Prof. em. Reinhard Hoeps: Bilder im Kirchenraum – der Kirchenraum als Bild, Vortrag bei ICONIC TURN

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Prof. em. Reinhard Hoeps (Uni Münster) hielt im Panel "ICONIC TURN IM KIRCHENRAUM – INTERKONFESSIONELLE PERSPEKTIVEN" den ersten Vortrag bei der Tagung "ICONIC TURN in den christlichen Konfessionen" am 22. Februar 2023.

Mit dem iconic turn rückt das genuine Ausdrucksvermögen der Bilder ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Das katholische Christentum stellt dagegen die Bilder in den Dienst von Katechese und Religionsunterricht, dann auch der Liturgie. Vor allem der Ort der Bilder im Kirchenraum ist Thema deutlicher lehramtlicher Äußerungen. Das 2. Vatikanische Konzil begegnet in diesem Zusammenhang den Bildern mit großer Zurückhaltung. Ihnen wird die Bedrohung der Liturgie mit Konkurrenz zugetraut; in ihnen lauert die Gefahr der Ablenkung von der Liturgie als dem zentralen Selbstvollzug der Kirche. Ihm gegenüber wird die Rolle der Bilder im Kirchenraum strikt auf reduzierte Verteilung und dienende Funktionen eingeschränkt.
So verbreitet diese liturgietheologische Einordnung der Bilder heute auch erscheint, so wenig repräsentiert sie einen allgemeinen theologiegeschichtlichen Konsens. Der renommierteste und vermutlich auch wirkungsgeschichtlich einflussreichste Liturgiekommentar des Mittelalters etwa rückt die Bilderfrage stärker in den Mittelpunkt: Das Rationale Divinorum Officiorum des Wilhelm Durandus von Mende aus dem ausgehenden 13. Jh. widmet den Bildern sogar erstmals ein eigenes Kapitel. Überhaupt realisiert er in den Vollzügen der Liturgie eine Fülle von Bildern, insofern die Liturgie sich nicht auf wenige übergeordnete und abstrakte Prinzipien zurückführen lässt, sondern aus sich selbst verstanden werden will. Alles in der Liturgie sieht Durandus „erfüllt von göttlichen Zeichen und Geheimnissen“, die auf visuelle Weise wahrzunehmen sind und nach Deutung verlangen. Jede Einzelheit der Rituale, ihrer Ausstattung und ihrer kirchenräumlichen Disposition ist Durandus ein Bild ihrer Bedeutung; alle Einzelheiten der Liturgie fügen sich zu einem – in sich durchaus verzweigten – Gesamtbild ihrer Bedeutsamkeiten.
Durandus‘ Interesse für die Bilder im Kirchenraum erhellt aus seinem Verständnis der Liturgie als Bildzusammenhang. Aus dieser Perspektive erübrigt sich jede ängstliche Entgegensetzung von Liturgie und Bild. Als Bild kann die Liturgie an Überzeugungskraft nur gewinnen, wenn ihre Bedeutung nicht hinter, sondern in ihren visuell erfahrbaren Vollzügen aufgewiesen werden kann. Ein liturgietheologischer iconic turn bedenkt auch den Kirchenraum in Architektur und Ausstattung mit Aufmerksamkeit und rehabilitiert das Schauen als Form tätiger Teilnahme an der Liturgie.


Die Tagung wurde veranstaltet von: UProf. Dr. Martina Bär (Uni Graz) | UProf. Dr. Daniel Benga (Uni München) | UProf. Dr. Malte Krüger (Uni Marburg)
Kamera und Schnitt: Johannes Rauchenberger, Adnan Babahmetovic (KULTUM Graz)

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