktional orientierte Definition der Steuer würde ja sagen: Steuern sind Preise für Staatsleistungen. Ja, da kommen wir natürlich schon auf ein völlig anderes Gelände.

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