Soest - Das Geläut der Propsteikirche St. Patrokli von 1954 bis 1993.

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Allem voran ist dem Urheber der hier vorgestellten Tonaufnahme, Pfarrer Martin Goebel, Bocholt, für die Erlaubnis zur Veröffentlichung herzlich zu danken! Damit wurde die Präsentation eines unwiederbringlichen Stücks Soester Zeitgeschichte überhaupt erst möglich.

Der Patroklidom in Soest wurde im 2. Weltkrieg zu 65% zerstört, war allerdings in seiner Substanz nicht gefährdet. Die schwersten Schäden waren die Zerstörung der Nordwand des Westwerkes sowie, am 7.3.1945, die Totalzerstörung der Hauptapsis mit ihrer romanischen Ausmalung. Bis 1948 war kein Gottesdienst im Dom möglich, der Wiederaufbau mit bescheidensten Mitteln begann jedoch schon 1945, 1946 wurde der Grundstein zum Wiederaufbau der Apsis gelegt. Die u. g. Quelle 3 berichtet detailliert, mit welchen enormen Schwierigkeiten man beim Wiederaufbau zu kämpfen hatte. Bis heute prägend ist die Qualität, mit der die Wiederherstellung erfolgte. Trotz wirtschaftlicher Not entschloss man sich, die 1817 eingeebnete Chorkrypta – mit den technischen Mitteln der Zeit – zu rekonstruieren, dadurch erhielt der Dom seine bis heute gültige Chorgestaltung. Ziel aller Maßnahmen war sicher auch damals schon die 1000-Jahr-Feier der Stiftsgründung am 5.7.1954. Zwei Beispiele für die hochwertige Ausführung des Wiederaufbaus sind die Ausmalung der Apsis durch Peter Hecker und das Festgewand für das Jubiläum, geschaffen von der Textilkünstlerin Edith Ostendorf.

Alle wichtigen Kirchtürme am Hellweg und der Umgebung erhielten bis 1953 ihre Geläute, zum großen Teil in der °-Oktave fußend, wieder hergestellt, allen voran ist hier das Paderborner Domgeläut zu nennen. Das Soester Domgeläut bestand bis 1953 nur aus den 3 historischen Glocken es‘, f‘ und b‘. Die Geläute der Dortmunder Reinoldikirche und des Osnabrücker Domes waren in Planung, die Stahlglocken des Bochumer Vereins hatten im Erzbistum Paderborn nicht mehr nur den Status des Notbehelfes. Wohl auch deshalb, und um dem Dom eine angemessene Stimme zu verleihen, entschied man sich für eine sehr tontiefe Ergänzung – ein Domgeläut eben. Der Glockenstuhl wurde umgebaut, das hist. Untergerüst blieb dabei erhalten, die hist. Glocken es‘ und f‘ wurden integriert. Die 3 Stahlglocken sollten zum 1. Advent 1953 nach Soest geliefert werden, Quelle 3 spricht von „technischen Schwierigkeiten“, die die Lieferung bis zum 8.1.1954 verzögerten. Das neue Domgeläut erklang zum ersten Mal zum Patroklusfest am 23.01.1954.

Auffällig ist die Distanz von 112 Glocken zwischen den Gussnummern der Gl. 1+3. Gab es einen Fehlguss der großen Glocke? Gab es eine späte Änderung in der Gestaltung als Friedensglocke? Die Glocke würde, trüge sie die Patronatsinschrift an der Schulter, den Gl. 2+3 äußerlich exakt entsprechen. Vielleicht wollte man die Glocke dezidiert als eine Art Schlusspunkt des Wiederaufbaus gestalten, sie trägt daher auch die Jahreszahl 1954 als Hinweis auf das Jubliäum, gegossen wurde sie jedoch 1953.

In der Gestaltung mit Reliefs von Hilde Broer, Kressbronn, zeigen sich alle 3 Glocken als Meisterwerke, die Zeichnungen sind auffällig fein ausgeführt. Insgesamt kann von einer Meisterleistung des Bochumer Vereins sprechen, in der Gesamtgestalt dem Stil der Zeit entprechend.

Nach ihrem Ausbau 1993 wurden zwei der Stahlglocken, ihrer Bedeutung gerecht, saniert und am Dom aufgestellt.

Daten der Stahlglocken:

1. g° -10
Guss-Nr. 5088, 2215 mm, 3760 kg

2. b° -7
Guss-Nr. 4972, 1901 mm, 2442 kg

3. c‘ -7
Guss-Nr. 4976, 1680 mm, 1746 kg

Alle 3 Glocken 1953 gegossen vom Bochumer Verein.

Schlagtonangaben nach Daten der zuständigen Glockensachverständigen.

Aufnahme: 27.09.1992

S/W-Fotos der Glocken: Gesamtansicht: Quelle 2, Einzelfotos: Quelle 1, alle Fotos v. Eberhard Linnhof (+), Soest.

S/W-Foto der Apsis: Verein für christliche Kunst im Erzbistum Paderborn/Dr. Wilhelm Tack (Hrsg.): Alte und neue Kunst im Erzbistum Paderborn, Band 5 1955, S. 104.

Alle anderen Fotos eigener Provenienz.

Verwendete Quellen/Literatur:

1. Propst W. Dornschneider/Propst H. Lehrmann (Hrsg.): St. Patrokli in Soest, 1000jähriges Münster am Hellweg – Geschichte der Glocken, zusammengestellt und bearbeitet von Karl Josef zur Heiden, Hans-Herbert Mönnig Verlag, Iserlohn 1998.

2. Propst W. Dornschneider (Hrsg.): St. Patrokli Soest, Geschichte und Gegenwart 1845-1995, Hans-Herbert Mönnig Verlag, Iserlohn 1995.

3. I. Maas-Steinhoff/Verein für Geschichte und Heimatpflege Soest (Hrsg.): Soester Zeitschrift 122/123 bzw. Soester Beiträge, Band 60: Nachkriegszeit in Soest. Darin: Jürgen Peters: Der Wiederaufbau von St. Patrokli. Westfälische Verlagsbuchhandlung Mocker & Jahn, Soest 2011. Abgerufen am 25.03.2021: https://geschichtsverein-soest.de/wp-...

4. S. Schritt: Bochumer Verein für Gussstahlfabrikation Bochum (BVG) 1851-1970, Glocken und Geläute, Vorläufiges Gesamtverzeichnis für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland, Eigendruck, Trier, 2000, mit fortlaufender Ergänzung.

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