In diesem Video geht es um Synonyme wie z.B.: „prüfen“ und „kontrollieren“. Ein Synonym ist ein Wort mit gleicher Bedeutung, aber in diesem Video sehen wir uns einmal genau an, was „gleiche Bedeutung“ eigentlich genau ist. Wir sehen uns auch an, was „monosystematisch", „gleiche Distribution" und „partielle Synonymie" bedeuten. Wir gehen also so richtig sprachwissenschaftlich an das Thema ran.
0:00 Einleitung
0:58 monosystematisch
1:58 Synonymie
2:36 Distribution
3:52 partielle Synonymie
6:10 Sprachökonomie
6:59 Zusammenfassung
Vorwissen:
Signifikant & Signifikat: • Inhaltsseite und Ausdrucksseite des s...
Quellen:
Hentschel, E. (2010). Synonymie. In E. Hentschel (Hrsg.), Deutsche Grammatik. Walter de Gruyter.
Spillmann, H. O. (2000): Einführung in die germanistische Linguistik. Langenscheidt.
Schlobinski, P. (2014). Grundfragen der Sprachwissenschaft: eine Einführung in die Welt der Sprache (n) (Vol. 4125). UTB.
Ein sprachlicher Ausdruck, sagen wir jetzt der Einfachheit halber ein Wort, hat eine Bedeutung / einen Inhalt so zu sagen und es ist auch festgelegt, wie es geschrieben oder gesprochen wird. Das nennen wir die Form. Im Idealfall hat also jede Bedeutung auch nur eine geschriebene und gesprochene Form und jede Form auch nur eine Bedeutung. Man sagt dazu, dass die Beziehung zwischen beiden monosystematisch ist. In beide Richtungen eindeutig also.
Alle Sprachen, die wir Menschen sprechen (natürliche Sprachen also), sind allerdings nicht monosystematisch, wie es eigentlich zu erwarten wäre. Sie haben teilweise für ein und dieselbe Bedeutung mehrere Formen. So kann ein „Forscher“ genauso gut auch als „Wissenschaftler“ bezeichnet werden. Beide Wörter haben dieselbe Bedeutung, aber es gibt zwei Formen: Einmal sagt man Forscher und einmal Wissenschaftler. Es gibt also mehr Formen als es Bedeutungen gibt.
Um solche Synonyme zu finden, kann man einen Test anwenden. Man formuliert einen Satz mit dem Wort um das es geht und ersetzt nur dieses eine Wort durch ein potenzielles Synonym. Wenn die Bedeutung des Satzes gleich bleibt, trotz Auswechseln des Wortes, dann handelt es sich tatsächlich um ein Synonym. Man spricht dann davon, dass die zwei Wörter eine gleiche Distribution aufweisen. Ein Beispiel:
Die Wohnung ist im dritten Stock – Die Wohnung ist in der dritten Etage.
Wir haben Stock durch Etage ausgetauscht, den Artikel angepasst, das ist O.K, weil es uns nicht um die Grammatik geht und merken, dass die Bedeutung gleich bleibt. Stock und Etage sind Synonyme.
Jetzt ein Gegenbeispiel:
Die Wohnung ist sauber – Die Wohnung ist groß.
„Sauber" durch „groß" ersetzt ergibt einen neuen Satz mit einer ganz anderen Bedeutung. „Sauber“ und „groß“ sind keine Synonyme. Sie weisen nicht die gleiche Distribution auf.
Jetzt gehen wir aber noch einen Schritt weiter. Die meisten werden mir wohl zustimmen, dass „Angst“ und „Furcht“ Synonyme sind. Wenn wir aber den Test anwenden und uns die Distribution dieser Wörter ansehen, dann fällt etwas auf.
Ich habe Angst. – Ich habe Furcht.
Angst und Furcht sind anscheinend nicht einfach so auswechselbar, sondern können manchmal in einer anderen Umgebung stehen. Man kann sagen: „Der Film macht mir Angst“, aber nicht „Der Film macht mir Furcht“. Während man sehr wohl sagen kann: „Die Furcht vor den Anschlägen.“ und „Die Angst vor den Anschlägen.
Man kann sie nicht einfach so ersetzen, sie stehen also nicht ganz in gleicher Distribution, weil es sehr feine Bedeutungsunterschiede gibt. Angst bezieht sich eher auf eine Grundemotion, während sich Furcht eher auf ein Objekt richtet, dass eine äußere Gefahr darstellt.
Und so ist es ganz oft! Echte Synonyme sind nur sehr schwer zu finden, da man je nach Kontext doch nur eines der beiden Synonyme verwenden würde. Die meisten Synonyme sind deswegen auch nur partielle Synonyme. Ihre Bedeutung stimmt nur teilweise überein.
Genau genommen sind auch Etage und Stockwerk nur partielle Synonyme, denn Etage würde eher eine Person mit gehobenem Sozialstatus verwenden. Brötchen, Wecken und Semmel sind auch eher keine Synonyme, da sie stark durch die Region beeinflusst werden. Man kann in Köln beim Bäcker ja versuchen „Semmeln“ zu bestellen, es sind Synonyme, aber da würde man sehr komisch angeguckt werden. Und drittens ist auch oft der Stil entscheidend. Anstatt „alt werden“ würde in einer Zeitung wohl eher „altern“ stehen.
Und das sind wohl auch die Hauptgründe, warum es überhaupt Synonyme gibt. Linguisten sagen dazu, dass das Prinzip der Ökonomie gilt. Das bedeutet, dass Sprecher und Hörer mit dem geringsten Aufwand kommunizieren möchten. Synonyme würden dem Prinzip also im Wege stehen, denn es Wortspeicher im Gehirn verbraucht, um sich, so zu sagen, doppelte Wörter zu merken. Dies könnte der Grund dafür sein, dass echte Synonyme sehr selten sind. Kennst du welche? Schreibe sie doch mal hier unten in die Kommentare.
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