Preisexplosion: Energieintensive Unternehmen vor dem Aus | Die Story | Kontrovers | BR24

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Der Preis für eine Megawattstunde Gas hat sich im Vergleich zum letzten Jahr zwischenzeitlich verzehnfacht. Viele energieintensive Unternehmen fürchten um ihre Existenz. Ein Verpackungshersteller aus Süddeutschland hat bereits im Herbst Insolvenz angemeldet. Die Auftragsbücher waren durch Corona zuletzt eigentlich voll. Trotzdem geriet das Unternehmen in Schieflage, vor allem wegen der immer höheren Energiekosten. Statt 400.000 bis 600.000 Euro müsste der Betrieb aktuell über 4 Millionen Euro pro Monat nur für Energie bezahlen. Die hohen Energiekosten werden aber auch Privathaushalte betreffen. Dabei wird entscheidend sein, ob es gelingt, die Gasspeicher aufzufüllen. Der größte Gasspeicher Deutschlands wird von einer Gazprom-Tochter betrieben - und blieb nach dem letzten Winter quasi leer. Für Energiemarkt-Experten ist das kein Zufall, sondern bewusst herbeigeführt. War es ein Fehler, dem Konzern Gazprom ein solches Kernstück der Infrastruktur der deutschen Gasversorgung zu überlassen?

Die Maschinen sind bereits abgestellt, die Insolvenz schon vergangenen Herbst angemeldet. Eigentlich wollte der Verpackungshersteller „Baden Board“ aus Baden-Württemberg dieses Jahr sein 140-jähriges Firmenjubiläum begehen. Die Auftragsbücher waren durch Corona zuletzt eigentlich voll. Trotzdem geriet das Unternehmen bereits im Herbst in Schieflage, vor allem wegen der immer höheren Energiekosten. Sie besiegelten am Ende das endgültige Aus. Damit aus Altpapier Verpackungen werden, braucht das Unternehmen riesige Mengen an Energie. Die bezog der mittelständische Kartonspezialist zu fast 100 Prozent aus Erdgas.

Mehr als die Hälfe des Gases bezieht Deutschland aus Russland. Schon seit einem Jahr steigt der Gaspreis, zuletzt rasant seit Beginn des Ukraine-Kriegs. Mittlerweile hat sich der Preis für eine Megawattstunde Gast verzehnfacht, von 20 Euro auf zwischenzeitlich 200 Euro. Die enormen Energiekosten könnten bald auch für die Glashütte „Heinz-Glas“ in Oberfranken das Aus bedeuten. Betriebsleiter Michael Müller ist extrem besorgt. Bei der oberfränkischen Glashütte wird sich wie bei vielen anderen mittelständischen Unternehmen in den nächsten Wochen und Monaten entscheiden, ob sie trotz Preisexplosion überleben können.

Der größte Gasspeicher Deutschlands steht in Rheden im Landkreis Diepholz in Niedersachsen. Mit dem Inhalt ließen sich laut Betreiber rund zwei Millionen Einfamilienhäuser ein ganzes Jahr lang versorgen. Das Problem: Der Speicher ist praktisch leer. Und das schon seit Monaten. Betrieben wird der Gasspeicher seit 2015 von einer Tochterfirma des russischen Staatskonzerns Gazprom. Für Energiemarkt-Experte Fabian Huneke von der Agentur Energy Brainpool sind die niedrigen Werte kein Zufall. Andere Betreiber hätten ihre Gasspeicher nach dem letzten Winter wie üblich wieder aufgefüllt. Nur die Gazprom-Tochter nicht. Das sei „ein eindeutiges Zeichen dafür, dass das bewusst herbeigeführt worden ist.“

Energieexperte: Bundesregierung naiv gewesen
Üblicherweise füllen die Betreiber zwischen Frühjahr und Herbst die Speicher auf. Dann ist das Gas billiger. Im Winter, wenn die Preise üblicherweise steigen, wird das gespeicherte Gas bei Bedarf eingesetzt. Die Füllstände sind öffentlich einsehbar. Aus der Statistik geht hervor: Der Füllstand bleibt im Speicher der Gazprom-Tochter in Rehden von April 2021 an weitgehend auf dem gleichen, niedrigen Niveau. Das bedeutet: Bereits vor knapp einem Jahr wurde allem Anschein nach die Entscheidung getroffen, fast gar nicht nachzufüllen. Aus Sicht von Huneke war es ein Fehler, dem Konzern Gazprom ein solches Kernstück der Infrastruktur der deutschen Gasversorgung zu überlassen. Die deutsche Gazprom-Tochterfirma „astora“, die den Speicher betreibt, schreibt auf Anfrage der Politikmagazine Kontrovers und report München, „die Schwankungen der Füllstände“ seien „von der Marktsituation und Temperatur abhängig. Und weiter: „Die Entscheidung über Ein- und Ausspeichermengen liegt nur bei den Kunden (u.a. Lieferanten von Erdgas), die die Kapazitäten bei Speicherbetreibern gebucht haben.“

Die Bundesregierung will nun per Gesetz dafür sorgen, dass die Füllstände in den Gasspeichern zum Winteranfang bei über 90 Prozent liegen müssen. Damit das bis zum kommenden Winter greift, müsste das Einspeichern aber in wenigen Wochen beginnen. Fabian Huneke von Energy Brainpool rechnet aufgrund der Lage in der Ukraine damit, dass es im kommenden Winter kalt werden könnte. Und zwar in deutschen Wohnzimmern.

Autor: André Lemmer

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