Rad-Reise: 24.000km von Kapstadt nach Wien

Was passiert mit einem Menschen, wenn er 15 Monate lang jeden Tag in die Pedale tritt? 24.000 Kilometer Fahrrad fahren – das ist gigantisch. Tanja Willers ist von Kapstadt nach Wien geradelt.

Die Podcast-Gästin:

Tanja Willers ist Fahrradmechanikerin und ausgebildete Lehrerin. Mit ihrer Freundin Johanna ist sie mit dem Fahrrad 24.000 Kilometer von Kapstadt nach Wien gefahren. Mehr Infos auf www.roamingpedals.com und auf Instagram: https://www.instagram.com/roaming_ped...

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Was nehme ich mir mit?

Angefangen hat alles mit einer "verrückten Idee", wie Tanja sagt. Die beiden wollten eigentlich mit dem Bus von Kapstadt nach Hause fahren. Aber das wäre nicht ihr Ding gewesen - also nahmen sie stattdessen die Fahrräder.

Am Anfang gab es viel zu organisieren: Route planen, Ausrüstung kaufen, Fahrräder besorgen. Bis zum Schluss wussten sie nicht, mit welchen Rädern sie fahren. Einen Monat vor der Abreise bekamen sie dann ihre Reiseräder - und flogen damit gleich nach Kapstadt.

Ein Tag auf so einer Reise? Aufwachen im Zelt, Frühstück machen, Zelt abbauen, losfahren. Immer dem Tageslicht nach. Zwischendurch Pausen, je nach Hitze und Regen. Abends dann Zeltplatz suchen, kochen, schlafen. Und dabei bis zu 500g Nudeln verdrücken.

Für mich erstaunlich: Die beiden hatten keine genaue Route geplant, sondern immer nur so für 1 Woche voraus. Sie sind einfach gefahren, solange es Spaß gemacht hat. Manchmal 100 km am Tag, je nach Kraft und Lust.

Herausfordernd wurde es manchmal mit den Menschen. In Äthiopien z.B. fühlten sie sich von den Einheimischen bedrängt, wurden angehalten, angestarrt, mit Steinen beworfen. Da war das Zelt abends der einzige Rückzugsort.

Besonders spannend fand ich Tanjas Erzählungen aus Saudi-Arabien. Ein reiches Land mit guter Infrastruktur. Unterwegs wurden sie von den Menschen mit Essen und Getränken versorgt. Auch wenn die Landschaft öde war - an Verpflegung mangelte es nie.

Als zwei Frauen alleine hatten sie in den konservativen Ländern einen Sonderstatus, erzählt Tanja. Dass sie lesbisch waren mussten ja nicht alle wissen. Teilweise wurde Johanna sogar für einen Mann gehalten. So konnten sie sich etwas freier bewegen. Aber die Geschlechtertrennung bekamen sie schon zu spüren.

Was mir hängen geblieben ist: Man wächst in so eine Reise rein. Ob man fit genug ist? "Ja", sagt Tanja. "Du entscheidest, wie weit und schnell du fährst." Ihr Tipp für alle, die auch mal eine Radreise machen wollen: Klein anfangen und sich langsam steigern.

Erstaunlich finde ich, wie günstig so eine lange Reise sein kann. 3000-4000€ für ein ganzes Jahr unterwegs - wenn man mit Zelt und Gaskocher auskommt. Tanjas Geschichte hat mir wieder gezeigt: Die Welt ist gar nicht so groß und unüberwindbar, wie man denkt.

Es war spannend, Tanja zuzuhören und mitzuerleben, wie viele Vorurteile sie über den Haufen geworfen hat. Ob Iran, Saudi-Arabien oder Afrika - überall begegneten ihr vor allem neugierige und gastfreundliche Menschen. Egal welche Hautfarbe, Religion oder sexuelle Orientierung.

00:00 Intro
00:50 Der Anfang einer verrückten Idee
02:42 Wie plant man eine Radreise?
05:34 Eine Radroute planen
06:12 E-Bike oder nicht?
06:37 Bildungskarenz oder Sabbatical für eine Reise
07:50 Fahrradgeschäft in Wien
08:15 Fahrrad-Ausrüstung zusammenstellen
09:20 Das Ziel des Reisens
13:04 Der Alltag auf einer Fahrrad-Tour?
16:49 Körperliche Belastung und Essen
19:21 Pausen während der Radtour
23:00 Ausgaben auf der Reise
22:56 Freiheit im Kopf: Vienna waits for you
25:32 Ein Safe Space auf der Reise und Gespräche während der Fahrt
27:41 Sicherheit während der Reise
34:38 Selbstfindung
38:31 Langeweile beim Fahrradfahren
40:05 Touristen vs. Reisende
49:05 Als Frauen reisen
52:03 Das Nachhausekommen und das Ende der Reise
54:07 Wie geht es Tanja jetzt in Wien?
56:01 Der Alltag: Gemeinsam ist es leichter
1:01:30 Tipps für die eigene Reise

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