Henri Matisse - "Die Farben des Südens"
Reihe Lido, Doku 2005 von Evelyn Schels.
Aufnahme: BR 18.12.2014.
Als der aus Nordfrankreich stammende Künstler Henri Matisse (1869-1954) erstmals die südfranzösische Mittelmeerküste besucht, entdeckt er dort das Klima und die Atmosphäre, das Licht und die Farben, die die weiteren Jahrzehnte seines Schaffens prägen sollten.
Der Film von Evelyn Schels beschreibt die Orte, die den Künstler inspirierten: den am Fuße der Pyrenäen gelegene Küstenort Collioure, die marokkanische Hafenstadt Tanger und Nizza, die Stadt der Côte d'Azur.
Die orangefarbenen und gelb leuchtenden Häuser von Collioure, das intensive Blau des Meeres, das kräftige Grün der Vegetation - mit kühnem Pinselstrich und ungebändigter Farbigkeit entstehen jene Bilder, die Matisse zum Oberhaupt der "Fauves", der "Wilden", machen. Radikal bricht er mit der Tradition, befreit sich von den akademischen Zwängen.
In Tanger ist es nicht die wilde orientalische Welt, die Matisse interessiert, sondern die schlichte, schmucklose Architektur der Kasbah. Er beginnt, seine Formen zu vereinfachen, auf überflüssige Details zu verzichten, der Farbe absoluten Vorrang zu geben. Für die Dreharbeiten wurde das jahrzehntelang geschlossene "Hotel de France" zugänglich gemacht. Ein Ort verfallener kolonialer Pracht, den Matisse 1912-13 mit seiner Frau bewohnte. Er malte Blicke aus dem Hotelfenster, in orientalische Stoffe gehüllte Frauen. "Seine Odalisken" wird er noch hoch betagt in Nizza malen - in orientalisch inspirierten Boudoirs.
Nizza wird sein Heimathafen: "Als ich begriff, dass ich jeden Morgen aufs Neue dieses Licht sehen würde, konnte ich mein Glück nicht fassen." Längst ist Matisse ein erfolgreicher Maler, porträtiert Damen der Gesellschaft, malt sinnliche Frauenakte, Blumenarrangements, Früchte. Nach einer schweren Krankheit 1941 ist er sehr gebrechlich, den Pinsel zu halten fällt ihm schwer. Er beginnt, Gouache-Scherenschnitte zu machen. Als Dank für die Genesung, so verspricht er einer Krankenschwester, wolle er eine Kapelle errichten: Die Chapelle de Rosaires in Vence mit den bunten Glasfenstern und Keramikfresken. Für den Künstler ist die Kapelle "die Erfüllung eines ganzen der Arbeit gewidmeten Lebens". Der Film spürt die Atmosphäre der jeweiligen Orte auf, verwebt sie mit der Biografie und dem künstlerischen Schaffen von Henri Matisse.
(wegen Urheberrechtseinspruch zwischen 37:40 und 39:45 teilweise stumm geschaltet)
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