Unbeschrankte Bahnübergänge: Der vermeidbare Tod | Kontrovers | BR24

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Unachtsamkeit, Unwissenheit, eine hohe Risikobereitschaft - jedes Jahr sterben in Deutschland rund 50 Menschen an Bahnübergängen ohne Schranken. Wie kann das heutzutage noch sein? Die Anlagen an besonders gefährlichen Stellen fehlen deshalb oft, weil sich die verantwortlichen Stellen nicht über Grundstücke und Kostenbeteiligungen einigen können. Mit tödlichen Folgen.

Jedes Mal, wenn Bertram Stüber mit dem Zug auf einen unbeschrankten Bahnübergang zusteuert, fährt die Angst mit. Mit jedem Meter fühlt sich der Lokführer der Situation weiter ausgeliefert. "Man hat keine Chance", sagt er. Ein unaufmerksamer Moment beim Autofahren, ein Kind, das die Gefahr nicht richtig einschätzt, ein kleiner Fehler reicht aus für eine Tragödie. "Einmal die Woche ist irgendwo eine Schicht dabei, wo man denkt: Das war knapp. Da hat einer nicht aufgepasst. Gott sei Dank hat er es noch erkannt", erzählt Stüber im BR-Politikmagazin Kontrovers.

Mehr als die Hälfte der Bahnübergänge in Bayern unsicher
In Bayern sind mehr als die Hälfte der etwa 3.000 Bahnübergänge unbeschrankt. Allein im vergangenen Jahr kam es zu 35 Unfällen und sieben Toten, in den Jahren vorher waren es teils deutlich mehr. Ein Bundesgesetz legt schon lange das Ende dieser Gefahrenpunkte fest und will diese durch Brücken und Tunnel ersetzen. Aber die Umsetzung scheitert oftmals an lokalen Konflikten.

Der Fall Soyen: Viele Unfälle, trotzdem keine Schranken
So ist es auch in Soyen bei Wasserburg. Dort teilt eine Bahnstrecke den ganzen Ort, an den Übergängen kommt ungewöhnlich häufig zu Unfällen. In den vergangenen Jahren sind sieben Menschen gestorben. Inzwischen hat die Gemeinde ein Gesamtkonzept vorgelegt, bei dem die drei verbliebenen unbeschrankten Bahnübergänge modernisiert werden sollen, wie es heißt.

Streit um Vogelschutzhecke verhindert Modernisierung
Derzeit passiert in Soyen aber nichts. Denn damit die Gemeinde ihre Pläne umsetzen kann, müsste sie eine Vogelschutzhecke abreißen. Deren Besitzerin Gerlinde Ecklmaier aber will das nicht. "Erstens, weil das Naturschutz ist, schon seit über 30 Jahren. Und zweitens aus persönlichen Gründen", erklärt sie. "Das Geräusch von der Eisenbahn. Zumindest im Sommer hört man fast nichts. Im Winter hört man es bis ins Schlafzimmer."

Anwohnerin fordert Sperrung des Bahnübergangs
Statt die Hecke zu entfernen, fordert Ecklmaier die Schließung des Bahnübergangs. So sei es ausgemacht gewesen, sagt sie. Die lokale Politik wiederum macht Familie Ecklmaier dafür verantwortlich, dass die Modernisierung der Bahnübergänge nicht vorankommt. Das Ergebnis: Zunächst bekommt keine der drei Bahnübergänge im Ort eine Schranke.

Lokführer war selbst schon mal in tödlichen Unfall verwickelt
Für Lokführer Bertram Stüber sind die ungesicherten Bahnübergänge eine große psychische Belastung. Er weiß, was es heißt, jemanden mit dem Zug zu erfassen. Er erinnert sich noch genau an den Tag vor zehn Jahren, als sein Zug mit 110 Kilometer Geschwindigkeit auf ein Auto prallte. Das Fahrzeug wurde 700 Meter mitgeschleift, eine Frau kam ums Leben. "Man hört einen Schlag. Ich sehe noch, dass der Autotürgriff sich bei mir im Scheibenwischer verhangen hat", erzählt er. "Das vergisst man nicht so einfach." Seitdem fragt er sich: Was hätte man machen können? "Das arbeitet in einem", sagt er.

Staatsregierung verweist auf andere Verantwortliche
Die bayerische Regierung weist die Verantwortung von sich. "Die Sicherung von Bahnübergängen ist eine Gemeinschaftsaufgabe der für die Eisenbahnanlage und die Straßenanlage Verantwortlichen", heißt es auf Kontrovers-Anfrage. "Diese entscheiden auch, ob es einen Bahnübergang gibt und wie dieser im jeweiligen Einzelfall zu sichern ist."

Autoren: Beate Greindl, Jonas Meyer, Irini Bafas

Aus der Kontrovers-Sendung vom 15.3.2023

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