Das vermutlich kurioseste Bochumer Geläut wird künftig nicht mehr zu hören sein!
Die Anfänge der katholischen Gemeinde Harpen nach der Reformation beginnt 1896 mit der Errichtung einer Notkirche in der Missionsgemeinde Bochum-Gerthe, zu der Harpen gehörte. Im Mittelalter war es noch umgekehrt. Die erste Harpener Vikariestelle wurde 1914 eingerichtet. Fanden die Gottesdienste zunächst in einer Notkapelle in einem leerstehenden Metzgerladen statt, wurde 1921 der Grundstein zur Hl. Geist-Kirche gelegt, die Weihe war 1923. Die kleine, neobarocke Kirche bestand bis Epiphanie 1953.
Bekannt ist die Gegend um Hl. Geist durch das sog. Katholikentagsdorf. Anlässlich des Katholikentages in Bochum 1949 fasste das Lokalkomitee den Entschluss, als soziale Tat der Veranstaltung ein Siedlerdorf für Bedürftige zu errichten. Rund um die alte Kirche entstanden durch hohes Spendenaufkommen 76 Siedlerhäuser mit Selbstversorgungsgärten und, wie damals noch üblich, einem Stall für das Hausschwein. Die Siedlung besteht, wenn auch verändert und modernisiert, bis heute. Mittelpunkte sind der Apostelplatz und die Hl. Geist-Kirche. 1953 wurde das Dorf eingeweiht. Im Jahr der Kirchenschließung wurde just das 75. Siedlerfest gefeiert.
Bereits am 3.5.1953 wurde der Grundstein zur neuen Hl. Geist-Kirche gelegt und zu Weihnachten 1953 konnte die erste hl. Messe gefeiert werden – zu der in der hl. Nacht auch die drei neuen Stahlglocken des Bochumer Vereins erklangen. Am 7.3.1954 war die Kirchweihe. Die Baupläne lieferte der Bochumer Architekt Karl Hellrung. Zunächst sehr schlicht ausgestattet, erfuhr die Kirche, vor allem nach der Liturgiereform, manche Umgestaltung (1974/83/91 und 2002/03). Sogar gleich 2 neue Orgeln konnten angeschafft werden.
Leider verblieb für die Glocken dann wohl kein Geld oder Interesse mehr. Zu unbekanntem Zeitpunkt wurden die Glocken stillgelegt. Sie werden nun schon seit Jahrzehnten mit Hämmern von außen angeschlagen. Sicher wird hier die Statik des 36 Meter hohen Turmes ausschlaggebend gewesen sein. Das Kirchengrundstücke wäre z. B. groß genug für ein Glockenhaus zu ebener Erde gewesen.
1976 wurde für den Bereich Kornharpen die Filialkirche Maximilian Kolbe geplant, 1977/78 errichtet und als ökumenisches Gemeindezentrum genutzt. Bei der großen Welle der Kirchenschließungen 2008 wurde das Zentrum aufgegeben, jedoch noch bis über 2020 hinaus von den Bewohnerinnen des dort neu entstandenen Beginenhofes als geistliches Zentrum genutzt. 2023 wurden die letzten Bauteile dort abgerissen.
Hl. Geist war von 1957 bis 2008 selbstständige Pfarrei und ging dann in der Großgemeinde Liebfrauen auf. Am 06.10.2024 wird Hl. Geist mit einem „Festgottesdienst“ geschlossen und das Gemeindezentrum künftig aufgegeben.
Geläutedaten:
Heilig-Geist-Glocke dis‘ -4, ~1425 mm, 1095 kg
Vinzentiusglocke fis‘, ~1180 mm, 631 kg
Marienglocke gis‘, ~1045 mm, 435 kg
Alle Glocken 1953 vom Bochumer Verein in V7-Rippe gegossen.
Aufnahme: 18.08.2024
S/W-Fotos außen/innen: entnommen Quelle 2
S/W-Foto der alten Orgel: entnommen Quelle 1
Alle anderen Fotos eigener Provenienz.
Verwendete Quellen/Literatur:
Kath. Kirchengemeinde Hl. Geist (Hrsg.): Katholische Kirchengemeinde Heilig-Geist Bochum-Harpen. Kirchenchronik, ursprünglich 1954, ergänzt und erweitert herausgegeben. Ohne Jahreszahl, Bochum, vor 1977.
FRANZ PLEMPER: Die Heilig-Geist-Kirche in Bochum-Harpen. In: Alte und neue Kunst im Erzbistum Paderborn. 6. Jahresgabe des Vereins für christliche Kunst im Erzbistum Paderborn e. V. 1956. Bonifacius-Druckerei Paderborn, 1957.
CHRISTEL DARMSTADT (Hrsg.): RÜDIGER JORDAN: Sakrale Baukunst in Bochum, Verlag Schürmann + Klagges, Bochum, 2003.
GERHARD HOFFS: Glockenkatalog des Bistums Essen (Vorläufer zum Glockenbuch), bearbeitet von S. SCHRITT, Trier, ohne Jahreszahl
Netzauftritt der Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e. V. in Mönchengladbach, konsultiert am 29.09.2024: https://www.glasmalerei-ev-web.de/pag...
Netzauftritt des Bochumer Beginenhofes, konsultiert am 29.09.24: https://beginenhof-bochum.de/
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