Tanken fürs Klima. Klingt erst mal komisch, aber mit E10 soll es möglich sein. Doch wie gut ist der Biokraftstoff wirklich für Umwelt und Klima? Ökocheckerin Katharina Röben findet es heraus.
00:00 E10 im Check
01:44 Das spricht für den Biokraftstoff
04:43 Das spricht gegen den Biokraftstoff
07:10 Klimabilanz von Biokraftstoffen
12:09 Fazit
E10 - WAS IST DAS?
Das „E“ in E10 steht für Ethanol und die Zehn für bis zu 10 Prozent Bioethanol. Normales Super enthält nur 5 Prozent Bioethanol. Das Bioethanol wird aus Pflanzen wie Getreide, Mais, Zuckerrüben, Kartoffeln, aber auch aus Stroh und Holz hergestellt. „Bio“ steht in diesem Fall aber nicht für einen ökologischen Anbau, sondern dafür, dass das Ethanol aus biologischem Material, also Pflanzen gewonnen wird. Aber wie gut ist E10 für die Umwelt? Katharina Röben holt sich Meinungen ein – und die könnten unterschiedlicher nicht sein.
PRO E10 – DAS SAGT DIE MINERALÖL-LOBBY
Was spricht für E10? Das fragt Katharina Alexander von Gersdorff vom Mineralölwirtschaftsverband e.V.. Der erklärt, dass E10 zur Senkung der Emissionen beiträgt und es keine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion gibt. In Deutschland werden nur 2 Prozent der Ackerfläche für die Bioethanolherstellung genutzt. Unter anderem würden sogar Abfallprodukte von Tierfutter zur Herstellung von Bioethanol eingesetzt. Außerdem kämen die Rohstoffe für Bioethanol zur Hälfte aus Deutschland und zu einem weiteren großen Teil aus Europa. Nur ein kleiner Teil würde aus Südamerika, z.B. Brasilien und dem asiatischen Raum importiert werden. Dass dort für die Ethanolherstellung Regenwald abgeholzt würde, sei aber ausgeschlossen.
Trotzdem wird E10 mit nur 14 Prozent Marktanteil in Deutschland bisher kaum getankt. Falls man Bedenken hat, ob der Motor E10 verträgt, lässt sich das bei der Deutschen Automobil Treuhand online nachschauen oder beim Händler erfragen.
CONTRA E10 - DOCH KEINE SO GRÜNE IDEE?
Was gegen E10 als Teil einer Klimaschutzstrategie spricht, erfährt Katharina von Benjamin Stephan von Greenpeace. Er erklärt, dass vor allem die indirekte Landnutzungsänderung ein Problem ist. Dabei wird landwirtschaftlich genutzte Fläche in eine anderen Nutzungsform überführt. Beispiel Brasilien: Dort baut man beispielsweise auf Flächen, auf denen eigentlich Rinder gehalten werden, Zuckerrüben für Biokraftstoffe an. Dadurch werden die Rinderzüchter verdrängt und beginnen, sich neue Gebiete im Amazonas zu erschließen. Indirekt wird also für Bioethanol Regenwald gerodet.
E10: SINNVOLL ODER SINNLOS?
Dr. Helena Ponstein, Nachhaltigkeitsexpertin an der Uni Helsinki, erklärt, ein großer Knackpunkt von Bioethanol seien die direkten Emissionen durch z.B. Pestizide und Düngemittel, die beim Anbau der Energiepflanzen erforderlich sind. Außerdem ist der Ladnutzungswechsel ein riesiges Problem. Denn wenn Flächen, die viel CO2 binden, wie Moore und Wälder für die Bioethanolherstellung zerstört werden (auch, wenn dies indirekt passiert), dann setzt das mehr Emissionen frei, als durch den Biokraftstoff wieder eingespart werden können. Ein Vorteil ist aber, dass die Pflanzen für das Bioethanol beim Wachsen CO2 binden. Allerdings besitzt E10 nicht ganz so viel Power und es muss rund 1% mehr Treibstoff getankt werden. Obwohl bei uns in Europa hohe Auflagen für die Herstellung von Bioethanol herrschen, kann es sein, dass durch indirekte globale Wechselwirkungen trotzdem Ökosysteme zerstört und der Regenwald gerodet werden. Nur damit wir hier in Deutschland mit E10 fahren können. E10 ist also nicht die Lösung fürs Klima. Weniger fahren! Das ist am Ende immer besser fürs Klima!
Autor: Maurice Kaufmann
Schnitt: Christoph Eggener
Redaktionsleitung solisTV: Sarah Weihsweiler
Redaktionsleitung SWR: Inga Vennemann, Holger Conzelmann
QUELLEN:
►Leitfaden der Deutschen Automobil Treuhand [DAT], dem Verband der Automobilindustrie [VDA] und Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller [VDIK];(2011): „Diese Fahrzeuge vertragen E10“. Online unter: https://www.dat.de/fileadmin/de/downl...
►Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (2020): „E10 – Mehr Bio im Benzin“. Online unter: https://www.bmu.de/themen/luft-laerm-...
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