Antje Grieß ist Schreinermeisterin, 42 Jahre alt und glückliche Hausbesitzerin des wohl ältesten Hauses in Siebeldingen in der Pfalz: der alten Dorfschule aus dem 18. Jahrhundert.
Vor sechs Jahren kaufte sie es günstig und auch für die Sanierung kam sie mit Materialkosten von insgesamt 35.000 Euro aus. Das natürlich nur, weil sie in den sechs Jahren Bauzeit fast alles im Alleingang renovieren konnte. Vorher hatte sie mit ihrem Sohn immer zur Miete gewohnt und dabei jede Wohnung besser hinterlassen, als sie vorher war. Das ermutigte sie zum Kauf eines eigenen Objektes, das sie auch als Altersvorsorge nutzen will.
Die Schreinermeisterin nahm die Sanierung selbst in die Hand und erlebte erst mal eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Mit vielem hatte sie gerechnet, nicht aber mit gebrochenen tragenden Balken. Das Fachwerkhaus aus dem Jahr 1780 war in einem maroden Zustand, musste zunächst entkernt werden. 65 Tonnen Bauschutt holte sie mit einem Kollegen heraus, bevor sie mit der Sanierung beginnen konnte. Als alleinerziehende Mutter eines damals elfjährigen Sohnes und in Vollzeit berufstätig als Schreinerin, war das eine echte Herausforderung.
Nach und nach hat sie sich auch mit der Geschichte des Hauses beschäftigt. Der Keller, auf dem das Haus steht, wurde bereits 1525 gebaut und überall im Haus fand sie Relikte aus vorherigen Zeiten, die auch nach der Sanierung wieder ihren Platz im Haus gefunden haben. Antje ging es vor allem darum, der historischen Bauweise gerecht zu werden, um den alten Charme des Hauses zu erhalten.
Jeden der Räume, die sich auf 135 Quadratmetern in der alten Dorfschule verteilen, hat Antje sorgfältig geplant und auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten. Eine offene Küche und ein großzügiges Wohnambiente waren ihr wichtig.
Da sie nur ein sehr kleines Budget zur Verfügung hatte, musste sie auch bei den Möbeln selbst Hand anlegen. Viele Möbel in Küche, Schlaf- und Wohnzimmer hat sie komplett selbst gebaut. Baulatten wurden unter anderem zu stylischen Tischplatten zusammengezimmert, ausrangierte Möbel einer Arztpraxis hat sie mit zweckmäßigem, neuem Innenleben aus Holz versehen. Auch die alten Stühle der Dorfschule hat sie vom Sperrmüll gerettet, angestrichen, neu lackiert und die Sitzflächen mit Stoff überzogen.
Antje hat viel Wert darauf gelegt, den alten Fundstücken, die sie bei der Sanierung gefunden hat, eine neue Bedeutung zu geben oder alte Baumaterialien aus dem Haus wiederzuverwenden, indem sie sie z. B. in Möbel umwandelt. So wurden aus der alten Decke des Badezimmers unter anderem ein Waschtisch und eine Ablage im jetzigen Gäste-WC. Aus der alten Badezimmerwand hat sie einen schicken Esstisch für den Hof gezimmert. Die Schreinerin hat einfach das Holz der Fachwerkwand in Latten zerschnitten und zu einer Tischplatte zusammengefügt.
Auch bei den Küchengeräten und Lampen ist sie nach dem „Aus-Alt-Mach-Neu-Prinzip“ vorgegangen. Die alte Kaffeemühle ihres Opas funktioniert neu verkabelt wieder einwandfrei. Reparieren statt Wegwerfen – das galt auch für die alte Brotschneidemaschine, bei der nur die Messer nachgeschärft werden mussten. Durch die alten Geräte und Maschinen hat Antjes Küche auch einen Retro-Style bekommen. Die Lampe über dem Esstisch sieht zwar aus wie eine Designerlampe, hat aber gerade mal zwanzig Euro gekostet: Antje hat einfach eine Küchenunterbau-Leuchte mit Eiche und Linoleum aufgehübscht und dann mit Textilkabeln versehen.
Mit viel Fantasie, Kreativität und vor allem handwerklichen Geschick hat sie das Haus in kleinen Schritten zu neuem Leben erweckt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und dafür wurde sie 2021 auch von der Landesbausparkasse mit einem Sonderpreis beim bundesweiten Wettbewerb „Das Goldene Haus“ ausgezeichnet.
Ein Film von Catherine v. Westernhagen, Bettina Lichtenauer (Kamera), Arrien Peters (Ton) und Roland Rossner (Schnitt).
00:00 Alte Dorfschule
01:35 Küche
02:22 Esszimmer
03:14 Wohnzimmer
04:35 Gäste-WC
05:14 2. Etage
06:40 Gästezimmer
07:18 Schlafzimmer
08:03 Badezimmer
08:52 Jugendzimmer
09:25 Hof & Wintergarten
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