Hanf: Die Revolution in der Textilindustrie? | Ökochecker SWR

Weniger Wasser, weniger Pestizide: Ist Hanf die bessere Baumwolle? Stimmt es, dass Hanf besonders umweltfreundlich ist? Ökocheckerin Katharina findet’s raus!

00:00 Intro
00:48 Vorteile von Hanf-Kleidung
02:00 So fühlt sich Hanfkleidung an
03:49 Warum kommen 95 % des verarbeiteten Hanfs aus China?
05:55 Gibt es Bio-Hanf?
07:06 Hanfanbau in Deutschland – wo liegen die Probleme?
08:05 Nutzhanfanbau im Betäubungsmittelgesetz geregelt
09:07 So hoch darf der THC-Gehalt sein
11:05 Wie umweltfreundlich ist Hanf im Vergleich zu Baumwolle?
12:19 Ökobilanz Hanf
14:34 Fazit

VORTEILE VON HANF ALS TEXTILSTOFF
Hanf wird schon seit Jahrhunderten in der Textilindustrie eingesetzt. Die erste Levi's Jeans wurde 1873 aus Hanf hergestellt. Momentan erlebt Hanf ein regelrechtes Revival und wird immer häufiger in Textilien und Kleidung verarbeitet. Hanf ist in der Textilindustrie unter anderem so beliebt, da er sehr robust, feuchtigkeitsregulierend und stabil ist. Und: Hanf ist von Natur aus antibakteriell. Das heißt, der Stoff nimmt nicht so schnell Körpergerüche auf. Im Vergleich zu Baumwolle ist Hanf allerdings deutlich rauer, weshalb den meisten Kleidungsstücken aus Hanf noch ein großer Baumwoll-Anteil zugefügt wird.

PROBLEME BEIM HANFANBAU
Aktuell macht Baumwolle 50 % der weltweit hergestellten Textilien aus. Hanf dagegen nur ein Prozent. Frankreich baut über 70 % des europäischen Hanfes an. Der dort angebaute Hanf wird, wie 95 % der weltweiten Hanfernten, nach China transportiert, um verarbeitet zu werden. Diese Art der Produktion ist durch die langen Transporte nicht nachhaltig. In Deutschland fehlt es aber an Techniken und Maschinen, um Hanffasern zu Garn zu verarbeiten. Durch ein Anbauverbot von Nutzhanf, welches erst in den 90er Jahren aufgehoben wurde, gibt es kein Know-how mehr. Zudem ist der Anbau für Landwirte mit sehr viel Bürokratie, Aufwand und Risiko verbunden.

VORTEILE VON HANF
Einer der Vorteile der Hanfpflanze: man kann alles von ihr verwenden. Blüten und Blätter zum Beispiel für Getränke, Samen für Öl und Stängel für Textilien oder Dämmmaterial. Beim Anbau ist die Hanfpflanze sehr anspruchslos. Durch ihr schnelles Wachstum hat sie eine hohe Resistenz gegen Keime, Schädlinge und Pilzbefall. Dadurch wird beim Anbau meist auf Pestizide verzichtet. So trägt Hanf zur Biodiversität bei.

HANF VS. BAUMWOLLE
25 % der weltweit eingesetzten Pestizide werden allein für den Baumwoll-Anbau verwendet. Und auch in Sachen Wasserverbrauch liegt Hanf vorne: Für den Anbau benötigt man pro Kilogramm Baumwolle ca. 1.200 Liter Wasser. Ein Kilogramm Hanf benötigt dagegen nur 300-500 Liter. Zudem kann Hanf mehr CO2 als Baumwolle binden. Aber: Durch die starken Fasern des Hanfs ist dessen Ernte aufwendiger als die der Baumwolle. Allerdings gibt Kai Nebel, Nachhaltigkeits- und Textilexperte an der Hochschule Reutlingen, zu bedenken: „Hanf ist eine sehr steife Faser, die dient der Stabilität der Pflanze und ist quasi wie ein Streichholz. Die Baumwolle ist weich und geschmeidig, die kann ich hochproduktiv verarbeiten. Das ist beim Hanf nicht der Fall. Wenn ich Hanf wie Baumwolle verarbeite, dann habe ich bloß eine halb so hohe Produktivität, heißt, ich brauche doppelt so viele Maschinen, heißt ich brauche doppelt so viel Energie.“

Weiterführende Links
• BLE (2022): Nutzhanf auf fast 7.000 Hektar angebaut. https://www.ble.de/SharedDocs/Pressem...
• HS Merseburg (2023): Nutzhanf. https://www.hs-merseburg.de/hochschul...
• HTW Berlin (2018): NUTZHANF – nutzt Hanf. https://www.htw-berlin.de/forschung/o...

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Credits
Autorin: Maria Heidermann
Moderation: Katharina Röben
Redaktion (solisTV): Kathrin Gatzemeier
Redaktion (SWR): Cordelia Marsch & Katharina Voigt
Bildquelle: SWR

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