(Wie) Ist der „Iconic Turn“ mit der christlichen Erzählung verknüpfbar? Vortrag von J. Rauchenberger

Im 2. Panel von "ICONIC TURN #1. Wissenschaftliche Erkundungen und Perspektiven" stellt der Kunsthistoriker, Kurator und Theologe Johannes Rauchenberger die Frage nach einer Verknüpfung des "ICONIC TURN" mit "christlicher Erzählung".
Im Christentum gehe es bei aller Wertschätzung für die Ikone, für Kult- und Andachtsbilder eigentlich um einen „Corporal Turn“, das heißt, letztlich doch nicht einfach um das Bild oder die Erscheinung, auch nicht nur um das Urbild, sondern um den Körper, das Fleisch, die Materie – um Johannes von Damaskus gleich an dieser Stelle zu bemühen – also um das inkarnatorische Prinzip: Das war ein Debattenbeitrag Rauchenberger vor 15 Jahren bei einem ähnlich ausgerichteten Symposium.
15 Jahre später plädiert er aufgrund seiner kuratorischen Erfahrung aus 100 Ausstellungen für eine große Weite des Bildbegriffs, um Verknüpfungen zu realisieren.
Ikonische Wendungen in der Kunst zu entdecken, die die christliche Erzählung aufnehmen, sie betreffen, sie herausfordern, ja wieder spannend machen könnten, sind seines Erachtens die entscheidende Aufgabe, wenn man den Diskurs von Kunst und Christentum für die Zukunft weiterführen möchte.
Man müsse nach Schnittstellen suchen, die zwischen der Kunst der Gegenwart und christlicher Erzählung auszumachen sind: Angesichts der Weltlage sind nur mehr Allianzen zu legitimieren, keine Kulturkämpfe.
Wenn man nämlich diese erlebten Schnittstellen in Fragen, die zeitgenössische Kunst sich stelle (und die sich freilich auch die Kirche stellen müsste) umwandelt, so könnten diese, sehr vereinfachend formuliert, folgendermaßen lauten:

Wie bannen wir Gewalt aus der Religion?
Was können wir noch tun? Katastrophengefühl und Globalisierung
Wie fragil ist Wahrheit!
Macht Religion heil – oder krank?
Welchen Kult werden wir feiern?
Wie geben wir Leben weiter?
Was können wir hoffen?
(Wohin) geht die christliche Bildwelt in der heutigen Kunst?
Wo(hin) ist Gott?