Charles Bukowski "Yankee Doodle", 1977 - Lesung und Erläuterung i.d. Beschreibung

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Charles Bukowski (1920 - 1994) war der erste Autor, der das eigene Leben mit seinem Alkoholismus und Sexrausch, erbärmlicher Untreue und permanenter Unzuverlässigkeit in allen Dingen zum Gegenstand seines Schreibens machte und damit die Gesellschaft, in der wir alle leben, faszinierend neu darstellte: kaputt, ausgelaugt, verlogen - und doch garniert mit einem Quäntchen Würde hier und da.

Seine Nähe zu den Beat-Literaten wie Jack Kerouac und Allen Ginsberg, Popmusikern wie Bob Dylan, dem Punk, dem Rap, dem einzigartigen deutschen Lyriker Norbert H. Hinterberger ist da - und doch steht Charles Bukowski allein: Der unantastbare Postbote, Tankwart, Schlachthof- und Hafenarbeiter, der schrieb und schrieb und nicht mehr aufhörte damit.

Seine Gedichte sind immer Kurzprosa. Da reimt sich nichts, alles hat seinen eigenen Rhythmus und zwar den, der entsteht, wenn du an der Bar neben einem Besoffenen sitzt, der dich für 60 Sekunden zulabert. Vielleicht interessiert dich sein Gerede nicht. Wenn du aber nachts nach hause gehst durch deine Straßen, dann geht dir das Gerede doch durch den Kopf und du fragst dich, wie Sully aussah, ob er noch lebt und welchen Job Charles dann gemacht hat. Und dann vergisst du das alles wieder, bevor du einschläfst.

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CHARLES BUKOWSKI
"Yankee Doodle", 1977

Ich war jung
keine Spur von Bauch
dünne Arme
aber kräftig.

Ich kam jeden Morgen
betrunken in die Fabrik
und legte, ohne mich
anzustrengen, ein Tempo vor
bei dem keiner in der
ganzen Bagage
mithielt.

Der Alte - Sully hieß er -
der gute alte Irish Sully
murkste mit seinen
Schrauben herum
und pfiff den ganzen Tag
das gleiche Lied:

Yankee Doodle came to town
Ridin' on a pony
He stuck a feather in his hat
And called it macaroni ...

Ich ging dazu über
den Song mit-
zupfeifen.

Und so pfiffen wir dann
gemeinsam, stundenlang;
er zählte Schrauben
ich verpackte 8 Fuss lange
Fassungen von Neonröhren
in sargähnliche Kisten.

Mit der Zeit
wurde er blässlich
fing an zu zittern
und gelegentlich
ließ er in seinem Song
ein paar Töne aus.

Ich pfiff weiter.

Er begann zu fehlen
erst Tage, dann
eine ganze Woche.

Als nächstes hörte ich
Sully sei im Krankenhaus.
Eine Operation.

Zwei Wochen danach
kam er zu uns rein:
mit seiner Frau
und einem Krückstock.

Er schüttelte jedem
die Hand.

40 Jahre hatte er
abgerissen.

Als sie die Abschieds-
party für ihn machten
konnte ich nicht kommen
weil ich einen grauenhaften
Kater hatte.

Jetzt wo er weg war
begann ich ihn zu
vermissen. Mir wurde klar
dass er mich nie gehasst hatte.
Ich hatte immer nur
ihn gehasst. Ich begann
mehr zu trinken
und öfter zu fehlen.

Dann entließen sie auch mich.

Das machte mir sonst
nie etwas aus. Aber
dieses eine Mal war es
anders.

Quelle: Charles Bukowski ""Western Avenue - Gedichte", 3. Auflage, München, Deutscher Taschenbuch Verlag, 2004, Seite 350. Siehe: https://www.dtv.de/

Seit 16 Monaten versuche ich wiederholt Kontakt zu den Rechteinhabern zu bekommen, bitte melden Sie sich bei mir.

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Hör auf das Gerede,
Volker

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