Lippstadt, St. Nicolai - Plenum (mit kurzem Vollgeläut)

Описание к видео Lippstadt, St. Nicolai - Plenum (mit kurzem Vollgeläut)

Die bewegte Geschichte der westf. Stadt Lippstadt spiegelt sich bis heute in ihrer nicht genau zuzuordnenden Lage wieder: Im Westen und Süden grenzt sie an altes, kurkölnisches Gebiet sowie die Börde der Hansestadt Soest, im Osten ans Hochstift Paderborn, im Norden an die alte Herrschaft Rheda sowie ans Münsterland.

Bewegt ist auch die Vita des Stadtgründers, des edlen Herren Bernhard II. von Lippe. Verwandt mit den Staufern, eng verbunden mit dem rheinischen Adel, erhielt er trotz des geplanten Weges zum geistlichen Stand eine Ausbildung am Hof Heinrichs des Löwen in Braunschweig – im sächsischen Krieg an dessen Seite gegen den Kölner Erzbischof wurde die ursprüngliche Siedlung, aus der dann Lippstadt entstand, zerstört. Hier liegen wohl auch die Ursprünge der heutigen Nicolaikirche, deren Turm, ältestes erhaltenes Bauwerk der Stadt, in die Zeit nach 1150 datiert wird. Bernhard II. erhielt die Erlaubnis zur Gründung der Stadt Lippe, der ersten Planstadt Westfalens, von Kaiser Friedrich Barbarossa 1168, die Gründung erfolgte 1184 oder 85. Bernhard weihte als Bischof den ersten Bau der heutigen Großen Marienkirche am neuen Markt 1221. Die Landesherrschaft der Grafen (später Fürsten) zur Lippe endete im Wesentlichen mit der teilweisen Verpfändung der Stadt an den Grafen Engelbert III. von der Mark 1376.

St. Nicolai bildete den Mittelpunkt des ursprünglichen Marktes, am Schnittpunkt bedeutender Handelsstraßen gelegen, die Neustadt entstand deutlich weiter entfernt nordöstlich. Bis heute erhalten ist der Turm. Die mittelalterliche, kreuzförmige Basilika ging in der Reformation an die Protestanten und wurde 1807 an die katholische Gemeinde zurückgegeben. Wegen Baufälligkeit ließ die Gemeinde die alte Kirche abreißen und ersetzte sie durch eine neogotische Kirche nach Plänen des Paderborner Dombaumeisters Arnold Güldenpfennig. Sie gilt zurecht als einer seiner reifsten Kirchenbauten und zeigt deutliche Anklänge an die franz. Kathedralgotik.

St. Nicolai birgt in ihrem Turm die drei ältesten, erhaltenen Glocken der Stadt. Vor allem die beiden großen Glocken, wohl vom selben, unbekannten Gießer im 13. Jh. geschaffen, sind für die Glockengeschichte Westfalens von herausragender Bedeutung – viele Glocken dieser Zeit sind zerstört. Besonders die Nicolaiglocke mit ihrem einzigartig brillanten Klang bei nahezu strichreinem Tonaufbau ragt heraus. Ein ebenbürtiges Pendant findet sich in der Betglocke es‘ der Nicolaikirche im lippischen Lemgo. Ob beide Glocken vom selben Gießer stammen? Die heute größte Glocke des‘ geht auf eine sog. Feuerglocke von 1712 zurück. Sie wurde 1925 und 1947 durch Güsse aus der Briloner Glockengießerei ersetzt, zuletzt in Sonderbronze. Sie, sowie ihre Schwester as‘ sind, in schwerer Rippe gegossen, für sich ganz hervorragende Instrumente und bilden eine glückliche Ergänzung des Bestandes. Das Hauptgeläut hängt in einem hist., überarbeiteten Glockenstuhl, die Kinderglocke in einem eigenen Ständerwerk in der Nordostecke der Stube. Das Geläut wird ergänzt durch die 1990 gegossene Annaglocke im Dachreiter, sie ersetzt eine Stahlglocke des Bochumer Vereins.

Das Geläut von St. Nicolai darf in seiner klaren, transparenten und farbigen Klangwirkung sicher zu den bemerkenswertesten Geläuten in Westfalen gerechnet werden!

Zunächst erklingt das Plenum, leider mit stärkeren Windgeräuschen. Ab 5:00 ergänzt die es‘‘‘ kurz zum Vollgeläut.

Die Geläutedaten finden sich bei den Fotos im Film.

Aufnahme: Pfingstmontag, 10.06.2019, reguläres Geläut zum Hochamt ab 11.15 Uhr.

S/W-Foto der alten Kirche entnommen aus:
Westf. Amt für Denkmalpflege (Hrsg.): Lippstadt – Beiträge zur Stadtgeschichte, Band 1, Lippstadt 1985, S. 159, frdl. Übermittlung durch J. H. Stens, Köln.

Südansicht der Kirche aus weiterer Entfernung: analoges Foto von J. H. Stens, Köln, 1997.

Alle weiteren Fotos eigener Provenienz.

Zu danken ist dem leitenden Pfarrer des Pastoralverbundes Lippstadt Mitte-Nord für die Erlaubnis zur Turmbegehung, vor allem aber den beiden Küstern für den freundlichen Empfang und die angenehme Begleitung.

Verwendete Quellen/Literatur:

Kurt Kramer (Hrsg.): Die deutschen Glockenlandschaften/Westfalen, bearbeitet von Dr. Claus Peter, MC und Begleitheft, Deutscher Kunstverlag München, 1989, S. 6 + Katalog.

Heimatbund Lippstadt (Hrsg.): Jan Hendrik Stens: Glocken-Landschaft Lippstadt, CD und Begleitheft, CUE Sound Service Albersloh, 1999, S. 11-13.

Pfarramt St. Nicolai (Hrsg.): K. H. Peter/H. Prior/A. Weddemann: St. Nicolai in Lippstadt (Kirchenführer), Lippstadt o. J. (nach 1999).

J. Kleine: Das Haus Lippe – Von den Ursprüngen bis zur Gegenwart, Heft 40 der Reihe Deutsche Fürstenhäuser, Börde-Verlag Werl 2015.

Wikipedia-Artikel zu St. Nicolai, abgerufen am 17.11.2019: https://de.wikipedia.org/wiki/Nicolai...)

Wikipedia-Artikel zur Stadt Lippstadt, abgerufen am 17.11.2019: https://de.wikipedia.org/wiki/Lippstadt

Weitere Informationen zum Geläut: frdl. Mitteilung durch J. H. Stens, Köln.

Комментарии

Информация по комментариям в разработке